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Die Macht des Schmetterlings

Die Macht des Schmetterlings

Titel: Die Macht des Schmetterlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Dickinson
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Hals an Hals, aber Keiron trieb sein Pferd allmählich in Führung und hatte anderthalb Längen Vorsprung vor seinem Rivalen gewonnen, als noch drei Furlongs zu laufen waren.
    Für Keiron lag darin der Sinn des Ganzen. Das war es, wofür all die Trainingsritte im Morgengrauen sich lohnten. Vor dem Feld in Führung zu liegen. Mit der Ziellinie in Sicht. Sich eins mit dem Pferd zu fühlen.
    Der berauschende Adrenalinstoß des Siegens.
    Und so hätte es kommen sollen, Keirons sechster Sieg in der Saison, ein Klaps auf die Schulter und eine Prämie vom Chef, doch auf einmal brach Mazarine Town ein und verlor jäh an Tempo. Sie stolperte aus ihrer Bahn, und auf einen Schlag war von dem geschmeidigen Galopp nichts mehr übrig. Stattdessen humpelte sie mit ein paar unbeholfenen Schritten auf die Absperrung vor der Tribüne zu.
    Dann blieb sie stehen und ließ den Kopf hängen.
    »Maz? Was ist denn los, Mädchen? Du hattest den Sieg dochschon in der Tasche!« Keiron konnte nicht glauben, dass er solches Pech haben sollte.
    Der fassungslose Jockey stieg ab, während seine Rivalen an ihm vorübersausten. An der Art, wie Mazarine Town ihr linkes Vorderbein über dem Boden hielt, konnte der Jockey auf einen Blick erkennen, dass es ernst war.
    Ein paar Augenblicke später duckten Mike Sampson und der Tierarzt sich unter der Absperrung hindurch und waren gleich darauf an seiner Seite. »Es ist ihre Sehne«, bestätigte der Tierarzt, während er eilig mit der Hand über die verletzte Stelle strich. »Wir hätten doch das MRT machen sollen.«
    Mike Sampson fluchte heftig und trat in den Sand der Laufbahn. »Sie war so kurz vor der Ziellinie«, sagte er bitter. »Noch ein paar Sekunden, und sie hätte es geschafft.«
    »Verfluchtes Kaninchen«, spuckte Keiron aus.

114
    Vergnügungspark Six Lakes, nahe Windsor, Vereinigtes Königreich
    »Hurra!« Dean riss sich den Kopfhörer aus dem Ohr und hieb mit der Faust in die Luft. »Geschafft!«
    »Sag bloß, sie hat gewonnen?« Erschrocken ließ Shelley ihren Burger sinken.
    »Zehn zu eins! Sophie’s Day! Aber mein Gott, war das ein knappes Rennen.« Dean drückte seiner Tochter einen Kuss auf die Wange und nahm dann zur Feier des Tages einen Schluck von seiner Cola Light. »Ich wusste, das Pferd ist ein Sieger, ich wusste es einfach.«
    »Du nimmst uns nicht auf den Arm?«, fragte Sophie und sah ihn ernst an.
    »Aber nicht doch, Prinzessin. Dein Dad hat gerade auf einen Sieger gesetzt. Und im Ergebnis sind wir um einen Tausender reicher als vorher. Aber es war spannend zum Nägelzerbeißen! Das Pferd lag an zweiter Stelle bis kurz vor der Ziellinie, doch dann fing das Pferd vor ihr auf einmal an, zu lahmen, und unser Mädchen hat das Rennen gemacht.«
    »Um Gottes willen, wie viel hast du denn gesetzt?« Shelleykonnte nicht verhindern, dass sich ein Lächeln auf ihr Gesicht stahl, als sie an das gewonnene Geld dachte.
    »Es war zehn zu eins.«
    »Du hast doch wohl keine hundert Pfund auf ein verdammtes Pferd gesetzt?« Spielerisch boxte seine Frau ihn gegen den Arm.
    »Wie es aussieht, war das eine gute Entscheidung.«
    »Aber was, wenn es verloren hätte?«
    Dean sah sie an. »Tja, das hat es ja nicht, oder? Also wer ist nun hier der Schlaukopf, he?«
    »Wir können in den Urlaub fahren!«, fiel Sophie ein. »Oder du kannst mir ein Pony kaufen.«
    Dean lachte. »Auf alle Fälle kaufe ich dir ein Eis, mein Schätzchen, da sei dir sicher.«
    Die Familie aß ihre Burger auf. Dean, noch immer in Ekstase, erzählte noch einmal Schritt für Schritt das Rennen um zwölf Uhr dreißig in Newbury nach.
    »Was ist jetzt mit der Achterbahn, Dad?«, fragte ihn Sophie.
    »Was für eine Achterbahn?«
    »Der Tormentor. Du hast gesagt, ich darf damit fahren.«
    »Nun ja, da du mich gerade bei guter Laune erwischt hast, gehen wir und sehen uns das Ding mal an.« Die Familie verließ das Restaurant und kaufte sich an einem Kiosk ein Eis. Dann schlenderten sie durch den Park auf die großen Fahrgeschäfte zu. Dean summte leise eine fröhliche Melodie vor sich hin, während er an seinen Sieg dachte.

115
    Nordwand des Mount Everest, Nepal
    Als Kuni den Eispickel in die Gletscherwand schlug, explodierte ein Hagel von nadelscharfen Eiskristallen in der Luft und drang ihr in Augen und Nase. Sie hatte die Wand der Gletscherspalte bis zur Hälfte hinter sich gebracht, und unter der phänomenalen Anstrengung des Aufstiegs verloren ihre Arme rasch an Kraft.
    Sie zog ihren gesunden Fuß von der Stufe aus Eis, die

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