Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
Vom Netzwerk:
sie geschlagen werden. Die Schläge tun nicht so weh, wenn sie schließlich kommen. Wenn man nicht darauf gefaßt ist, ist der Schmerz extrem. Der Gewehrkolben traf mich mit entsetzlicher Wucht. Ich wurde ohnmächtig. Ich stürzte in eine andere Welt, wo es trotz der heftigen Schmerzen eigentlich ganz angenehm war.
    Als ich auf dem Boden lag, fiel mir auf, daß meine Atmung jetzt sehr flach war und mein Herz langsamer schlug. Alles wurde langsamer. Ich konnte spüren, wie ich ganz allmählich wegsackte. Ich konnte nicht mehr schlucken. Alles war wie in Nebel gehüllt.
    Ich bekam einen weiteren Schlag mit dem Gewehrkolben. Blasen aus grellem Licht zerplatzten vor meinen Augen. Dann war alles dunkel.
    Ich war wieder halb bei Bewußtsein, als sie mich auf den Stuhl hoben.
    »Paß auf, Andy, wir müssen nun mal ein paar Dinge erfahren. Laß mich meine Arbeit machen. Wir machen das hier nicht gern. Wir sind alle Soldaten. Das ist ein ehrenhafter Beruf.« Das Ganze mit leiser, sanfter, tröstender Stimme, nach dem Motto: »Bringen wir es hinter uns, seien wir Freunde.«
    »Wir können dich auch in der Wüste aussetzen, wo dich die wilden Tiere fressen, Andy. Niemand wird sich was daraus machen, außer deiner Familie. Du läßt sie im Stich, was du machst, ist nicht tapfer, du arbeitest den Leuten in die Hände, die dich hergeschickt haben. Sie amüsieren sich, während Männer wie du und ich gegeneinander kämpfen. Du und ich, Andy - wir wollen diesen Krieg nicht.«
    Ich nickte zustimmend bei allem, was er sagte, und die ganze Zeit über machte sich in mir das herrliche Gefühl breit, daß ich ihn eigentlich schon besiegt hatte: Er sah, daß ich nickte, aber er wußte nicht, daß ich insgeheim ganz anders dachte. Ich fing an, meine Gefangennahme nicht mehr nur als die totale Katastrophe zu sehen. Bislang war mir alles so negativ erschienen. Ich dachte, er scheint das ganze Theater tatsächlich zu glauben. Er plappert vor sich hin, und ich stimme ihm zu. Ich konnte kaum fassen, daß ich damit vielleicht sogar durchkam. Ich durchschaute das Gespräch, und er merkte es nicht einmal. Ich war ihm voraus.
    Ich würde gewinnen.
    »Rede, Andy, und wir schicken dich zurück nach England. Bei welcher Einheit bist du?« So wie er es sagte, klang es, als hätte er die Macht, einen Privatjet kommen zu lassen, der mich im Handumdrehen nach Hause fliegen würde.
    »Es tut mir leid, ich kann diese Frage nicht beantworten.«
    Als die Tritte diesmal meinen Kopf trafen, hörte ich es in meinen Ohren zischen und knallen, und als ich die Zähne zusammenbiß, machten die Kieferknochen ein knarrendes Geräusch. Ich spürte, daß mir Blut aus den Ohren übers Gesicht lief. Ich bekam Angst. Es ist kein gutes Zeichen, wenn Blut aus den Ohren kommt. Ich dachte, hinterher bin ich taub. Scheiße, ich bin doch erst Anfang Dreißig.
    »Bei welcher Einheit bist du?«
    Ich hoffte verzweifelt, daß er etwas anderes fragen würde, aber er wollte nicht lockerlassen.
    Ich sagte nichts.
    »Andy, wir machen keine großen Fortschritte.«
    Seltsamerweise war die Stimme noch immer sanft und vertraulich.
    »Du mußt das verstehen, Andy, ich habe meine Arbeit zu machen. Wir kommen doch so nicht weiter. Das ist doch keine große Sache, sag es uns einfach.«
    Schweigen.
    Wieder Tritte. Wieder Schläge. Wieder Schreie.
    »Wir haben die Information bereits von deinem Freund bekommen, mußt du wissen. Wir möchten sie nur noch einmal von dir hören.«
    Das war gelogen. Er hatte mit Sicherheit keinen Ton aus Dinger rausbekommen. Dinger war zäher als ich, der hatte kein Wort gesagt. Er war vermutlich deshalb so schlimm zugerichtet worden, weil er sie so behandelt hatte, wie er jeden behandelte, dessen Nase ihm nicht gefiel, und ihnen gesagt hatte, sie sollten sich zum Teufel scheren.
    »Sie müssen das verstehen, ich bin Soldat«, sagte ich. »Sie sind auch Soldat - Sie müssen doch verstehen, daß ich es Ihnen nicht sagen kann.«
    Ich versuchte, etwas Gemeinsamkeit herzustellen, versuchte es auf die rührselige, mitleiderregende Tour. Ich wollte sie bei der ihnen vertrauten Angst packen, der Angst davor, das Gesicht zu verlieren.
    »Meine ganze Familie würde sich für den Rest ihres Lebens schämen«, jammerte ich. »Es wäre eine Schande für sie, mein Name wäre für immer in den Schmutz getreten. Ich kann es Ihnen nicht sagen, ich kann einfach nicht.«
    »Dann, Andy, haben wir ein großes Problem. Du sagst uns nicht, was wir wissen müssen. Du tust nichts, was uns

Weitere Kostenlose Bücher