Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)
Recht behalten, die besagen, dass dereinst eine Auserwählte Kontakt mit den Verborgenen haben wird und unser Volk retten könnte. Es wird vielleicht über die ganze Welt verstreut werden – aber es wird überleben. Und wer weiß, vielleicht finden wir eines Tages tatsächlich den Weg nach Hause.“
„Aber was sollen wir tun, um unser Erbe vor dem Abtrünnigen zu retten? Neri hat ihn gesehen. Sein Hass scheint noch tiefer, als vor tausenden Jahren“, rief eine der älteren Frauen. „Wie lange können ihn die magischen Fesseln noch halten?“
„Um das herauszufinden“, sprach der Älteste im Rat, „muss Neri der Spur des Abtrünnigen in der Zukunft folgen. Lasst uns nach Ablauf eines Sonnenjahres wieder hier zusammen kommen und das Ritual durchführen. Jeder möge dazu seinen Energiestein mitbringen, wir können jede Hilfe brauchen.“
In den folgenden Tagen saß die Seherin stundenlang vor den alten Büchern, um etwas über den Gegner herauszufinden. Wie war er überhaupt ihr Feind geworden, wo er doch einst geschworen hatte, ihr Wächter zu sein? Was hatte ihn so verändert? Letan war schon vor tausenden Sonnenjahren von den Atlan auf die Erde verbannt worden. Ein abtrünniger Wächter, der sich zur dunklen Seite gewandt hatte.
Kira trat in den Raum. „Zermarterst du dir schon wieder das Gehirn? Was sagen die Schriften?“
„Nur das, was ich schon weiß. Es ist zum Verzweifeln! Vielleicht sollte ich mit Solon unter vier Augen sprechen. Es ist wie eine magische Barriere, die ich mit meinem Geist nicht durchbrechen kann.“
„Und Mi-Kel?“, fragte Mara.
Neri zuckte mit den Schultern und zog eine hilflose Grimasse. „Ich fühle mich heute nicht nur mit Blindheit geschlagen.“
„Immer noch Selbstzweifel?“ Mara streichelte Neris Hand.
„Ja, immer und immer wieder. Wer bin ich?“
Kira schaute auf. „Du bist Neri, eine Atlan und zudem unsere einzige Seherin. Genügt das nicht?“
„Nein! Ich will wissen, wer ich wirklich bin. Woher habe ich die Gabe Dinge zu sehen, die einmal waren und einige, die einmal sein werden? Weshalb kann ich nicht das ergründen, was mich selbst betrifft?“ Mit hängendem Kopf verließ Neri die Hütte. Mara und Kira blickten ihr kopfschüttelnd hinterher. Beide wussten, dass die Seherin ihre Gabe manchmal als Last ansah, nur, so deprimiert wie heute, hatten sie sie noch nie erlebt. Die Hüterinnen warfen neugierige Blicke in die Papiere, die wohlgeordnet auf dem Tisch lagen – Sternkarten, astronomische Berechnungen, Mythen und Legenden der Atlan sowie ein Verzeichnis aller ihrer bisherigen Rastplätze in diesem Sonnensystem.
Neri war, seit sie ihre Behausung verlassen hatte, gedankenverloren und ziellos umhergewandert. Jetzt fand sie sich in der Nähe des stillen Sees wieder, an dessen Ufer sich noch ein anderer rastloser Wanderer eingefunden hatte. Er lag auf dem Rücken im Gras und schaute dem Spiel der Schäfchenwolken zu. Die junge Frau ließ sich neben ihm nieder, umspannte mit den Armen ihre angezogenen Knie. Beide schwiegen. Es tat gut, einfach nur dazusitzen, dem leisen Plätschern des Wassers zu lauschen und die Wolken ziehen zu sehen. Sogar das monotone Rauschen des großen Wasserfalls fügte sich harmonisch ein. Nach endlos scheinenden Minuten setzte sich Solon, der älteste und weiseste Atlan, langsam auf. Er strich seinen weißen Bart glatt. „Ich weiß, was dich hergeführt hat. Ich werde versuchen, deine Fragen so gut ich kann zu beantworten. Es geht nicht darum, diese Insel zu retten, das ist unmöglich. Es geht nur noch darum, uns und unser Wissen zu schützen. Der große Schwarze wird nicht die Erde vernichten, er will uns. Aber in seiner blinden Wut wird er alles opfern, was ihm dabei in die Quere kommt. Die Ältesten erinnern sich noch, wie und warum wir auf diesen Planeten kamen. Wir sind nicht ganz freiwillig hier, vergiss das nicht. ER hat unsere Rückkehr verhindert. Er fiel über uns her, kaum, dass unsere Raumschiffe in die Lufthülle dieses Planeten eingetreten waren. Als unsere Sonne zu erlöschen drohte, blieben uns nur drei Wege: Einen neuen Lebensraum zu finden, eine Methode, den altersschwachen Zentralstern aktiv zu halten oder als Volk unterzugehen. So flogen Tausende von uns mit ihren Raumgleiter durch das Universum, um eine neue Heimat zu finden, die wenigstens ähnlich der alten war. Die zurückgelassenen Wissenschaftler forschten unermüdlich an der Rettung unseres Zentralsterns. Wie die Mission unseres Gleiters endete,
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