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Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Die Magierin des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Misty Massey
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Gemüsehändler. Er hielt einen Humpen in einer Hand und zog sich mit der anderen einen Stuhl heran. Falkin seufzte. Sie hatte vielleicht Glück – offenbar war sie einem der Männer begegnet, die glaubten, dass schon zwei Worte den Beginn einer Liebschaft bedeuteten.
    »Ist das nicht ein Zufall, dass wir uns hier auf diese Weise wiederbegegnen?« Er setzte sich auf den Stuhl. Sein Humpen neigte sich; ein wenig Bier schwappte über den Rand und tröpfelte ihm über die Finger. »Ich bin Cazador.« Er wischte sich die Hand vorn an seiner Tunika ab und streckte sie ihr dann hin.
    »Falkin.« Sie nickte und hielt ihre eigenen Hände mit Messer und Gabel beschäftigt.
    Nach einer Weile zog er die Hand zurück, hob seinen Humpen und nahm einen tiefen Zug. »Schöner Tag hier draußen, nicht wahr? Abgesehen von der kleinen Windböe, die den Markt durchgepustet hat.«
    Falkin klopfte das Herz. Hatte er ihr Pfeifen bemerkt? Es mit dem Wind in Verbindung gebracht? Sie hielt den Blick gesenkt.
    »Hat mir aber nichts ausgemacht, kein bisschen. Ich hatte einen schönen Morgen. Hab alles verkauft, was ich mitgebracht hatte.« Er tätschelte den Geldbeutel, der ihm am Gürtel hing. »Würde mir sicher nichts ausmachen, wenn jemand mir dabei helfen will, das alles auszugeben.«
    Falkin legte ihr Besteck ab und seufzte. Was für ein Trottel! Wenn er in aller Öffentlichkeit so mit seiner vollen Börse angab, verdiente er es ja, ausgeraubt zu werden. Mein weiches Herz soll verflucht sein! »Zum ersten Mal auf dem Markt?«
    Er zog die Augenbrauen hoch. »Mein Bruder Diego kümmert sich normalerweise um den Verkauf, aber er hat sich das Bein gebrochen und konnte nicht herkommen. Wie habt Ihr das erraten?«
    »Ihr geht ein schreckliches Risiko ein, wenn Ihr Euren Geldbeutel so herumzeigt. Es erstaunt mich, dass ihn Euch noch niemand gestohlen hat.«
    »Ein Taschendieb, meint Ihr? Vor denen hat mich Diego gewarnt. Genau deshalb habe ich die Börse doch vorn befestigt.«
    »Aber Ihr habt sie nicht zugebunden. In der passenden Menschenmenge könnte ein Dieb leicht die Öffnung aufziehen und sich eine Handvoll Eurer Münzen schnappen. Und den Knoten, den Ihr verwendet, um sie zu befestigen, kann man durchschneiden wie Butter.«
    Er wurde blass. »Was soll ich tun?«
    Falkin stand auf und ging auf seine Seite des Tisches hinüber. »Nehmt sie vom Gürtel, dann zeige ich Euch, was Ihr tun müsst.«
    Cazador löste die glatte Kordel und reichte sie ihr mitsamt seiner Geldbörse. Er lachte leise. »Ihr … äh, Ihr werdet doch wohl nicht damit türmen, oder?«
    Sie rollte die Augen. Wenn sie ihn hätte ausrauben wollen, dann hätte er es ihr jetzt schrecklich leicht gemacht. Sie schlang die Enden der Kordel zu einem festen Reffknoten und zeigte Cazador, wie er die Öffnung der Börse mit einer Würgeschlinge zuziehen konnte. »Je fester Sie daran ziehen, desto fester wird auch der Knoten. Dieses Bändchen reicht für den Augenblick aus, aber ich empfehle Euch, morgen früh ein Stück stärkere Kordel zu kaufen. Bis dahin …« Sie legte ihm den Kordelkreis um den Hals. »Lasst Euren Geldbeutel in Euer Hemd fallen. Und dort lasst ihn dann auch.«
    Er zog sich den Kragen auf, um die Börse hineinfallen zu lassen, und Falkin sprang etwas ins Auge: Ein Wirbel von Farbe, Rot und Blau über seinem Brustbein verschlungen, der wer weiß wo endete. Bauern trugen gewöhnlich keine Tätowierungen – Seeleute und Soldaten dagegen sehr wohl. Falkin konnte sich einer Aufwallung von Neugier nicht erwehren, die ihr wahrscheinlich auch am Gesicht abzulesen war. Sie wandte sich rasch ab, während Cazador sich bedeckte.
    »Ihr seid sehr freundlich«, sagte er. »Gestattet mir bitte, Euch etwas zu trinken zu kaufen.«
    »Ich bezahle hier nichts. Bin eine Freundin der Besitzerin.« Falkin zögerte. »Ich bin mir sicher, dass Ihr durchaus ein netter Kerl seid, aber jetzt bin ich gerade nicht auf Gesellschaft aus. Ich werde in zwei Tagen schon gar nicht mehr im Hafen sein.«
    »Ihr seid Matrose?« Cazador zog die Stirn kraus. »Aber Ihr seid doch eine Frau.«
    »Ja«, sagte sie. »Das ist doch eine kuriose Geschichte, die Ihr mit nach Hause nehmen könnt.« Sie hatte diesem Fremden schon zu viel gesagt, mochte er auch noch so unschuldig wirken. »Ich muss jetzt los. Haltet Euren Geldbeutel gut fest.«
    Olympia war noch nicht wieder heruntergekommen, also verabschiedete sich Falkin von Sabas und trat in die Abendkühle hinaus. Der Markt hatte schon lange

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