Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Macht des Lichts

Die Macht des Lichts

Titel: Die Macht des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
Vom Netzwerk:
verdiene.« Egwene schaute auf die Bücher nieder. »Ein Vertrauen, wie Ihr es gezeigt habt.«
    »Unsinn, Kind«, erwiderte Verin, gähnte erneut und schloss die Augen. »Ihr werdet die Amyrlin sein. Da bin ich mir sicher. Und eine Amyrlin sollte gut mit Wissen gewappnet sein. Vor allem das ist die heiligste Pflicht der Braunen - die Welt mit Wissen zu wappnen. Ich bin noch immer eine von ihnen. Das Wort Schwarze Schwester wird meinen Namen für immer brandmarken, aber bitte sorgt dafür, dass sie erfahren, dass meine Seele die einer echten Braunen ist. Sagt ihnen …«
    »Das werde ich, Verin«, versprach Egwene. »Aber Eure Seele ist nicht braun. Das sehe ich.«
    Verins Lider hoben sich mühsam, und sie erwiderte Egwenes Blick, während sich ihre Stirn in Falten legte.
    »Eure Seele ist reines Weiß, Verin«, sagte Egwene leise. »Wie von reinem Licht.«
    Verin lächelte, und ihre Augen schlossen sich. Der eigentliche Tod war noch einige Minuten entfernt, aber zuerst trat die Bewusstlosigkeit ein, und sie kam schnell. Egwene saß da und hielt die Hand der Frau. Elaida und der Saal konnten sich um sich selbst kümmern; Egwene hatte ihre Saat gut gesät. Jetzt dort aufzutauchen und Forderungen zu stellen würde nur ihre Autorität überstrapazieren.
    Nachdem Verins Puls verklungen war, stellte Egwene die Tasse mit dem vergifteten Tee zur Seite und hielt die Untertasse vor Verins Nase. Auf der funkelnden Oberfläche erschien kein Atemhauch. Es kam ihr herzlos vor, das doppelt zu überprüfen, aber es gab Gifte, die einen tot erscheinen und den Atem verlangsamen lassen konnten, und falls Verin Egwene auf die falschen Schwestern hätte hetzen wollen, wäre das eine wunderbare Methode dazu gewesen. Herzlos in der Tat, und Egwene fühlte sich schrecklich dabei, aber sie war die Amyrlin. Sie tat das, was schwierig war, und zog alle Möglichkeiten in Betracht.
    Sicherlich würde keine echte Schwarze Schwester bereit sein zu sterben, nur um so eine falsche Fährte zu legen. In ihrem Herzen vertraute sie Verin, aber ihr Verstand wollte Sicherheit. Sie warf einen Blick auf den einfachen Schreibtisch, wo sie die Bücher abgelegt hatte. In diesem Augenblick öffnete sich die Tür ohne Vorwarnung, und eine junge Aes Sedai - die erst vor so kurzer Zeit zur Stola erhoben worden war, dass ihr Gesicht noch nicht das alterslose Aussehen angenommen hatte - spähte herein. Turese, eine der Roten Schwestern. Also hatte man endlich jemanden dazu abgestellt, Egwene zu bewachen. Ihre Freiheit war wieder vorbei. Nun, es war sinnlos, sich über das zu ärgern, was hätte sein können. Die Zeit war gut verbracht worden. Sie wünschte sich, Verin wäre eine Woche früher zu ihr gekommen, aber was geschehen war, war geschehen.
    Die Rote Schwester betrachtete Verin stirnrunzelnd, und Egwene hob schnell einen Finger an die Lippen und warf der jungen Frau einen finsteren Blick zu. Dann eilte sie zur Tür.
    »Sie ist gerade angekommen und wollte mich wegen einer Aufgabe sprechen, die sie mir vor langer Zeit aufgetragen hatte, noch vor der Spaltung der Burg. Manchmal können sie so seltsam beharrlich sein, diese Braunen Schwestern.« Wahre Worte, jedes Einzelne davon.
    Turese kommentierte die Bemerkung über die Braunen mit einem Nicken.
    »Ich wünschte, sie hätte sich auf ihr eigenes Bett gelegt«, fuhr Egwene fort. »Ich bin mir nicht sicher, was ich jetzt mit ihr machen soll.« Wieder war das die Wahrheit. Egwene musste unbedingt den Eidstab in die Hände bekommen. Bei Gelegenheiten wie diesen erschien lügen viel zu bequem.
    »Ihre Reise muss sie ermüdet haben«, sagte Turese leise, aber energisch. »Ihr fügt Euch ihren Wünschen; sie ist eine Aes Sedai, und Ihr seid bloß eine Novizin. Stört sie nicht.«
    Und die Rote schloss die Tür. Egwene lächelte zufrieden. Dann fiel ihr Blick auf Verins Leiche, und das Lächeln verblasste. Irgendwann würde sie enthüllen müssen, dass Verin gestorben war. Wie sollte sie das bloß erklären? Nun, ihr würde etwas einfallen. Falls sie in Bedrängnis geriet, würde sie einfach die Wahrheit sagen.
    Aber zuerst musste sie einige Zeit mit dem Buch verbringen. Es war durchaus nicht unwahrscheinlich, dass man es ihr abnehmen würde, selbst mit dem Lesezeichen-Ter’angreal. Am besten verstaute sie den Schlüssel getrennt von dem verborgenen Buch. Oder sie vertraute den Schlüssel ihrem Gedächtnis an und vernichtete ihn. Alles wäre leichter zu planen gewesen, hätte sie gewusst, was im Saal geschah! Hatte

Weitere Kostenlose Bücher