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Die Mars-Chroniken

Die Mars-Chroniken

Titel: Die Mars-Chroniken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ray Bradbury
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lassen mich gewähren?«
    Man ließ ihn. Er bekam ein Motorrad, das er schwer mit Samen und Schößlingen belud. Er hatte es in einem engen, versteckten Tal zurückgelassen und war zu Fuß über Land gegangen.
    Das war vor dreißig Tagen gewesen, und er hatte sich nicht umgeschaut. Denn das hätte ihm das Herz schwergemacht. Das Wetter war überaus trocken, und es war nicht anzunehmen, daß von dem Samen schon etwas aufgegangen war. Vielleicht war überhaupt sein ganzes Unternehmen, die dreißig Tage des Bückens und Schaufelns, vergeblich gewesen. Er hielt den Blick starr nach vorn gerichtet und folgte – auf den Regen wartend – dem Lauf des flachen breiten Tals unter der Sonne, fort von der ersten Stadt.
    Wolken zogen sich über den ausgetrockneten Bergen zusammen, als er die Decke über die Schultern zog, um zu schlafen. Der Mars war so unwägbar wie die Zeit selbst. Er spürte, wie die kahlen Hügel sich abkühlten in der frostigen Nacht. Er dachte an den schweren, tiefschwarzen Boden, ein Boden, der so schimmernd schwarz war, daß er sich in der Faust zu regen schien, ein fruchtbarer Boden, der so hohe Bohnenpflanzen hervorbringen mochte, daß selbst Riesen von der Spitze schreiend zu Tode stürzten.
    Das Feuer zerfiel unruhig zu schläfriger Asche. Die Luft zitterte vom fernen Rollen eines Wagenrades. Donner? Plötzlich lag der Geruch von Wasser in der Luft. Heute nacht, dachte er und streckte die Hand aus, als warte er auf die ersten Regentropfen. Heute nacht.
     
    Er erwachte von einer Berührung auf der Stirn.
    Ein dicker Tropfen rann ihm über die Nase in den Mund. Ein zweiter Tropfen traf ihn ins Auge und trübte die Sicht. Ein dritter klatschte auf sein Kinn.
    Der Regen.
    Rein und sanft, so nieselte er aus dem hohen Himmel herab, ein besonderes Elixier mit dem Geschmack von Zaubersprüchen und Sternen und Luft, ein Regen, der voller pfeffergrauen Staubs war und wie alter leichter Sherry auf der Zunge zerging.
    Regen.
    Er setzte sich auf. Er ließ seine Decke zu Boden fallen, während sein einfaches blaues Hemd fleckig wurde, während der Regen sich zu festeren Tropfen verdichtete. Das Feuer sah aus, als tanzte ein unsichtbares Tier darauf herum und erdrückte es, bis es nur noch aus wütendem Rauch bestand. Der Regen rauschte herab. Die gewaltige schwarze Himmelskuppel zerplatzte in sechs pulvrig-blaue Teile, eine herrlich gesprungene Glasur, und brach ein. Er sah zehn Milliarden Regenkristalle, die eben lange genug verhielten, um von der elektrischen Entladung fotografiert zu werden. Dann wieder Dunkelheit und Wasser.
    Er war bis auf die Haut durchnäßt, doch er hielt das Gesicht dem Regen entgegen und ließ das Wasser lachend auf seine Lider trommeln. Er schlug in die Hände und stand auf und ging um sein kleines Lager herum, und es war ein Uhr früh.
    Es regnete gleichmäßig zwei Stunden lang und hörte dann auf. Die Sterne erschienen wieder, frischgewaschen und klarer denn je.
    Mr. Benjamin Driscoll nahm trockene Kleidung aus seinem Cellophanbeutel und zog sich um. Dann legte er sich wieder hin und schlief zufrieden weiter.
     
    Langsam stieg die Sonne über die Hügel. Sie überflutete still das Land mit ihrem Licht und weckte Mr. Driscoll.
    Er wartete einen Augenblick mit dem Aufstehen. Er hatte einen endlosen heißen Monat lang angestrengt gearbeitet und gewartet, und im Aufstehen drehte er sich endlich um und sah in die Richtung, aus der er gekommen war.
    Es war ein grüner Morgen.
    Soweit er sehen konnte, verdeckten Bäume den Himmel. Nicht ein Baum, nicht zwei Bäume, nicht ein Dutzend, sondern all die unzähligen tausend Bäume, deren Samen oder Keimlinge er gesetzt hatte. Und es waren keine kleinen Bäume, keine Schößlinge oder zarten Gewächse, sondern große Bäume, riesige Bäume, zehn-Mann-hohe Bäume, über und über grün und gewaltig und rund und voll Saft; Bäume mit metallisch schimmernden Blättern, flüsternde Bäume, eine breite Reihe von Bäumen, die sich über die Hügel zog; Zitronenbäume, Linden, Rotholzbäume und Mimosen und Eichen und Ulmen und Espen, Kirschbäume, Ahornbäume, Eschen, Apfelbäume, Orangenbäume, Eukalyptusbäume, von einem turbulenten Regen zum Leben entfacht, genährt von einem fremden, magischen Boden; Bäume, die selbst jetzt noch zusehends neue Äste entwickelten und Blüten aufgehen ließen.
    »Unmöglich!« rief Mr. Benjamin Driscoll.
    Aber das Tal und der ganze Morgen waren grün.
    Und die Luft!
    Von überallher kam die neue Luft wie ein

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