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Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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Dinger. Wohin hatten sie ihn gebracht? Und wieso? Der mickrige Bursche war mit ihm gegangen. Ob sie sich ihn als ersten ordentlich vorknöpften? Ob ich mir, falls Dinger zusammengeschlagen und blutüberströmt zurückkam, diesen Anblick erst antun mußte, bevor ich dann selbst an der Reihe war? Das will ich nicht: Sie sollen mich lieber rausschaffen, bevor ich Dinger derart auf dem Zahnfleisch kriechen sehe.
    Die Tür ging auf, und die Wachen kamen wieder herein. Sie wechselten kurz ein paar Worte mit den Burschen im Raum und amüsierten sich prächtig über den Dreck in meinem Gesicht. Ich wurde hochgezerrt und hinausgeschleift. Draußen gingen wir gleich rechts einen kleinen Weg entlang und bogen schließlich im rechten Winkel nach links. Ich konnte nicht richtig gehen, und sie mußten mich unter den Armen stützen und halb tragen.
    Es war sehr kalt. Wir kamen wieder über Pflasterstein, und ich hatte arge Schwierigkeiten. Die Zehenspitzen waren mir in der Stadt praktisch abgeschabt worden, und ich versuchte verzweifelt, nur auf den Fußballen zu gehen, damit ich mir die Wunden nicht aufriß.
    Nach weiteren 10 oder 15 Metern waren wir angekommen. Die Hitze schlug mir gleich entgegen. Es war wunderbar warm, und der Raum war voller Düfte - brennendes Paraffin, Zigarettenrauch und frischer Kaffee. Man stieß mich auf den Boden, und zwar so, daß ich im Schneidersitz saß. Noch immer mit verbundenen Augen und in Handschellen, senkte ich den Kopf, um mich zu schützen, biß instinktiv die Zähne zusammen und spannte die Muskeln an. Ich hörte Schritte, und durch Ritzen in der Augenbinde konnte ich sehen, daß der Raum hellerleuchtet war. Allem Anschein nach war er möbliert und wurde regelmäßig benutzt, kein heruntergekommener Lagerraum wie der, aus dem ich gerade gekommen war. Der Teppich war bequem zum Sitzen, und ich spürte, daß das Heizgerät ganz in meiner Nähe war. Es war alles recht angenehm.
    Ich hörte das Rascheln von Papier, dann, wie ein Glas auf eine harte Oberfläche gestellt wurde, einen Stuhl, der über den Fußboden geschoben wurde. Keine mündlichen Anweisungen an die Wachen. Ich saß da und wartete.
    Nach etwa 15 Sekunden wurde mir die Augenbinde abgenommen. Ich blickte noch immer zu Boden. Eine angenehme Stimme sagte: »Sieh hoch, Andy, es ist okay, du kannst hochsehen.«
    Ich hob langsam den Kopf und erkannte, daß ich tatsächlich in einem großzügigen, schön eingerichteten, behaglichen Raum war, rechteckig und wohl sechs Meter lang.
    Ich saß an einem Ende, an der Tür. Ich blickte auf einen sehr großen Nobelschreibtisch aus Holz mir gegenüber am anderen Ende. Ich mußte im Büro des Oberst sein, kein Zweifel. Der Mann hinter dem Schreibtisch wirkte ziemlich distinguiert, wie die meisten hochrangigen Offiziere. Er war stattlich, zirka einsachtzig groß, mit graumeliertem Haar und Schnurrbart. Auf seinem Schreibtisch lag allerlei Krimskrams, ein Korb für Posteingänge und was auf Büroschreibtischen so rumliegt, und ein Glas, dessen Inhalt ich für Kaffee hielt.
    Er musterte eingehend mein Gesicht. Hinter ihm hing das allgegenwärtige Bild vom guten alten Onkel Saddam, in seiner Galauniform, mit gütigem Blick. An beiden Seiten des Schreibtischs links und rechts an den Wänden entlang standen Sessel ohne Armlehne, die Art, die man zu einer langen Sitzbank zusammenschieben kann. Sie hatten schrille Farben, Orange, Gelb, Purpurrot, und auf jeder Seite standen drei oder vier mit einem Couchtisch dazwischen.
    Der Oberst trug eine olivgrüne Uniform. Von mir aus gesehen links und ungefähr in der Mitte der Sesselreihe saß ein Major, auch er hatte eine olivgrüne Uniform an und war tadellos gekleidet - keine Stiefel, sondern Schuhe und ein frisch gebügeltes Hemd. Stabsoffiziere erkennt man auf Anhieb, ganz gleich, welcher Armee sie angehören.
    Der Major schenkte mir keinerlei Beachtung; er blätterte nur irgendwelche Papiere durch, offenbar die von der Übergabe, und machte hin und wieder mit einem Federhalter eine Randnotiz. Dann sagte er in einem wunderschönen Nachrichtensprecher-Englisch:
    »Wie geht es dir, Andy? Geht es dir gut?«
    Er sah mich nicht an, sondern widmete sich weiter seinen Unterlagen. Er war Mitte Dreißig und trug eine Brille mit Halbgläsern, so daß er den Kopf nach hinten neigte, um lesen zu können. Er hatte den typischen Saddam-Schnauzer und makellos gepflegte Hände.
    »Ich glaube, ich brauche ärztliche Behandlung.«
    »Erzähl uns doch noch einmal, warum du im

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