Die Macht des Lichts
Leben vor, bei dem man alles beobachtete, registrierte und für das Allgemeinwohl arbeitete.
»Oh, tut das nicht«, sagte Verin. Sie fing an, blass auszusehen. »Sie haben viele Agenten unter uns, wie die Würmer, die die Frucht aus dem Kern herausfressen. Nun, ich fand, dass es Zeit war, mindestens einen von uns unter ihnen zu haben. Das ist das Leben einer einzigen Frau wert. Nur wenige Menschen hatten je die Gelegenheit, etwas so Nützliches und Wunderbares wie dieses Buch zu erschaffen, das Ihr gerade in Händen haltet. Wir alle wollen die Zukunft verändern, Egwene. Ich glaube, vielleicht könnte ich es schaffen, genau das zu tun.«
Sie holte tief Luft, dann hielt sie sich den Kopf. »O je. Das wirkt aber schnell. Eines muss ich Euch noch sagen. Schlagt bitte das rote Buch auf.«
Egwene gehorchte und fand einen Lederstreifen mit stählernen Gewichten an den Enden. Er war wie ein Lesezeichen, allerdings viel länger, als sie ihr je begegnet waren.
»Wickelt ihn um das Buch«, sagte Verin. »Steckt ihn zwischen zwei beliebige Seiten, dann führt die losen Enden um das Buch.«
Neugierig gehorchte Egwene, legte den Streifen auf eine willkürlich gewählte Seite und schloss das Buch. Dann legte sie das kleinere Buch auf das größere, nahm die beiden Enden des Lesezeichens, die hervorbaumelten, und führte sie zusammen. Die Gewichte passten zusammen. Sie hakte sie ineinander ein.
Und die Bücher verschwanden.
Egwene starrte sie an. Sie konnte sie noch immer in ihren Händen fühlen, aber die Bücher selbst waren unsichtbar.
»Ich fürchte, das funktioniert nur bei Büchern«, sagte Verin und gähnte. »Jemand aus dem Zeitalter der Legenden war anscheinend sehr darum besorgt, sein oder ihr Tagebuch vor anderen zu verbergen.« Sie lächelte schmal, wurde aber immer blasser.
»Ich danke Euch, Verin«, sagte Egwene und löste die Verriegelung wieder. Die Bücher wurden wieder sichtbar. »Ich wünschte, es gäbe eine andere Möglichkeit…«
»Ich muss zugeben, dass das Gift ein Ersatzplan war«, sagte Verin. »Ich sehne mich nicht nach dem Tod; da gibt es noch immer Dinge, die ich erledigen muss. Glücklicherweise konnte ich dafür sorgen, dass mehrere von ihnen … in Gang gebracht werden, falls ich nicht zurückkehre. Eigentlich wollte ich den Eidstab nehmen und sehen, ob ich damit die Eide an den Großen Herrn entfernen kann. Unglücklicherweise scheint man den Eidstab verlegt zu haben.«
Saerin und die anderen, dachte Egwene. Sie müssen ihn sich wieder genommen haben. »Es tut mir so leid, Verin.«
»Vermutlich hätte es sowieso nicht funktioniert.« Verin legte sich auf das Bett und richtete das Kissen hinter ihrem mit Grau durchzogenen Haar. »Es war ein ganz … besonderer Prozess, dem Großen Herrn diese Eide zu leisten. Ich wünschte, ich hätte noch eine Kleinigkeit für Euch in Erfahrung bringen können. Kind, eine der Auserwählten hält sich in der Burg auf. Es ist Mesaana, da bin ich mir sicher. Ich hatte gehofft, Euch den Namen nennen zu können, hinter dem sie sich versteckt, aber bei beiden Gelegenheiten, bei denen ich mit ihr zusammentraf, war sie so vermummt, dass ich es nicht feststellen konnte. Was ich sah, ist im roten Buch notiert.
Setzt Eure Schritte mit Bedacht. Schlagt vorsichtig zu. Ich überlasse Euch die Entscheidung, ob Ihr sie alle auf einmal entlarvt oder die wichtigsten unter ihnen nacheinander im Geheimen ausschaltet. Vielleicht wollt Ihr ja erst ihre Pläne in Erfahrung bringen, um Gegenmaßnahmen einzuleiten. Ein gutes Verhör könnte vielleicht Licht auf ein paar der Fragen werfen, die ich nicht beantworten konnte. Ach, Ihr seid noch so jung und müsst so viele Entscheidungen treffen.« Sie gähnte und verzog das Gesicht, als sie ein plötzlicher Schmerz durchzuckte.
Egwene stand auf und trat an ihre Seite. »Ich danke Euch, Verin. Ich danke Euch, dass Ihr mich auserwählt habt, diese Last zu tragen.«
Verin lächelte leise. »Ihr habt eine Menge mit den Bruchstücken erreicht, die ich Euch zuvor gab. Das war eine wirklich interessante Situation. Die Amyrlin befahl mir, Euch Informationen zu geben, um die Schwarzen Schwestern zu jagen, die aus der Burg geflohen waren, also musste ich gehorchen, auch wenn die Führung der Schwarzen über den Befehl sehr ärgerlich war. Wisst Ihr, eigentlich sollte ich Euch das Traum- Ter’angreal gar nicht geben. Aber ich hatte immer schon dieses Gefühl, was Euch betraf.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich ein solches Vertrauen
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