Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
Vom Netzwerk:
Konvention durfte er diese Frage nicht stellen. Die korrekte Antwort wäre gewesen: »Ich darf die Frage nicht beantworten.«
    »Anglikanische Kirche«, sagte ich.
    Das stand auf meiner Erkennungsmarke, und die hatten sie schließlich, also wieso sollte ich wegen irgendwelcher Informationen, die sie bereits hatten, riskieren, erneut zusammengeschlagen zu werden? Ich hoffte, die Information würde als zusätzliche Bestätigung dienen, daß ich aus England kam, nicht aus Tel Aviv, wie der Mob auf der Straße offenbar geglaubt hatte.
    Anglikanische Kirche sagte ihnen überhaupt nichts.
    »Bist du Jude?«
    »Nein, ich bin Protestant.«
    »Was ist ein Protestant?«
    »Ein Christ. Ich bin Christ.«
    Für sie ist jeder ein Christ, der nicht Muslim oder Jude ist. Das Christentum umfaßt alles und jeden, von den Trappistenmönchen bis hin zur Mun-Sekte.
    »Nein, Andy, du bist Jude. Das werden wir bald herausfinden. Gefällt dir übrigens mein Englisch?«
    »Ja, es ist gut.«
    Mir war nicht nach diskutieren.
    Ich hatte den Kopf gesenkt und pendelte hin und her, die Verwirrung war mir anzusehen und anzuhören. Es gab lange Pausen, während ich allem Anschein nach angestrengt nach Worten suchte. Ich sprach undeutlich, machte auf leidend, versuchte Zeit zu gewinnen und zog alles in die Länge.
    »Natürlich ist mein Englisch gut«, fauchte er mich an, wobei er ganz dicht an mein Gesicht kam. »Ich habe in London gearbeitet. Wofür hältst du mich - für einen Idioten? Wir sind keine Idioten.«
    Während er mir Fragen gestellt hatte, war er gut drei Meter von mir entfernt gewesen, als hätte er hinter einem Schreibtisch gesessen. Jetzt aber war er aufgestanden und ging hin und her, ließ sich in einem Redeschwall darüber aus, wie intelligent und wunderbar die irakische Nation sei und was für ungeheuer kultivierte Menschen sie doch seien. Er fing an zu brüllen. Speicheltropfen landeten in meinem Gesicht. Sie rochen nach Tabak und Kölnischwasser. Das Tempo und die Härte seiner verbalen Attacke ließen mich zusammenzucken; ich biß die Zähne zusammen. Es kostete mich einige Anstrengung, mein Verhalten zu kontrollieren; ich wollte nicht, daß er merkte, daß es mir besser ging, als er dachte. Man muß immer davon ausgehen, daß solche Leute auf der Hut sind.
    »Wir sind eine moderne Nation«, spuckte er. »Das wird dein Land bald sehen.«
    Ich kam mir fast wie ein Kind vor, das ausgeschimpft wird und mit gesenktem Kopf dasitzt, während es angeschrien wird und am ganzen Körper zu zittern
    beginnt.
    Er hatte London erwähnt, und ich dachte, das läuft ja gar nicht so schlecht, unterhalten wir uns doch über London.
    »Ich liebe London,« sagte ich. »Ich wünschte, ich wäre jetzt da. Ich will gar nicht hier sein. Ich weiß nicht, was ich hier soll. Ich bin bloß ein einfacher Soldat.«
    Wieder gingen wir die Großen Vier durch. Ich versuchte, rasend schnell vorauszudenken und das, was ich sagen würde, mit dem zu vergleichen, was ich bereits gesagt hatte. Ich hörte, daß geschrieben wurde. Es klang, als wären die Stifte ganz in meiner Nähe. Ich hörte, wie Papier gefaltet wurde, und das Schlurfen von Füßen.
    Der Fragesteller entfernte sich und nahm Platz. Sein Tonfall wurde plötzlich beschwichtigend und zugänglich.
    »Ich weiß, daß du nur ein einfacher Soldat bist«, sagte er. »Ich bin auch Soldat. Bringen wir diese Sache doch wie zivilisierte Menschen hinter uns. Wir sind eine zivilisierte Nation. Da sind ein paar Dinge, die wir wissen möchten, Andy. Sag sie uns einfach. Du bist nur ein Werkzeug. Sie benutzen dich.«
    Es war ziemlich offensichtlich, was sie vorhatten. Ich mußte sie glauben machen, daß ihre Methoden funktionierten.
    »Ja, Sir«, sagte ich, »ich bin ganz durcheinander, ich will Ihnen wirklich helfen. Ich weiß nicht, was los ist. Ich mache mir große Sorgen um meinen Freund da draußen.«
    »Schön, sag mir, bei welcher Einheit du bist. Erzähl es uns einfach, und diese ganze Tortur ist für dich zu Ende. Wieso tust du dir das an?«
    »Es tut mir leid, aber ich kann diese Frage nicht beantworten.«
    Alles fing wieder von vorn an.
    Als die neuen Typen hereingekommen waren, mußte einer von ihnen sich hinter mich gestellt haben. Als ich die Antwort verweigerte, hatte man ihm offenbar zugenickt, denn er verpaßte mir mit einem Gewehrkolben einen gewaltigen Schlag seitlich gegen den Kopf. Ich landete auf dem Linoleum.
    Wenn Kinder sich prügeln, sind sie aufgedreht, und sie sind darauf gefaßt, daß

Weitere Kostenlose Bücher