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Die Macht des Schmetterlings

Die Macht des Schmetterlings

Titel: Die Macht des Schmetterlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Dickinson
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nachmittags sein musste. Dann drückte er die Ruftaste, um die Aufmerksamkeit einer Stewardess auf sich zu lenken.
    »Ja bitte, mein Herr?«
    »Kann ich mein Handy einschalten?«
    »Ich fürchte, nein, Sir.«
    »Aber ich erwarte einen höchst wichtigen Anruf.«
    Die Stewardess schenkte dem japanischen Geschäftsmann ihr strahlendstes Lächeln.
    »Das glaube ich Ihnen gerne, Sir, aber obwohl wir uns nicht in der Luft befinden, müssen Sie trotzdem alle elektronischen Geräte ausgeschaltet lassen.«
    Was für ein Pech, dachte er und schäumte innerlich. Seine Tochter würde auf dem Gipfel des Mount Everest aufgehalten werden, weil in fünftausend Meilen Entfernung irgendein lausiger Flug gestrichen worden war.

54
    Chinchewe, Malawi, Ostafrika
    Bakili konnte auf dem Pfad, der vor ihm lag, etwas erkennen. Aus der Entfernung glaubte er, es müsse sich um den Kadaver eines Hundes oder einer Ziege handeln. Dann aber erkannte er, dass es sein Bruder Kamuzu war, und der Boden um ihn war voller Blut.
    »Kamuzu!«, schrie er entsetzt. »Was ist passiert? Was hast du gemacht?«
    Bakili hob den Kopf seines Bruders an und stellte erleichtert fest, dass er noch am Leben war und dass er den Blick auf ihn richten konnte.
    »Ein Pavian«, antwortete Kamuzu flüsternd. »Sieh!«
    Bakili zuckte zusammen, als er die hässliche Wunde auf dem Schenkel seines Bruders entdeckte.
    »Hilf mir, die Blutung zu stoppen«, bat ihn Kamuzu schwach.
    Bakili presste das blutdurchtränkte T-Shirt fester auf die Wunde, aber instinktiv wusste er, dass sein Bruder sterben würde, wenn sie hierblieben.
    »Komm, steh auf. Du kannst hier nicht bleiben.« Bakili legte den Arm um Kamuzus Schultern und schaffte es, ihn auf die Füße zu heben.
    Dann ging er in die Hocke und lud sich Kamuzus Gewicht auf den Rücken. Die Last ließ seine jungen Beine um ein Haar einbrechen, als er sie in die Höhe stemmte. Während sein Bruder ihm die Arme kraftlos um den Hals schlang, machte er sich auf den Weg zurück, den Hügel hinunter. Er wusste, dass es keine andere Chance gab, als ihn bis zu der Straße zu tragen, die sich durch die Talsohle schlängelte. Von dort war es nur eine kurze Fahrt bis zur nächsten Klinik, wo man ihn womöglich retten konnte.
    Wenn sie Glück hatten und ein Auto oder einen Lastwagen fanden, die sie mitnahmen.
    Die Strecke war nicht weit, aber die Last war unerträglich schwer für Bakili, und er musste zweimal anhalten, um Atem zu schöpfen. Beide Male ließ er seinen Bruder, der immer wieder das Bewusstsein verlor, sanft von seinem Rücken zu Boden gleiten und rief ihm mit eindringlicher Stimme zu: »Kamuzu? Kamuzu! Sprich mit mir.« Aber schließlich war sein Bruder ohnmächtig geworden, der Blutverlust sandte seinen jungen Körper in ein tiefes Trauma. Bakili lud ihn sich wieder auf und bewegte sich weiter in Richtung Straße.

55
    Gipfel des Mount Everest, Nepal
    »Kuni ans Basislager. Hast du meinen Vater inzwischen erreicht?«
    »Leider nicht. Alles, was wir bekommen, ist seinen Anrufbeantworter. Sein Handy ist immer noch ausgeschaltet.«
    Kuni konnte es nicht fassen. »Versuch es noch mal«, drängte sie. »Ich bin sicher, er wird sich melden.«
    »Wie lange kannst du da oben noch bleiben, Kuni?«
    »Ich bleibe so lange wie möglich. Ich sehe zwei Bergsteiger, die gerade auf dem Gipfel ankommen, also habe ich wenigstens Gesellschaft.«
    »Ja, wir können sie durch unsere Ferngläser ebenfalls sehen. Wir nehmen an, es sind zwei aus dem deutschen Team. Grüß sie von uns, ja?«
    Die beiden deutschen Bergsteiger, Josef Theilart und Bernhard Karl, erreichten den Gipfel etwa zehn Minuten später, lächelten vor Freude und umarmten Kuni im Augenblick ihres Triumphes. Kuni kannte sie recht gut aus dem Basislager und war froh, etwas menschlichen Kontakt zu haben. Sie nahm Josefs Videokamera und filmte die beiden für ihre Geldgeber, dann machte sie einige Standaufnahmen.
    Bernhard revanchierte sich für den Gefallen und verbrachte mehrere Minuten damit, eine Reihe von Bildern von Kuni zu machen.
    »Wir gehen jetzt wieder nach unten«, sagte Josef zu ihr. »Willst du mitkommen?«
    »Nein danke. Ich warte noch und versuche, mit meinem Vater zu sprechen. Wenn ich bergsteige, spreche ich immer vom Gipfel aus mit ihm.«
    »Wie du willst. Aber fordere das Schicksal nicht heraus, okay?«
    Kuni umarmte die beiden Deutschen und sah zu, wie sie sich auf den langen Abstieg begaben. Auf einmal fühlte sie sich sehr einsam und isoliert. Der Tag, der für

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