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Die Macht des Schmetterlings

Die Macht des Schmetterlings

Titel: Die Macht des Schmetterlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Dickinson
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meinem Sohn«, rief sie und warf Martin das blutverschmierte Kind vor Verzweiflung geradezu in die Arme. »Bitte tun Sie etwas für ihn!«
    Martin schlug die Decke, die den Unterkörper des Jungen bedeckte, zurück und zuckte zusammen, als er die tiefe Verletzung auf dem Schenkel sah. Zuerst glaubte er, der Junge sei vielleicht mit einem Messer gestochen worden, dann aber sah er noch einmal genauer hin.
    »Das sieht nach einer Bissverletzung aus«, sagte er.
    »Das ist richtig. Er ist von einem Pavian angegriffen worden.« Die Mutter weinte jetzt hemmungslos.
    »Sind Sie sich sicher? Von einem solchen Vorfall habe ich noch nie gehört.«
    »Es stimmt«, beteuerte ihm der Fahrer. »Ich habe ihn bei den Feldern gefunden.«
    »Wann ist es passiert?«
    »Genau weiß ich das nicht. Er war schon fast bewusstlos, als ich ihn aufgabelte.«
    »Dieser Junge hat eine Menge Blut verloren. Es geht ihm sehr schlecht«, erklärte ihnen der Arzt. »Wir müssen ihn in die Klinik schaffen.«
    Martin eilte die Treppen hinauf und führte sie durch den Gang in einen Behandlungsraum.

61
    Terminal eins, Flughafen Heathrow
    Der Flughafendieb Mick Vines hielt sich noch immer im Terminal eins auf und hielt Ausschau nach seinem ersten Opfer des Tages. Von seinem günstigen Aussichtspunkt in dem Café im ersten Stock aus war er in der Lage, die Passagiere, die die Halle betraten, zu beobachten.
    Der Trick bestand darin, nach jemandem zu suchen, der ein Problem hatte, das war der entscheidende Schlüssel. Es spielte keine Rolle, um was für ein Problem es sich handelte, es konnte eine Mutter sein, die versuchte, mit einem Kind fertigzuwerden, das einen Wutanfall hinlegte, ein Paar, das mitten in einem Streit steckte, oder ein Geschäftsmann, der für seinen Flug spät dran war und verzweifelt in seinen Manteltaschen nach seinem Ausweis suchte.
    Das war der Moment, in dem Mick seinen Vorstoß wagte und mit völliger Selbstsicherheit zuschlug. Nie blickte er über seine Schulter oder betrachtete die Menge, um festzustellen, ob jemand ihn entdeckt hatte   – denn das war genau das Benehmen, das nur allzu häufig zur Entdeckung eines Diebes führte. Nein, die Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass man am besten den Kopfgesenkt hielt, sich wie zufällig auf sein Ziel zubewegte und die Tasche so selbstverständlich nahm, als wäre es die eigene und man wäre nur gekommen, um sie sich zurückzuholen.
    Sobald er dann die Tasche hatte, steckte er sie in eine große Tragetasche, die er bei dieser Art von Arbeit immer in der linken Hand trug. Und dann war es Zeit, sich davonzumachen, die Nerven angespannt für den Fall, dass er entdeckt worden war.
    Mick nahm noch einen Schluck von seinem Kaffee und sah dem geschäftigen Treiben unter sich zu. Heute hatte er ein gutes Gefühl, stellte er fest, der Tag hatte den Geruch nach großem Geld an sich, das war einfach ein Instinkt, den er manchmal besaß.

62
    Chinchewe, Malawi, Ostafrika
    Martin bettete das Kind auf den Untersuchungstisch und streifte sich gerade ein paar Wegwerfhandschuhe für Chirurgen über, als sein Assistent den Raum betrat.
    »Durch den Biss ist die Femoralarterie beschädigt worden«, ließ er seinen Assistenten wissen. »Leg ihm einen Stauschlauch an, während ich die Blutgruppe ermittle.«
    Martin beendete seine Untersuchung und stellte fest, dass das Kind der Blutgruppe A positiv angehörte.
    »Er braucht unbedingt eine Bluttransfusion. Sieh im Kühlschrank nach, ob wir Plasma haben.«
    »Da brauche ich nicht erst nachzusehen«, erklärte ihm sein Assistent. »Wir haben alles letzte Woche für diesen Lastwagenfahrer verbraucht.«
    »Dann müssen wir den fliegenden Ärztedienst welches einfliegen lassen. Kriegen wir eine Verbindung nach Lilongwe?«
    »Die Telefonleitungen sind immer noch tot«, antwortete der Assistent.
    Martin stieß einen erstickten Fluch aus. Seit Tagen waren die Telefonleitungen in der Hauptstadt außer Betrieb.
    Martin rannte in sein Büro und nahm den Kasten mit dem Satellitentelefon aus dem Regal. Das Gerät war mit dreißig Dollar pro Minute phänomenal teuer im Unterhalt, aber wenn es je einen Fall gegeben hatte, der einen solchen Notruf rechtfertigte, so war es dieser.
    Martin stöpselte das Modul ein und richtete die Antenne in der vorgeschriebenen Position aus. Dann wählte er die Nummer, die ihn mit dem Notfalldienst der fliegenden Ärzte in Lilongwe verbinden würde.

63
    Gipfel des Mount Everest, Nepal
    Kuni wusste, sie konnte nicht noch länger warten. Der

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