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Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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uns bloß so schwer? Wieso tust du dir das an? Meine Vorgesetzten werden nicht erlauben, daß ich dir helfe, solange du ihnen nicht sagst, was sie wissen wollen. Ich fürchte, ich kann dir nicht mehr helfen, Andy. Wenn du uns nicht hilfst, kann ich dir nicht helfen.«
    Dann ging er einfach. Ich wußte nicht, was mich nun erwartete.
    Ich hatte den Kopf gesenkt und hörte, wie sie näher kamen. Ich spannte die Kiefermuskeln an und wartete. Diesmal waren es keine Gewehrkolben, sondern harte Schläge ins Gesicht. Jedesmal, wenn ich in der Nähe der zertrümmerten Zähne getroffen wurde, schrie ich auf.
    Das hätte ich nicht tun sollen.
    Sie zerrten mich am Haar und zogen den Kopf nach hinten, damit sie besser zielen konnten. Dann schlugen sie noch ein paarmal genau auf die Stelle.
    Aus den Schlägen mit der flachen Hand wurden Faustschläge, die mich vom Stuhl rissen, doch im Vergleich zu der letzten Prügelei war das alles nicht sonderlich aufregend. Wahrscheinlich dachten sie, daß sie mich im Grunde schon soweit hätten und ich nur noch etwas Aufmunterung brauchte.
    Wieder auf dem Stuhl, atmete ich schwer, Blut tröpfelte mir vom Gesicht.
    »Sieh doch, Andy, wir versuchen, dir zu helfen. Willst du uns auch helfen?«
    »Ja, aber ich weiß nichts, ich helfe Ihnen ja so gut ich kann.«
    »Wo sind deine Mutter und dein Vater?«
    Ich erzählte dieselbe Geschichte noch mal.
    »Aber wieso weißt du nicht, wo deine Mutter in Amerika ist?«
    »Weil ich nichts mit ihr zu tun habe. Sie hat mich nicht gewollt. Deshalb ist sie nach Amerika, und ich bin zur Armee gegangen.«
    »Wann bist du zur Armee gegangen?«
    »Mit 16.«
    »Und warum?«
    »Ich wollte schon immer Menschen helfen, deshalb bin ich Sanitäter geworden. Ich möchte nicht kämpfen. Ich hatte schon immer was gegen’s Kämpfen.«
    Die Fragerei nach der Familie war ein Ablenkungsmanöver. Vielleicht verlangte sein Stolz, daß er die Wahrheit ans Licht brachte.
    »Also Andy, so hat das offenbar keinen Sinn.«
    Sie schlugen wieder auf mich ein.
    Dein Körper paßt sich an, und du verlierst schneller das Bewußtsein. Eine Hälfte sagt dir, daß du weggetreten bist, und die andere Hälfte ist tatsächlich weggetreten. Es ist, als wenn du besoffen im Bett liegst - in deinem Kopf dreht sich alles, und eine leise Stimme sagt: nie wieder. Diesmal war ich völlig hinüber. Sie hatten mir schlimm zugesetzt. Danach mußte ich überhaupt nichts mehr vorspielen. Ich wurde ohnmächtig, und als ich wieder zu mir kam, war ich noch immer wie benebelt.
    Wach wurde ich durch einen Burschen, der seine Zigarette in meinem Nacken ausdrückte.
    Ich lag im Finstern, mit verbundenen Augen und mit Handschellen gefesselt, mit dem Gesicht nach unten im Gras. Ich hatte unerträgliche Kopfschmerzen. Es summte
    mir in den Ohren, die höllisch wehtaten.
    Ich spürte Sonnenlicht auf Teilen meines Gesichts. Ich konnte regelrecht fühlen, wie hell es war. Mein Verstand war verschwommen, aber ich reimte mir zusammen, daß man mich irgendwann nach draußen geschleppt und verschnürt hatte. Ich wollte den Kopf auflegen, aber auf der einen Seite konnte ich wegen der Schwellung, auf der anderen wegen der Wunden nicht liegen.
    Ich hörte Dingers Stimme direkt hinter mir. Sie drückten auch auf ihm Zigaretten aus. Es tat gut, ihn zu hören, auch wenn er wimmerte. Ich konnte ihn weder sehen noch berühren, weil ich mit dem Kopf in die andere Richtung lag, doch ich wußte, daß er da war. Ich fühlte mich etwas sicherer.
    Es müssen drei oder vier Wachen gewesen sein, die uns als Aschenbecher benutzten. Sie hatten in den letzten Tagen unseretwegen viel Ärger gehabt, und jetzt hatten sie offenbar Spaß daran, es uns heimzuzahlen.
    Es kamen noch mehr Soldaten hinzu, um sich das Schauspiel anzusehen und uns ab und an einen Stoß oder Tritt zu versetzen. Sie bespuckten uns und lachten. Einer steckte mir eine brennende Zigarette hinters Ohr und ließ sie da langsam verglimmen. Seine Kumpel fanden das lustig.
    Trotz meiner Augenbinde hielt ich den Kopf nach unten und bemühte mich, verängstigt zu wirken. Ich wollte Dinger sehen. Ich brauchte den Körperkontakt zu ihm, ich brauchte das Gefühl, ihm nahe zu sein, ich wünschte mir irgendeine Form von Nähe.
    Mit dem Gesicht nach unten wand ich mich, während die Zigarette hinter meinem Ohr abbrannte, und schaffte es, daß mir die Augenbinde auf die Nase rutschte. Endlich konnte ich das Tageslicht sehen. Mit verbundenen Augen fühlt man sich extrem unsicher, weil man

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