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Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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überlegte mir, welche Möglichkeiten ich noch hatte. Wenn sie sich erneut über mich hermachten, wäre ich gegen Abend tot. Es war an der Zeit, meine Tarngeschichte auszuplaudern. Ich würde warten, bis sie den Anstoß dazu gaben, und damit rausrücken.
    Daß ich mich geweigert hatte, ihre Fragen zu beantworten, hatte nichts mit Patriotismus und Heldenmut zu tun - so etwas ist reine Propaganda und kommt nur in Kriegsfilmen vor. Das hier war die Wirklichkeit. Ich konnte nicht einfach mit meiner Geschichte kommen. Es mußte so aussehen, als hätten sie mich dazu gebracht. Es ging dabei um Selbsterhaltung, nicht um Tapferkeit. Es kommt manchmal vor, daß Menschen sich heldenhaft verhalten, weil die Situation es erfordert, doch es gibt keine Helden. Die Draufgänger sind entweder Idioten, oder sie haben keine Ahnung, was los ist. Ich mußte ihnen jetzt gerade so viele Informationen geben, daß sie mich am Leben ließen.
    »Andy, sitz nicht einfach nur da. Wir würden gern nett zu dir sein, aber wir brauchen die Informationen. Andy, das kann endlos so weitergehen. Dein Freund da draußen, der hat uns geholfen, und er ist okay, er ist da draußen auf dem Rasen, er ist noch am Leben, er ist in der Sonne. Du bist hier drin im Dunkeln. Das ist nicht gut für dich und nicht gut für uns. Das kostet uns doch nur unsere Zeit.
    Sag uns einfach, was wir wissen wollen, und das war’s, dann ist es vorbei. Du kommst wieder in Ordnung, wir kümmern uns um dich, bis der Krieg vorbei ist. Vielleicht können wir sogar dafür sorgen, daß du sofort nach Hause zu deiner Familie zurückkannst. Es gibt keine Probleme, wenn du uns hilfst. Du siehst schlimm aus. Hast du Schmerzen? Du brauchst einen Arzt - wir werden dir helfen.«
    Ich wollte fix und fertig wirken.
    »Okay«, sagte ich in heiserem Flüsterton, »ich kann nicht mehr. Ich helfe Ihnen.«
    Mit einem Schlag blickten alle im Raum auf.
    »Ich gehöre zu einem Such- und Rettungsteam, das den Auftrag hatte, abgeschossenen Piloten zu helfen.«
    Der Fragesteller wandte sich um und sah zu den anderen hinüber. Sie kamen näher und setzten sich. Alles, was ich sagte, mußte für sie übersetzt werden.
    »Andy, erzähl mir mehr. Erzähl mir alles, was du über das Such- und Rettungsteam weißt.«
    Seine Stimme war sehr freundlich und ruhig. Er dachte offenbar, er hätte mich geknackt, was mir nur recht war - genau das hatte ich beabsichtigt.
    »Wir sind alle aus verschiedenen Einheiten in der britischen Armee«, sagte ich, »und wir sind alle in einer Einheit zusammengezogen worden, weil wir im medizinischen Bereich gearbeitet haben. Ich kenne niemanden von den anderen, wir sind noch nicht lange zusammen. Ich habe eine medizinische Ausbildung, ich bin kein Soldat. Ich bin in diesen Krieg reingezogen worden, und ich möchte nichts damit zu tun haben. Ich habe in Großbritannien bei der Armee im Sanitätsbereich gearbeitet und war glücklich und zufrieden, bis man mich plötzlich in dieses Such- und Rettungsteam gesteckt hat. Ich habe keine Ahnung, was das Ganze eigentlich soll, ich bin Sanitäter, mehr nicht.«
    Sie schienen es zu schlucken. Sie redeten untereinander. Offenbar paßte meine Geschichte zu dem, was Dinger ihnen erzählt hatte.
    Das Problem ist, wenn du einmal was erzählt hast, gibt es kein Zurück mehr, du mußt die Geschichte durchziehen. Wenn du zu detailliert erzählst, bringst du die anderen Gefangenen in Schwierigkeiten. Du mußt versuchen, das Ganze möglichst schlicht und einfach zu halten - dann kannst du dich auch selbst besser erinnern. Am besten klappt das, wenn du so tust, als wärst du völlig im Eimer. Du kannst dich nicht genau erinnern, weil du in so schlechter körperlicher Verfassung bist. Dein Gedächtnis kriegt das einfach nicht mehr auf die Reihe, du bist bloß irgend so ein saublödes Frontschwein, ein Schütze Arsch, der keinen blassen Schimmer hat, und du weißt noch nicht mal mehr, was für ein Hubschrauber das war. Ich überlegte angestrengt, wie die Geschichte ging und was ich als nächstes sagen sollte.
    Sie wußten, ich war Sergeant, deshalb erwähnte ich es erneut. In ihrer Armee ist ein Sergeant so gut wie nichts. Nur die Offiziere sind für alles zuständig, sogar fürs Denken.
    »Wie viele wart ihr?«
    »Ich weiß nicht. Es gab einen Heidenlärm, und der Hubschrauber ging runter. Man hat uns gesagt, es könnte eine Explosion geben und wir sollten weglaufen; dann sind sie einfach abgeflogen und haben uns zurückgelassen.« Ich spielte den

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