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Die Macht des Lichts

Die Macht des Lichts

Titel: Die Macht des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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ist viel wertvoller als eines, das man nicht versteht. Vielleicht liegt es auch daran, dass nur die Starken überleben, wenn sie ständig gegeneinander kämpfen. Ich weiß es ehrlich nicht. Die Auserwählten sind vorhersehbar, aber der Große Herr ist das nicht. Selbst nach Jahrzehnten des Studiums kann ich mir nicht sicher sein, was er will oder warum er es will. Ich weiß nur, dass diese Schlacht nicht auf die Weise ausgetragen wird, mit der al’Thor rechnet.«
    »Und was hat das mit mir zu tun?«
    »Nicht viel«, erwiderte Verin und schnalzte ärgerlich auf sich selbst mit der Zunge. »Ich fürchte, ich lasse mich ablenken. Wo wir doch so wenig Zeit haben. Ich muss mich wirklich mehr konzentrieren.« Noch immer erschien sie wie die angenehme gelehrte Braune. Egwene war immer davon ausgegangen, dass Schwarze Schwestern … anders sein würden.
    »Wie dem auch sei«, fuhr Verin fort. »Wir sprachen davon, was Ihr hier in der Burg getan habt. Ich hatte befürchtet, dass ich Euch bei meinem Eintreffen noch immer mit Euren Freunden draußen rumspielen finde. Stellt Euch mein Erstaunen vor, dass Ihr nicht nur Elaidas Regime infiltriert, sondern auch noch den halben Saal gegen sie gewendet habt. Ihr habt einige meiner Bundesgenossinnen sehr verärgert, das kann ich Euch versichern. Sie sind nicht sehr erfreut.« Verin schüttelte den Kopf, trank einen Schluck Tee.
    »Verin, ich …« Egwene hielt inne. »Was ist mit…«
    »Ich fürchte, dazu ist keine Zeit.« Verin beugte sich vor. Plötzlich schien sich etwas an ihr zu verändern. Obwohl sie noch immer die gealterte - und zeitweise mütterliche - Frau war, wurde ihre Miene entschlossener. Sie sah Egwene an, und die Intensität in ihrem Blick war erschreckend. War das tatsächlich dieselbe Frau?
    »Danke, dass Ihr das weitschweifige Geschnatter einer Frau ertragt«, sagte Verin mit weicherem Tonfall. »Es war so nett, beim Tee miteinander zu plaudern, wenigstens noch dieses eine Mal. Nun, es gibt da einige Dinge, die Ihr wissen müsst. Vor einigen Jahren stand ich vor einer Entscheidung. Ich befand mich in einer Lage, in der ich entweder dem Dunklen König die Treue schwören oder enthüllen musste, dass ich das weder je wollte noch in Zukunft beabsichtigte. Woraufhin man mich hingerichtet hätte.
    Vielleicht hätte eine andere einen Ausweg aus dieser Situation gefunden. Viele hätten sich einfach für den Tod entschieden. Ich allerdings betrachtete es als Gelegenheit. Wisst Ihr, man bekommt so selten die Möglichkeit, die Bestie aus dem Inneren ihres Herzens zu studieren, dass man wirklich entdecken kann, was ihr Blut fließen lässt. Dass man entdeckt, wo all die kleinen Adern und Gefäße hinführen. In der Tat eine außerordentliche Erfahrung.«
    »Wartet«, sagte Egwene. »Ihr habt Euch der Schwarzen Ajah angeschlossen, um sie zu studieren?«
    »Ich habe mich ihr angeschlossen, um meine Haut zu retten«, berichtigte Verin lächelnd. »Ich hänge sehr daran, auch wenn Tomas ständig auf diesen grauen Haaren herumreitet. Wie dem auch sei, nachdem ich mich den Schwarzen angeschlossen hatte, konnte ich das Beste aus der Situation machen, indem ich sie studiere.«
    »Tomas. Weiß er, was Ihr getan habt?«
    »Er war selbst ein Schattenfreund, Kind«, sagte Verin. »Der nach einem Ausweg suchte. Nun, es gibt aber keinen Ausweg, nachdem der Große Herr erst einmal die Krallen in einen geschlagen hat. Aber es gibt eine Möglichkeit, sich zu wehren, für seine Taten Wiedergutmachung zu üben. Ich bot Tomas diese Möglichkeit an, und ich glaube, er war mir dafür ziemlich dankbar.«
    Egwene zögerte, versuchte das alles zu begreifen. Verin war eine Schattenfreundin … und doch wiederum nicht. »Ihr sagt, er ›war‹ Euch ziemlich dankbar?«
    Verin antwortete nicht sofort. Sie trank nur den nächsten Schluck Tee. »Die Eide, die man dem Großen Herrn leistet, sind recht spezifisch«, fuhr sie schließlich fort. »Und wenn sie jemandem abgenommen werden, der die Macht lenken kann, sind sie auch sehr bindend. Unmöglich zu brechen. Man kann andere Schattenfreunde verraten, man kann sich gegen die Auserwählten wenden, wenn man das rechtfertigen kann. Der Egoismus muss bewahrt werden. Aber ihn kann man nie verraten. Man kann den Orden nicht an Außenstehende verraten. Aber wie gesagt sind die Eide spezifisch. Sehr spezifisch.« Sie schaute auf und erwiderte Egwenes Blick. »›Ich schwöre, den Großen Herrn nicht zu verraten, meine Geheimnisse zu bewahren bis zur Stunde

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