Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Macht des Schmetterlings

Die Macht des Schmetterlings

Titel: Die Macht des Schmetterlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Dickinson
Vom Netzwerk:
zog. Dann nahm sie den Satz Steigeisen in die linke Hand, schlug die vorderen Spitzen in die Oberfläche und erzielte dieselbe Wirkung.
    Vorsichtig hievte Kuni sich vom Boden der Gletscherspalte in die Höhe, trat mit ihrem gesunden Bein fest ins Eis und ließ das verletzte Bein hinterherschleifen. Vom Boden weg hatte sie es geschafft! Vielleicht konnte es letzten Endes doch gelingen, aberes würde ihre Kräfte und ihre Fähigkeiten als Bergsteigerin über ihre äußersten Grenzen hinaus strapazieren.
    Durch Drehungen befreite Kuni den Eispickel und schlug ihn ein weiteres Mal ins Eis, wodurch sie fast eine vollständige Armeslänge an Höhe gewann. Diese Leistung verlieh ihr Hoffnung, aber sie wusste, sie durfte sich nicht das kleinste bisschen Nachlässigkeit erlauben. Sie musste sich konzentrieren, wie sie sich nie zuvor konzentriert hatte.
    Eine neue Erkenntnis erfasste sie: Wenn sie sich aus der Gletscherspalte nicht befreien konnte, würde nie ein Mensch erfahren, was für ein Schicksal sie ereilt hatte. Die Chancen, dass andere Bergsteiger auf dem höchsten Berg der Erde ausgerechnet an diesem Ort vorbeikamen, waren verschwindend gering.
    Kuni konnte den Gedanken nicht ertragen, dass ihr Vater nie erfahren würde, was mit ihr geschehen war. Sie musste einfach aus der Gletscherspalte herauskommen. Für ihren Vater so sehr wie für sich selbst.

109
    Terminal eins, Flughafen Heathrow
    Calder sprintete durch das Terminal und verfluchte die übermäßige Länge des Gangs, der zum Flugsteig für den Flug nach Moskau führte. Er konnte hören, wie sein Name von der Lautsprecheransage mehrere Male erwähnt wurde   – zusammen mit der knallharten Drohung, man würde sein Gepäck wieder ausladen. Und richtig, als er endlich ankam, schlossen die Leute von der Abfertigung gerade die Tür, und das Neonschild wurde auf »FLUG GESCHLOSSEN« umgestellt.
    »Können Sie mich bitte noch reinlassen?«, flehte er sie an. »Ich darf dieses Flugzeug wirklich nicht verpassen.«
    Die Leute von der Abfertigung waren alles andere als mitfühlend, aber immerhin nahmen sie Funkkontakt mit dem Cockpit auf. »Ich habe diesen letzten fehlenden Passagier hier«, sagte der Flugberater zu Tina. »Ich nehme an, ihr seid schon dabei, sein Gepäck auszuladen?«
    »Noch nicht. Wir warten immer noch auf unsere neue Startzeit«, lautete die Antwort des Kapitäns. »Ihr könnt ihn an Bord lassen.«
    Die Leute von der Abfertigung öffneten den Flugsteig nocheinmal und erlaubten dem mächtig erleichterten Calder, seinen Platz einzunehmen. Er legte seinen Mantel in die Gepäckablage und setzte sich ans Fenster, dankbar, dass er nach dem unerfreulichen Drama während der Zwischenlandung nun endlich auf dem Weg nach Moskau war.
    Und dann bemerkte er, wer neben ihm saß: Zu seinem Erstaunen erkannte Calder, dass es eben jener japanische Geschäftsmann war, dessen Tasche er gerettet hatte.
    »Na, das ist aber mal ein unglaublicher Zufall«, sagte er zu ihm. »Fliegen Sie auch nach Moskau?«
    »Ja, ich steige dort um. Ich habe gerade erfahren, dass meine Tochter auf dem Mount Everest in einen Unfall verwickelt worden ist. Dieser Flug ist die schnellste Verbindung, die ich bekommen konnte. In Moskau nehme ich einen Anschlussflug nach Kathmandu.«

110
    Galopprennbahn Newbury, Berkshire, Vereinigtes Königreich
    Als sie aus der Kurve kamen, schoben Keirons zwei Rivalen sich an Mazarine Town vorbei und riefen dem Jockey eilig seine Aufgabe ins Gedächtnis zurück, während die donnernden Hufe Klumpen von Lehm und Gras aufwirbelten.
    Drüben, zu seiner Rechten, konnte er das Johlen der Menge auf der Tribüne hören. Er wusste, dass Mike Sampson sich verzweifelt einen Sieg wünschte, und er wollte seinen Boss nicht enttäuschen.
    »Los geht’s«, rief er der Stute zu und gab ihr zum ersten Mal die Peitsche zu schmecken. Die schmerzende Wirkung trieb das Pferd an, und mit zehn oder fünfzehn kraftvollen Sprüngen schoss sie nach vorn, bis sie wieder Hals an Hals mit den beiden führenden Pferden lag.
    An der Anderthalb-Meilen-Marke zog ein dritter Mitstreiter   – Roman Piper   – an Keiron vorbei. Der Reiter schlug hart auf die Stute ein.
    Keiron aber hielt seine Position und hätte wetten wollen, dass Roman Pipers Griff nach dem Ruhm sich im Nullkommanichtserledigt haben würde, weil sie nicht imstande war, das Tempo durchzuhalten.
    Schnell galoppierten sie an der Tribüne vorbei, die Pferde strengten sich noch einmal zusätzlich an, und die Jockeys

Weitere Kostenlose Bücher