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Die Mappe meines Urgrossvaters

Die Mappe meines Urgrossvaters

Titel: Die Mappe meines Urgrossvaters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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ich in der Abendsonne auf der Bank vor einem Hause, und sprach oder spielte mit den Kindern, und ging dann, wenn der Himmel recht schön golden war, von den vielen Bäumen begrüßt, und von dem langsamen Sausen der Föhrennadeln begleitet durch den Kirmwald nach Hause. Die Gebirgsbewohner sind sehr verständig und meistens sind sie auch heitere umgangswürdige Leute. Ich war wohl noch sehr jung, fast bei weitem zu jung für einen Arzt: aber sie hatten als zu einem Landeskinde Zutrauen zu mir, und fragten mich zuweilen auch bei anderen Dingen als bei Krankheiten um Rath.
    Ich gewann die Gegend allgemach immer lieber, und wie ich mich früher manchmal aus der Stadt in den Wald gesehnt hatte, so war es auch jetzt wieder gut, wenn ich von Pirling, was doch nicht gar weit ist, oder von Gurfeld, von Rohren, von Tunberg, wohin ich öfter gerufen wurde, nach Hause fuhr, und das Grün der Tannen wieder von den Höhen herab grüßte, manches Bächlein, das zwischen den Waldklemmen ging, mir rauschend entgegen sprang, mancher Birkenstamm von den Bergen leuchtete, mancher dorrende Holzklotz am Wege lag, weil man hier nicht besonders darauf zu achten hat, und manche Baumversammlung sich immer dichter folgend an dem Wege stand, die wehenden Aeste oberhalb hinüber streckend und unten an einem Stamme irgend ein Bildchen enthaltend. Wenn ich von den schönen fast gerade laufenden Straßen der Ebene hereinkam, war es mir, wie ein gutes Heimathgefühl, und that mir beinahe wohl, wenn sie abbrachen, und unsere schmalen, krummen, hin und hergehenden Wege anfingen, auf denen man langsamer fahren mußte.
    Weil ich gleich in dem ersten Herbste zu sehr vielen Leuten gerufen wurde, die weit auseinander lagen, daß ich es mit Gehen nicht erzwingen konnte, und weil die Fuhrwerke in den Bergen nicht zu haben sind, oder selber auf den Feldern zu thun haben, oder zu meinem Zwecke nicht taugten, kaufte ich mir selber ein Pferd, ließ in Pirling ein Wägelchen machen, und gedachte, mich in Zukunft dieser Dinge zu bedienen. Ich hatte noch im späten Herbste, da die Erde schon gefroren war, angefangen, an unsere Hütte noch einen schönen Stall aus guter doppelter Bretterverschallung bauen zu lassen, deren Zwischenraum ich zuerst mit Moos ausfüllte. Hinten wurde auch noch ein kleines Hüttchen aufgeführt, darin das Wägelchen stand, und noch ein schmaler Schlitten Platz hatte, den ich ebenfalls zu bauen im Begriffe war. Der Wirth am Rothberge hatte einen Goldfuchs. - Wie gerne war ich oft dort gesessen, wo der röthliche Stein aus der Erde hervorgeht, der Bach mit lebendigem Lärmen zwischen den Bergen heraus rauscht, und drüben das Haus mit den vielen Fenstern herüber schaut, wenn ich müde von dem vielen Herumgehen in den Krümmungen der Waldgräben herauskam, den Stock und das Barett neben mir an den Stein legte, um mich auf einen ersehnten Trunk abzukühlen, und mir die stattliche und behagliche Wirthschaft zu betrachten. Die Brettersäge kreischte hinten in dem Thale, der Bach sprudelte schneeweiß zwischen den schwarzen Waldsteinen hervor, der Platz vor dem Wirthshause war so geräumig, mehrere Bänke liefen an der Wand hin, und Leute gingen in dem Hause aus und ein, um Geschäfte zu thun. Wie oft lag der glänzendste Sonnenschein auf der Wirthsgasse, an der der schönste Fahrweg des Waldes vorbei ging, und beleuchtete die vielen Fenster, die auf den Weg hinaus schauten. Wie oft aber stand auch die Sonne schon tief, machte die Holzverzierungen an dem Wirthshause, die Bänke und die Ranken, die an der Wand hinauf gingen, roth, und legte sich schief gegen den Waldrücken hinüber, daß er einen langen Schatten auf den Rothberg warf, an dem sich die Waldhäuser, wie graue Punkte, hinunter zogen. Dann ging ich, wenn ich mir alles betrachtet hatte, wenn die Hitze des Körpers vergangen war, und wenn die müden Füsse ein wenig erquickt waren, über den Steg, trat auf die Gasse des Wirthshauses, und trank mein Glas, das man mir heraus gebracht hatte; denn gewöhnlich sah man mich auf meinem Stein schon sitzen, und richtete das, was ich brauchte, zurecht. Dann redete ich ein wenig mit Martin, dem Wirthe, wenn er nicht etwa zufällig abwesend war, oder mit einem Gaste, oder mit sonst jemanden aus dem Hause. Wenn Sonntag war und die Nachmittagsgäste die Gasse füllten, saß Josepha, die Tochter des Wirthes gerne auf dem Wiesenhange hinten, wo ein kleines Hügelchen ist, auf dem ein Apfelbaum steht, und ein Hüttchen, Tischchen und Bänklein ist,

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