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Die Macht des Lichts

Die Macht des Lichts

Titel: Die Macht des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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Seanchanern hinterlassenen Loch in der Wand hatte sich eine Gruppe Arbeiter in dicken braunen Hosen und weißen Hemden versammelt. Egwene hatte befohlen, ein rosafarbenes Fenster in die Öffnung einzupassen, statt sie zuzumauern; eine Erinnerung an den Angriff auf die Weiße Burg. Eine Mahnung, dafür zu sorgen, dass so etwas nie wieder stattfand. Aber bevor man das Fenster einbauen konnte, mussten die Steinmetze erst die Seiten dafür glätten.
    Egwene und Silviana rauschten in den Raum und schritten die Rampe zum Boden hinunter, der wieder mit den Farben aller sieben Ajahs bemalt worden war, so wie es sich gehörte. Die Steinmetze erblickten sie und wichen respektvoll zurück; einer der Männer nahm die Mütze vom Kopf und drückte sie an die Brust. Als Egwene den Rand des Raumes erreichte und ein kurzes Stück vor der Öffnung stand, sah sie endlich, warum Silviana sie geholt hatte.
    Nach dieser langen Zeit war die Wolkendecke endlich aufgebrochen. Sie hatten sich zurückgezogen und bildeten einen Ring um den Drachenberg. Die Sonne flutete strahlend in die Tiefe und erhellte den schneebedeckten Gipfel. Der zerbrochene Schlund und die oberste Spitze der zerstörten Bergseite lagen in Licht getaucht. Es war das erste Mal seit Wochen, dass sich Egwene erinnern konnte, direktes Sonnenlicht zu sehen. Vielleicht war es sogar schon länger her.
    »Einigen Novizinnen ist es zuerst aufgefallen, Mutter«, sagte Silviana und trat an ihre Seite. »Und die Neuigkeit hat sich schnell verbreitet. Wer hätte je geglaubt, dass ein kleiner Ring aus Sonnenlicht einen solchen Aufruhr verursacht? Dabei ist es doch eine so schlichte Sache. Nichts, was man nicht schon zuvor gesehen hätte. Aber …«
    Es hatte etwas Wunderschönes an sich. Das Licht strömte in einer reinen und starken Säule in die Tiefe. Weit weg und doch bemerkenswert. Es war wie etwas, das man vergessen hatte, das aber irgendwie doch vertraut war, aus einer undeutlichen Erinnerung strahlte, um wieder Wärme zu bringen.
    »Was bedeutet das?«, fragte Silviana.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Egwene. »Aber ich heiße den Anblick willkommen.« Sie zögerte. »Diese Öffnung in den Wolken ist zu regelmäßig, um eine natürliche Ursache zu haben. Markiert diesen Tag im Kalender, Silviana. Etwas ist geschehen. Vielleicht werden wir eines Tages erfahren, was es ist.«
    »Ja, Mutter«, sagte Silviana und schaute wieder durch das Loch.
    Egwene blieb neben ihr stehen, statt sofort in ihr Arbeitszimmer zurückzukehren. Es fühlte sich gut an, das ferne Licht zu betrachten, das so willkommen und edel war. »Bald kommen Stürme«, schien es sagen zu wollen. »Aber im Augenblick bin ich da.«
    Ich bin da.

GLOSSAR
    Vorbemerkung zur Datierung
     
    Der Tomanische Kalender (von Torna dur Ahmid entworfen) wurde ungefähr zwei Jahrhunderte nach dem Tod des letzten männlichen Aes Sedai eingeführt. Er zählte die Jahre nach der Zerstörung der Welt (NZ). Da aber in den Jahren der Zerstörung und in den darauf folgenden Jahren fast totales Chaos herrschte und dieser Kalender erst gut hundert Jahre nach dem Ende der Zerstörung eingeführt wurde, hat man seinen Beginn völlig willkürlich gewählt. Am Ende der Trolloc-Kriege waren so viele Aufzeichnungen vernichtet worden, dass man sich stritt, in welchem Jahr der alten Zeitrechnung man sich überhaupt befand. Tiam von Gazar schlug die Einführung eines neuen Kalenders vor, der am Ende dieser Kriege einsetzte und die (scheinbare) Erlösung der Welt von der Bedrohung durch Trollocs feierte. In diesem zweiten Kalender erschien jedes Jahr als so genanntes Freies Jahr (FJ). Innerhalb der zwanzig auf das Kriegsende folgenden Jahre fand der Gazareische Kalender weitgehend Anerkennung. Artur Falkenflügel bemühte sich, einen neuen Kalender durchzusetzen, der auf seiner Reichsgründung basierte (VG = Von der Gründung an), aber dieser Versuch ist heute nur noch den Historikern bekannt. Nach weitreichender Zerstörung, Tod und Aufruhr während des Hundertjährigen Krieges entstand ein vierter Kalender durch Uren din Jubai Fliegende Möwe, einem Gelehrten der Meerleute, und wurde von dem Panarchen Farede von Tarabon weiterverbreitet. Dieser Farede-Kalender zählt die Jahre der Neuen Ära (NÄ) von dem willkürlich angenommenen Ende des Hundertjährigen Krieges an und ist während der geschilderten Ereignisse in Gebrauch.
    Aelfinn: Eine Rasse von Wesen, die größtenteils menschlich aussehen, aber auch schlangenähnliche Züge haben. Sie

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