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Die Mars-Chroniken

Die Mars-Chroniken

Titel: Die Mars-Chroniken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ray Bradbury
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an, als hoffte er, sein Blick werde ihr Verständnis wecken.
    »Wenn jetzt Ihretwegen meine Kristallsemmeln eingefallen sind«, sagte sie schrill, »kriegen Sie eins mit dem Besen über!« Sie bückte sich und starrte in einen kleinen Backofen. Als sie sich wieder aufrichtete, war ihr Gesicht gerötet.
    Sie war dünn und schnell wie ein Insekt. Ihre Stimme hatte einen scharfen metallischen Klang. Ihre Augen leuchteten hellgelb, und ihre Haut hatte einen sanften Braunton.
    »Warten Sie hier. Ich will mal sehen, ob Sie einen Augenblick mit meinem Mann sprechen können. Was wollten Sie doch gleich?«
    Der Mann fluchte, als hätte sie ihm mit einem Hammer auf die Finger geschlagen. »Sagen Sie ihm bitte, daß wir von der Erde kommen und daß es so etwas bisher noch nicht gegeben hat.«
    »Was hat es noch nicht gegeben?« Sie hob ihre braune Hand und winkte ab. »Ach, lassen Sie nur. Ich bin gleich wieder da.« Das Geräusch ihrer Schritte wehte durch das Steinhaus.
    Draußen wölbte sich der gewaltige blaue Marshimmel heiß und still wie ein warmes, tiefes Meer. Die Marswüste kochte wie ein prähistorischer Schlammgeysir, und die Hitze stieg in flimmerden Wogen von ihr auf. Auf einem Hügel in der Nähe stand ein wenig schräg eine kleine Rakete. Fußstapfen führten von der Rakete direkt zur Tür des Steinhauses.
    Jetzt waren im ersten Stock aufgebrachte Stimmen zu hören. Die Männer an der Tür sahen sich unbehaglich an, traten von einem Fuß auf den anderen, drehten Däumchen und hakten die Finger in den Gürtel. Eine Männerstimme brüllte etwas, die Stimme der Frau antwortete. Nach einer Viertelstunde begannen die Männer von der Erde, weil es ihnen langweilig wurde, unruhig in der Küche auf und ab zu gehen.
    »Zigarette?« fragte einer.
    Jemand kramte ein Päckchen hervor, und sie zündeten sich Zigaretten an. Sie rauchten, und gemächliche hellweiße Wolken stiegen auf. Sie zupften an ihren Uniformen, knöpften sich die Kragen auf. Die Stimmen oben brummelten und summten weiter. Der Anführer der Männer sah auf die Uhr.
    »Fünfundzwanzig Minuten«, seufzte er. »Möchte nur wissen, was die da oben machen.« Er trat an ein Fenster und sah hinaus.
    »Heiß heute«, sagte einer der Männer.
    »Ja«, sagte ein anderer in der trägen Wärme des jungen Nachmittags. Die Stimmen oben waren zu einem Murmeln geworden und dann verklungen. Darauf war im Haus kein Laut mehr zu hören, nur das Atmen der Männer in der Stille.
    Eine Stunde verging in Schweigen. »Ich hoffe, daß wir ihnen keine Schwierigkeiten machen«, sagte der Kapitän. Er setzte sich in Bewegung und warf einen Blick ins Wohnzimmer.
    Dort stand Frau Ttt und goß einige Blumen, die in der Mitte des Zimmers wuchsen.
    »Oh, ich wußte doch, daß ich etwas vergessen hatte«, sagte sie, als sie den Kapitän erblickte. Sie kam in die Küche. »Es tut mir leid.« Sie reichte ihm ein Stück Papier. »Mein Mann hat leider keine Zeit.« Sie wandte sich ihrem Herd zu. »Außerdem könnte er Ihnen doch nicht weiterhelfen. Sie sprechen wohl besser mit Herrn Aaa. Nehmen Sie den Zettel und gehen Sie zum nächsten Hof, drüben am blauen Kanal. Vielleicht wird Ihnen Herr Aaa sagen können, was Sie wissen wollen.«
    »Wir wollen ja überhaupt nichts wissen«, wandte der Kapitän ein und verzog seine dicken breiten Lippen. »Wir wissen eigentlich schon Bescheid.«
    »Sie haben da den Zettel, was wollen Sie noch?« fragte sie schroff. Sie gedachte, nichts mehr zu sagen.
    »Na ja«, sagte der Kapitän widerstrebend. Er stand an der Tür, als warte er auf etwas. Er wirkte wie ein Kind vor einem leeren Weihnachtsbaum. »Na ja«, sagte er noch einmal. »Dann kommt, Leute.«
    Die vier traten in den heißen, stillen Tag hinaus.
     
    Eine halbe Stunde später hörte Herr Aaa, der gerade in seiner Bibliothek elektrisches Feuer aus einer Metalltasse schlürfte, Stimmen draußen auf dem gepflasterten Hof. Er beugte sich zum Fenster hinaus und blickte auf die vier uniformierten Männer hinab, die mit zusammengekniffenen Augen zu ihm heraufsahen.
    »Sind Sie Herr Aaa?« riefen sie.
    »Ja.«
    »Herr Ttt hat uns zu Ihnen geschickt!« rief der Kapitän.
    »Warum hat er das wohl getan?« fragte Herr Aaa.
    »Er hatte keine Zeit!«
    »Das ist aber schade«, sagte Herr Aaa sarkastisch. »Glaubt er etwa, ich hätte nichts anderes zu tun, als mich um die Leute zu kümmern, für die er keine Zeit hat?«
    »Darum geht es doch nicht, Herr Aaa«, rief der Kapitän.
    »Für mich schon. Ich habe noch

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