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Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Die Magierin des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Misty Massey
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einmal mehr auf derselben Straßenseite an dem Haus vorbeigegangen. Er versuchte so zu tun, als mache es ihm nichts aus, aber er ließ nie eine Gelegenheit aus, sich zu erkundigen, wie die Dinge an jenem Ende der Marktstraße standen.
    »Allen geht es gut. Sabas sagt, dass er morgen früh etwas Zeit hat, wenn du Lust haben solltest, ein bisschen mit ihm zu trinken und zu plaudern.« Falkin versetzte ihm einen Rippenstoß. »Ich wette, Olympia würde dir sogar erlauben, dich kostenlos mit den Mädels zu vergnügen, wenn du nur vorbeigehen und fragen würdest.«
    Binns kniff die Augen zusammen und legte den Kopf schief, als denke er schon über den nächsten Tag nach. »Das ist ein verlockendes Angebot. Olympia ist eine gute Frau, sehr großzügig. Aber ich fürchte, ich werde keine Zeit haben herumzutändeln. All die Arbeit auf dem Schiff … Und wir haben noch nicht mal eine Prise im Lagerraum.« Betrübt schüttelte er den Kopf. »Vielleicht das nächste Mal, wenn wir vor Anker gehen.«
    Dasselbe sagte er jedes Mal. Falkin grinste in ihr Bier hinein und sagte nichts.
    Das Serviermädchen kam schwungvoll aus der Küche, Teller auf den schlanken Armen aufgereiht. Sie machte bei den beiden Piraten halt. Mit der Anmut, die den Serviermädchen auf der ganzen Welt zu eigen war, stellte sie jeweils einen Teller mit dampfendem Fleisch und Brot vor ihnen ab, ohne auch nur einen Tropfen Bratensaft von den anderen Platten, die sie trug, zu vergießen.
    »Da trau einer noch seinen Augen!«, bemerkte Binns, während er zusah, wie sich das Mädchen reibungslos in das Labyrinth aus Tischen hineinbewegte. »Wenn ich es nicht besser wüsste, könnte ich schwören, dass dieses Mädchen fliegen kann!«
    Falkin machte sich über das Essen vor ihr her. Das Fleisch war stundenlang gebraten worden und zart wie zerlassene Butter. Allzu bald war der Teller leer. Sie tupfte die letzten Tropfen Bratensaft mit ihrem Brot auf, schob sich den letzten Bissen in den Mund und lehnte sich dann gegen die Theke.
    »Das war köstlich, Artie«, seufzte sie. »Dagegen können Zwieback und Pökelfisch nun mal nicht ankommen.«
    Binns stocherte sich mit einem Holzsplitter in den Zähnen herum. »Und was, meine Dame, stimmt nicht mit dem Pökelfisch? Der ist doch voller salziger Köstlichkeit und hält einem das Blut rot, o ja.«
    »Bier hält mir das Blut rot«, konterte sie und winkte dem Schankknecht zu, noch eine Runde einzuschenken.
    »Das ist doch nur ein übles Gerücht, das von den Bierbrauern in die Welt gesetzt worden ist, um mehr von ihrem Gesöff zu verkaufen.« Er schob seinen eigenen Becher hin, als sich der Schankknecht näherte. »Aber schenkt mir auch noch einmal nach, nur für den Fall, das ich mich irre.«
    Sein Holzstück noch zwischen den Lippen trat er von der Theke zurück, streckte die Arme aus, kniff das Gesicht zusammen und reckte sich mit einem tiefen, zischenden Seufzer. »Es bricht mir das Herz, dass wir keine Fracht zu verkaufen haben. Die Menge auf dem Markt hat heute das Geld wie Sand auf die Straße geworfen. Wir hätten ein wahrhaft königliches Vermögen verdienen können.«
    Die Menge auf dem Markt. Irgendetwas an den Worten stieß Falkins Erinnerungen an. Da war eine Botschaft, die sie überbringen sollte. Sie kehrte wie ein blauer Blitz in die vorderste Reihe ihrer Gedanken zurück.
    »Artie, ich bin da heute einem ganz sonderbaren Gesellen begegnet auf dem Markt.« Sie lachte. Wenn er gewusst hätte, wie vielen sonderbaren Gesellen sie heute schon begegnet war … »Nur Haut und Knochen und dazu in Leder gekleidet. Halb kahl. Ihm fehlten eine ganze Menge Zähne. Wahrscheinlich kommt das vom Suff. Er stank ziemlich nach Bier.« Sie beugte sich nahe zu Binns hin und zwinkerte verschwörerisch. »Er hat mir eine Botschaft für dich aufgetragen. Willst du sie hören?«
    Binns nahm einen langen Zug aus seinem Becher und wischte sich dann den Schaum von den Lippen. »Nur zu.«
    Falkin sah nach links, dann nach rechts, und senkte die Stimme zu einem dramatischen Flüstern. » Die Rose ist errötet, aber die Dornen sind rings um den Fuß des Berges gewachsen .« Sie kicherte und hob ihren eigenen Becher, um einen Schluck zu trinken. »Er hat allerdings geschworen, er sei nicht betrunken.« Sie wartete auf sein zustimmendes Lachen.
    Binns starrte die Tür der Schenke an; sein Gesicht war zu einer Maske ernsthaften Nachdenkens erstarrt. Falkin stieß ihn sacht mit dem Ellenbogen an. »Stimmt was nicht?« Er war starr wie Stein.

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