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Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)

Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)

Titel: Die Magier von Tarronn (1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sina Blackwood
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weißt du ja. Wir sind quasi Schiffbrüchige im Weltall, mit wenig Hoffnung auf Rückkehr. Wir wissen nicht einmal, ob unser Sonnensystem überhaupt noch existiert.“
    „Wusstet ihr damals, als ihr hierher flogt, dass hier Menschen leben?“
    „Nein. Die Vorfahren der Menschen hockten da noch in Höhlen und unterschieden sich nur wenig von den Tieren. Wir hatten nur auf die Scanns geachtet und die zeigten keinerlei Technik.“
    Neri schaute den weißbärtigen Alten erstaunt an. „Was haben eure Seher gesagt, die müssen es doch gemerkt haben?“
    Solon nickte bekümmert, schaute lange auf die glitzernde Wasserfläche, ehe er leise antwortete. „In dieser Welt ist alles anders. Du bist jetzt die Einzige, die ihre Seele in die Vergangenheit und die Zukunft schicken kann. Cora, unsere letzte Troide, konnte nach dem Verlassen unserer Heimat nur noch Worte, aber keine Bilder mehr empfangen. Nicht einmal ihr Energiestein zeigte Wirkung. Wir durften also nicht mehr sicher sein, was ihre Prophezeiungen betraf.“ Der Greis unterbrach seine Erzählung. Mit zitternder Stimme fuhr er schließlich fort. „Kurz vor dem Eintreten in die Atmosphäre dieses Planeten wirkte Cora seltsam abwesend. Sie behauptete später, der Verborgene Ga-Rel hätte zu ihr gesprochen. Wir hätten ihr glauben sollen.“
    „Was hat er gesagt?“, hakte Neri nach.
    „Er warnte uns vor Letan und vor Tieren , die die Felle anderer Tiere tragen. Beides könnte eines Tages unser Ende bedeuten.“
    Neri räusperte sich und fast flüsternd bat sie den Alten, ihr von Atla zu erzählen, von Atla, wie er es in Erinnerung hatte, als die große Sonne zu erlöschen begann.
    Solon nickte schwermütig und begann mit der Beschreibung ihrer Heimatgalaxie. Neri ließ sich ins Gras zurücksinken, schloss die Augen und sah im Geiste, was ihr der Weise berichtete. Sie folgte dem Spiralarm ihrer Galaxie bis zu dem Punkt, an dem der blassgrüne Planet, mit der ihn begleitenden orangefarbenen Zwergsonne, auftauchte. Einer von vielen Planeten, die alle um das riesige Zentralgestirn Helis kreisten. Atla – ihr Ursprungsplanet. Atla – der grüne Planet mit dem Ringsystem und der Zwergsonne.
    Neri seufzte. Sie war hier auf der Erde geboren, hier, wo kaum noch Atlan zur Welt kamen.
    Der Greis ließ Ozeane und Berge, Flüsse und Täler vor dem geistigen Auge seiner gespannt lauschenden Zuhörerin entstehen. Er flog mit ihr über dicht bewaldete Kontinente, tauchte tief in geheimnisvolle, dunkelgrüne Seen. Berge tauchten auf, um in ockerfarbene Wüsten überzugehen. Mannigfaltige Lebewesen bevölkerten die Wiesen, die Wälder und auch im Wasser regierte das Leben. Hier lebte auch eine kleine Gruppe Drakon, die die Atlan von den Tarronn, einem befreundeten Volk in der gleichen Galaxie, zum Geschenk erhalten hatte und deren Geschichte Solon nun erzählte:
    Die Drakon Siri stand auf dem smaragdgrünen Hügel hinter dem See und schaute in die Ferne. Jede Bewegung ihres Körpers ließ den Schuppenpanzer ihrer Haut in Millionen Farben irisieren. Von Weiß über funkelndes Rot bis zum tiefen Schwarz glänzte der Leib des riesigen Drachenweibchens. Mit leicht geneigtem Kopf schien es zu lauschen. Majestätisch breitete Siri ihre dunklen Schwingen aus. Dann erhob sie sich lautlos in den stillen Abendhimmel, glitt über den schimmernden See, auf dessen Oberfläche sich ihr Spiegelbild in voller Schönheit zeigte. Große Fische spielten im Wasser und suchten erschreckt das Weite, wenn sie der Schatten plötzlich berührte. Aber jetzt war Siri nicht auf der Jagd. Sie hatte keinen einzigen Blick für die Wassertiere übrig. Ihr Ziel lag am anderen Ufer, auf den weiten blumenübersäten Wiesen, die im Abendlicht leuchteten und viele Weidetiere anlockten. Es sah aus, als würde sich der riesige Drache gleich auf eine der kleinen Herden stürzen. Aber die Tiere hoben nur kurz den Kopf und ästen ruhig weiter. Mit rauschenden Schwingen bremste die Meisterin des Fluges ihr Tempo und landete neben einer Gruppe Kinder, die mit ihrem weißbärtigen Lehrer den Flug beobachtet hatten.
    „Gruß euch allen!“, sagte sie mit ihrer wohlklingenden, leicht vibrierenden Stimme. „Na, wer ist heute dran?“
    „Ich, ich, ich …“ Die Kinder rannten dem riesigen Wesen lachend entgegen.
    Der alte Tero lächelte still vor sich hin. Jedes Mal dasselbe Spiel! Er kannte das schon seit langer Zeit und doch bemächtigte sich seiner immer wieder ein Glücksgefühl, wenn Siri und die Kinder zusammentrafen.

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