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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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KAPITEL I:  7. NOVEMBER - 2. DEZEMBER
    1. Laguna Beach, Kalifornien
    Dominick Corvaisis war bequem ausgestreckt in seinem Bett eingeschlafen, unter einem frischen weißen Laken und einer leichten Wolldecke, aber er erwachte an einem anderen Ort - in der hintersten Ecke des großen Wandschrankes im Flur, hinter Mänteln und Jacken, zusammengekauert wie ein Fötus. Seine Hände waren zu Fäusten geballt, und seine Nacken-und Armmuskeln waren von der nervlichen Anspannung eines vergessenen Alptraumes völlig verkrampft.
    Er konnte sich nicht daran erinnern, seine komfortable Matratze irgendwann in der Nacht verlassen zu haben, aber die Feststellung, dass er während der Stunden der Dunkelheit in den Schrank umgezogen war, überraschte ihn nicht allzusehr, denn er hatte diese Erfahrung in letzter Zeit schon zweimal zuvor gemacht.
    Somnambulismus, eine potentiell gefährliche Angewohnheit, die unter der volkstümlichen Bezeichnung Schlafwandeln bekannt ist, hat Menschen durch die Jahrtausende der Geschichte hindurch fasziniert. Er faszinierte auch Dom, seit er selbst darunter litt. Die ältesten Erwähnungen von Schlafwandlern stammten aus der Zeit um 1000 v. Chr. Die alten Perser glaubten, der umherwandernde Körper eines Schlafwandlers suche seinen Geist, der sich während der Nacht von ihm gelöst und entfernt habe. Im finsteren Mittelalter griff in Europa hingegen die Meinung um sich, es handle sich dabei um eine Art von Besessenheit durch Dämonen oder um Lykanthropie, um die Verwandlung von Menschen in Raubtiere.
    Dom Corvaisis war nicht allzu beunruhigt über diese Heimsuchung, obwohl sie ihn verwirrte und ihm etwas peinlich war.
    Als Schriftsteller fand er diese nächtlichen Wanderungen sogar ganz interessant, denn er betrachtete jede neue Erfahrung unter dem Gesichtspunkt, ob sie sich möglicherweise literarisch verwerten ließe.
    Aber obwohl er sein eigenes Schlafwandeln vielleicht würde schöpferisch umsetzen können - eine Heimsuchung war und blieb es dennoch. Er kroch aus dem Schrank, wobei er unwillkürlich aufstöhnte, weil der Schmerz in seinem Nacken heftig in Kopf und Schultern ausstrahlte. Seine Beine waren so steif und taub, dass er Mühe hatte, sich aufzurichten.
    Er kam sich ziemlich albern vor. Obwohl er inzwischen wusste, dass Somnambulismus ein Leiden war, das auch Erwachsene befallen konnte, empfand er ihn im Grunde immer noch als etwas Kindliches, als ein Problem von der gleichen Art wie Bettnässen.
    In blauer Pyjamahose und mit nacktem Oberkörper tappte er barfuss durch Wohn-und Schlafzimmer ins Bad. Sein Spiegelbild zeigte ihm das Gesicht eines liederlichen Menschen, eines Wüstlings nach tagelangen schamlosen Ausschweifungen jedweder Art.
    In Wirklichkeit war er jedoch ein Mann mit bemerkenswert wenigen Lastern. Er rauchte nicht, nahm kein Rauschgift, überaß sich nicht. Er trank wenig. Er mochte Frauen, hielt aber nichts von Promiskuität; er glaubte, dass zu einer sexuellen Beziehung auch Zuneigung und eine mehr oder weniger feste Bindung gehörten. Tatsache war, dass er seit nunmehr fast vier Monaten keinen Geschlechtsverkehr mehr gehabt hatte.
    So miserabel, so verlebt sah er nur aus, wenn er beim Aufwachen feststellen musste, dass er nachts völlig unvorhergesehen in eine behelfsmäßige Lagerstatt umgezogen war. Jedesmal fühlte er sich nach dem Schlafwandeln völlig erschöpft, wie gerädert.
    Er setzte sich auf den Rand der Badewanne und betrachtete zuerst die linke, dann die rechte Fußsohle. Sie waren nicht verkratzt oder sonstwie verletzt, ja nicht einmal besonders schmutzig, folglich hatte er das Haus nicht verlassen. Er war schon früher zweimal in Kleiderschränken aufgewacht, zuletzt in der vergangenen Woche und zum erstenmal zwölf Tage davor, und auch bei jenen Gelegenheiten hatte er keine schmutzigen Füße gehabt. Wie damals, so hatte er auch jetzt wieder das Gefühl, meilenweit gelaufen zu sein, ohne etwas davon zu wissen, aber wenn dem tatsächlich so sein sollte, so musste er unzählige Male die Runde durch sein kleines Haus gemacht haben.
    Eine lange heiße Dusche linderte seine Muskelschmerzen. Er war schlank und körperlich fit; mit seinen 35 Jahren verfügte er über eine große Zähigkeit, und so fühlte er sich nach dem Frühstück fast schon wieder wie ein Mensch.
    Mit einer Tasse Kaffee in der Hand genoss er eine Zeitlang von seiner Veranda aus den herrlichen Blick auf den sanft zum Meer hin abfallenden Strand, dann begab er sich in sein Arbeitszimmer,

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