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Die Macht des Schmetterlings

Die Macht des Schmetterlings

Titel: Die Macht des Schmetterlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Dickinson
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gegen seine Schulter. Aus einer Entfernung von etwa drei Metern zielte er sorgfältig.
    »Von hier kannst du ja gar nicht danebenschießen«, höhnte Jamie. »Das ist doch viel zu einfach.«
    »Also gut«, blaffte Will, sichtlich verärgert. Er setzte ein paar Schritte zurück und richtete die Perazzi von Neuem auf das Straßenschild, schloss sein rechtes Auge und schielte am Lauf entlang.
    Der Rückstoß war brutal. Viel brutaler, als Will es sich vorgestellt hätte. Er stolperte rückwärts, in seiner Schulter brach augenblicklich ein stechender Schmerz aus, und die Finger seiner linken Hand waren vom Schock der Explosion taub.
    »Wow!«, brüllte er und bemerkte ein wildes Zischen in seinem rechten Ohr.
    »Mein Gott, das war laut.« Jamies Gesicht war sehr bleich geworden.
    Beide betrachteten das rauchende Gewehr, dann blickten siehinauf zu dem Schild und stellten verblüfft fest, dass überhaupt kein Schaden daran festzustellen war.
    »Du Versager!« Jamie grinste böse. »Du hast nur herumgeballert und danebengetroffen.«
    »Das ist doch nicht möglich.« Will war fassungslos.
    »Und ob. Sieh doch hin.«
    »Aber   …« Vor Verlegenheit lief Will rot an.
    »Kein Aber, Kumpel. Du hast es verdammt noch mal verfehlt. Ich dachte mir schon, dass der Lauf zu weit nach oben gesaust ist, als du gefeuert hast. Die Kugel ist zu hoch geflogen.«
    »Ich habe nie im Leben danebengeschossen. Das müssen Platzpatronen sein.«
    »Wie bitte?«
    »Das ist die einzige Möglichkeit. Ich weiß, mein Vater hat Platzpatronen. Ich muss die falsche Kiste erwischt haben.«
    »Ach wo. Du bist einfach nur ein lausiger Schütze.«
    »Es sind Platzpatronen!« Will sandte ihm einen zornigen Blick.
    »Nein, sind es nicht.«
    Will leerte die Ladung aus und legte eine frische Patrone in die Öffnung.
    »Ich sag’s dir doch.«
    »Du kannst nicht schießen. Das ist das Problem.«
    »Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass das hier Platzpatronen sind.« Will schwang den Lauf herum, bis er auf Jamies Schenkel gerichtet war. »Sieh her. Ich könnte jetzt den Abzug drücken, und es würde überhaupt nichts passieren.«

59
    An Bord der BA225, Flughafen Heathrow
    Rens Flugzeug hatte sich keinen einzigen Zentimeter weit bewegt. Vom Kapitän hatte es keine weitere Durchsage mit Neuigkeiten gegeben, aber für jeden an Bord war ersichtlich, dass noch immer kein Flugsteig zur Verfügung stand, auf den sie hätten aufrücken können. Der japanische Geschäftsmann warf inzwischen jede Minute einen prüfenden Blick auf die Uhr, und seine Nervosität steigerte sich beständig, während er an seine Tochter dachte, die seiner Schätzung nach den Gipfel des Mount Everest mittlerweile längst erreicht haben musste.
    Er begann, sich durch den Stress ein wenig krank zu fühlen. Die Klimaanlage des Flugzeugs schien ihren Kampf aufgegeben zu haben. Schweißtröpfchen bildeten sich in seinem Nacken. Ihm war zumute, als wäre er außer Atem, und obendrein hatte er das unangenehme Gefühl einer wachsenden Klaustrophobie.
    Wieder drückte er die Ruftaste und bestellte damit die Stewardess zu sich.
    »Wie lange dauert es noch, bis ich aus diesem Flugzeug aussteigen kann?«, fragte er sie barsch.
    »Das kann ich Ihnen wirklich nicht sagen, Sir. Ich bin sicher, es wird nicht mehr lange dauern.«
    Ren zeigte ihr sein Handy. »Dieser Anruf, den ich erwarte   – er ist von meiner Tochter, wissen Sie? Sie ist eine Bergsteigerin, sie ist auf dem Mount Everest, und   …«
    Die Stewardess fiel ihm ins Wort. »Es tut mir wirklich leid, Sir, aber Vorschrift ist Vorschrift. Ich kann Ihnen nicht erlauben, Ihr Handy zu benutzen, solange Sie sich noch an Bord befinden.«
    An dem entschlossenen Ausdruck in ihren Augen konnte Ren erkennen, dass er diesen Streit nicht für sich entscheiden würde. Er lehnte sich in seinen Sitz zurück und fühlte sich unruhig und gereizt, während die Stewardess ihn im Auge behielt. Er sah aus dem Fenster, wo andere Flugzeuge an ihnen vorbei auf die Startbahn zurollten, und betete, es möge endlich ein Flugsteig frei werden.

60
    Chinchewe, Malawi, Ostafrika
    Tinas Ehemann Martin war gerade aus der Vordertür der Klinik von Africa Frontline Care getreten, als ein weißer Toyota Land Cruiser die Auffahrt hinaufgerast kam. Der Fahrer brachte sein Fahrzeug in einer Wolke von rotem Staub zum Stillstand, und eine der ortsansässigen Frauen kletterte hinaus und stürmte auf ihn zu. Ein bewusstloses Kind hing ihr schlaff in den Armen.
    »Bitte, helfen Sie

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