Die magische Höhle - Piratenalarm in der Karibik
Pirat, Lucas?“, fragte er seinen neuen Freund.
Lucas sah ihn verdutzt an. „Das ist eine lange Geschichte“, sagte er nachdenklich. Aber sie hatten ja viel Zeit.
„Ich bin in Bristol in England geboren“, erzählte Lucas. „Schon mein Vater und der Vater meines Vaters waren Seeleute. Also habe ich mit zwölf Jahren auch angefangen, als Schiffsjunge auf einem englischen Kriegsschiff zu arbeiten.“
„Du musstest mit zwölf Jahren schon richtig arbeiten?“, fragte Niklas verwundert nach.
„Und wie“, stöhnte Lucas. „Wir arbeiteten von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang und manchmal noch länger. Und mindestens einmal in der Woche setzte es Prügel vom Maat. Nach drei Jahren wurde mir das zu dumm. Als wir einmal den Hafen von Port Royal in Jamaika angelaufen haben, bin ich einfach davongelaufen. Dort hat mich schließlich der Käpt‘n aufgegabelt und seitdem gehöre ich zu seiner Mannschaft.“
„Hast du deswegen so eine Wut auf die englische Marine, dass du das Schiff gleich versenken wolltest?“
Lucas atmete tief durch. „Das stimmt“, sagte er. „Aber zum Glück sind Alex und der Käpt‘n in solchen Sachen ein bisschen vernünftiger als ich. Außerdem rege ich mich einfach leicht auf, deswegen sitze ich auch im Ausguck, wo mir den ganzen Tag über niemand in die Quere kommt“, fügte er grinsend hinzu.
Noch lange saßen er und Lucas schweigend nebeneinander und betrachteten von oben, wie die untergehende Sonne das Meer zum Glitzern brachte. Eine sanfte Brise umwehte den Ausguck. Lucas zeigte nach Steuerbord. Niklas konnte beobachten, wie ein Schwarm von Delfinen fast zum Greifen nah an ihrem Schiff vorbeischwamm. Immer wieder sprang einer der Delfine aus dem Wasser und ließ sich klatschend wieder hineinfallen.
Niklas schloss träumerisch die Augen. Es konnte einfach nichts Schöneres geben, als Pirat zu sein!
Als er Julia vor dem Schlafengehen davon erzählte, konnte sie seine Begeisterung jedoch nicht so ganz teilen.
„Alles schön und gut“, sagte sie. „Aber irgendwie müssen wir auch mal wieder nach Hause zurückkommen.“ Niklas schluckte. Das hatte er fast vergessen.
Sie waren sich einig, dass es wahrscheinlich nur eine einzige Möglichkeit zur Rückkehr gab. Und die führte durch die Höhle, in der sie in der Karibik angekommen waren. Aber wie sollten sie wieder dorthin gelangen? Vielleicht gab es ja auf irgendeiner Fahrt noch einmal die Gelegenheit dazu. Vielleicht nächstes Jahr, vielleicht in fünf Jahren, vielleicht in zehn Jahren. Vielleicht aber auch gar nicht.
Gleich am nächsten Morgen stieg Niklas wieder mit Lucas auf den Ausguck. Julia schaute Alex beim Steuern zu und ließ sich die Funktionsweise des Steuerrads erklären. Eine sanfte Brise blähte die Segel und die Fahrt ging gemächlich voran.
Losthope stand zufrieden an der Reling und suchte den Horizont mit seinem Fernrohr ab. Eigentlich tat er das nur, um überhaupt etwas zu tun. Denn viel Arbeit gab es für ihn im Augenblick nicht, alles ging reibungslos voran. Bald würden sie es geschafft haben.
Es war der Koch, der Losthope aus seinen Träumen riss. Er kam atemlos an Deck gerannt und hatte schlimme Neuigkeiten.
„Ich fürchte, wir haben ein Problem“, rief er seinem Käpt‘n zu.
„Ist dir der Pfeffer ausgegangen?“, scherzte Losthope. Doch er merkte sofort, dass der Koch nicht zu Witzen aufgelegt war.
„Unser Wasservorrat geht zur Neige“, berichtete der Koch. „Erinnerst du dich an den Kanonenschuss, den der Kanonier der Daring Dork auf uns abgegeben hat?“
Natürlich erinnerte sich der Kapitän. Es hatte einen krachenden Einschlag gegeben und viele Holzsplitter waren herumgeflogen, aber die Kugel hatte kaum Schaden angerichtet.
„Unsere Trinkwasserfässer sind von den Splittern beschädigt worden“, erklärte der Smutje. „Fast alle haben Löcher abbekommen, nur die in der ersten Reihe nicht. Darum habe ich es erst jetzt bemerkt. Der Großteil des Wassers ist schon ausgelaufen!“
„Was hast du gesagt?“ Käpt‘n Losthope wartete erst gar nicht auf eine Antwort, sondern stürmte sofort in den Lagerraum. Er sah gleich, was los war. Vor den Fässern hatte sich eine kleine Pfütze gebildet. Das Wasser tröpfelte aus winzigen Spalten und Löchern heraus und verdunstete fast so schnell, wie es zu Boden sickerte. Kein Wunder, dass der Schaden bisher niemandem aufgefallen war.
„Kippt die Reste in die Fässer, die noch intakt sind“, ordnete Losthope an. „Und du versuchst, die
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