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Die Mauern von Logghard

Die Mauern von Logghard

Titel: Die Mauern von Logghard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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fest…«
    »Sie wollen Mythor beseitigen, um sich die Waffen des Lichtboten anzueignen, die in seinem Besitz sind«, rief einer der drei Fremden dazwischen. Er war der älteste von ihnen, aber auch der kleinste und schmächtig noch dazu. Er sah aber so aus, als könnte er mit dem Dutzend Messern umgehen, die er in einem Leibgurt stecken hatte.
    »Das klingt sehr seltsam«, meinte Gamhed. »Aber erzählt erst einmal eure Geschichte, bevor ich über euch urteile.«
    »Im Namen von Shallad Hadamur, gib mir das Wort!« verlangte der dritte der Fremden, der den Burnus eines Vogelreiters trug und Gamhed irgendwie an einen Bewohner der Heymalländer erinnerte. »Diese beiden sind Freunde eines Frevlers, der den Namen des Shallad beschmutzt hat und…«
    »Wir sind in Logghard, und hier spricht niemand in Hadamurs Namen!« herrschte Gamhed ihn an. »Du bist still! Erzähle du!« Gamhed deutete auf den jungen Mann mit dem hellen Haar, der ihn einen Moment lang an Shallad Rhiad erinnert hatte und dessen Anblick ihn auch jetzt noch seltsam berührte.
    Er nannte seinen Namen – Luxon – und begann dann eine abenteuerliche Geschichte zu erzählen. Er endete mit den Worten: »Bevor uns Flüsterhand in Erham mittels des Hohen Rufes auf den Weg schickte, beobachteten wir, wie sich all die vielen tausend Drachen erhoben und in westlicher Richtung davonflogen. Wir müssen annehmen, dass Logghard ihr Ziel ist und dass sie bald in der Ewigen Stadt eintreffen werden.«
    Gamhed war sehr nachdenklich geworden. Wenn Luxons Erzählung nur einigermaßen wahr war, dann würde er mit dem Größten Großen ein ernstes Wort reden müssen. Luxons Beschuldigung, die selbst der Vogelreiter Hrobon unwidersprochen ließ, war ungeheuerlich, aber auch so unglaublich, dass es kaum einer wagen würde, sie zu erfinden.
    »Ich werde eure Geschichte überprüfen«, sagte Gamhed. »Und ihr werdet euch auch einer Prüfung durch die Magier unterziehen müssen. Sie können feststellen, ob etwas Wahres an euren Behauptungen ist oder ob ihr lügt.«
    »Wir können jeder Prüfung standhalten«, sagte Luxon so überzeugend, dass Gamhed ihm bedenkenlos glauben wollte. Aber was war das Wort eines Fremdlings gegen den Größten Großen? Luxon fügte hinzu: »Und vergiss nicht den Drachenschwarm, der gen Logghard zieht. Wenigstens diese Warnung solltest du ernst nehmen.«
    »Ich werde für alle Fälle die Windharfen spannen lassen«, sagte Gamhed. »Soviel Zeit dürfte uns noch bleiben. Wenn ihr wirklich mit dem Hohen Ruf gekommen seid, dann müsstet ihr vor den Drachen einen großen Vorsprung haben.«
    »Der durch den Aufenthalt bei den Großen jedoch sehr geschrumpft ist«, gab Luxon mit Verbitterung in der Stimme zu bedenken.
    *
    Mythor wurde von Seelenfinger durch eine Tür in eine große Halle geschubst. Als er sich kurz darauf umdrehte, war der Große verschwunden. Es machte Mythor nichts aus, nun völlig auf sich allein gestellt zu sein, denn von Seelenfinger hätte er sowieso keine Unterstützung zu erwarten gehabt.
    Die Halle maß annähernd dreißig Mannslängen in die Tiefe und war ein Drittel so breit. An den Längsseiten gab es drei übereinanderliegende Laubengänge, die im Dunkeln lagen. Die Halle wies keine Fenster auf und wurde von einem Dutzend von der hohen Decke hängenden Öllichtern erhellt. Sie verbreiteten einen warmen, rötlichen Schein und warfen weiche, konturenlose Schatten.
    Die Tempelhalle war ein Ort, an dem man sich geborgen fühlen konnte, alles strahlte Ruhe und Erhabenheit aus. Doch Mythor ließ sich davon nicht täuschen, denn die Umstände waren nicht dazu angetan, ihm ein Gefühl der Sicherheit zu geben.
    Zudem fühlte er sich durch seine Ausrüstung beengt. Er hatte Alton im Gürtel stecken und den Sonnenschild, den Sternenbogen und den Mondköcher auf den Rücken geschnallt. Den Helm der Gerechten hatte er aufgesetzt und vernahm seine unaufdringlichen Einflüsterungen.
    War es nicht seltsam, dass das Raunen des Helmes ihn zu einem anderen Ort als diesem wies? Das Ziel, das der Helm ihm mit seinen Impulsen nannte, lag irgendwo jenseits und nahe diesem Tempel. Also war dies nicht der siebte Fixpunkt des Lichtboten.
    »Komm zu mir, sei mir ganz nahe«, erklang eine angenehme Stimme vom anderen Ende des Tempels. Dort befand sich ein erhöhtes Podest, auf dem sich ein gewölbtes, schalenförmiges Gebilde erhob, das irgendwie an das Nest eines Riesenvogels erinnerte. Das betraf jedoch nur die Form, denn das Material, aus dem es

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