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Die Mauern von Logghard

Die Mauern von Logghard

Titel: Die Mauern von Logghard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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liegen, es zählt nur, dass in ihm sein Geist lebt, immerfort und ewig.
    Schon vor urdenklichen Zeiten errichteten die Gorganer um diese Lichtsäule ein Denkmal, dessen wahre Bedeutung nie ganz in Vergessenheit geriet, denn die Lichtsäule strahlte weit, und sie überstrahlte alles. Und immer wieder waren die Dunkelmächte versucht, dieses Licht, dieses starke Symbol des Guten, zum Erlöschen zu bringen. Und stets fanden sich Aufrechte, das Licht der Welt zu verteidigen.
    Allmählich entstand rings um das Grabmal des Lichtboten eine Stadt. Sie wurde von den Dämonen oftmals zerstört, aber immer wieder neu aufgebaut. Und die Stadt wurde größer und wuchs immer weiter, je öfter sie von den Dunkelmächten dem Boden gleichgemacht wurde. Diese Stadt wurde Logghard genannt, was in der alten, vergessenen Sprache soviel bedeutet wie die Ewige.
    Die Chronik, von Logghard reicht weit zurück, über eine Zeitspanne, die das menschliche Vorstellungsvermögen übersteigt. Und mit den Annalen der Ewigen Stadt sind die Großen aufs engste verknüpft. Die Anfänge unserer Bruderschaft liegen im Dunkel der Vergangenheit, aber wir können behaupten, dass es uns seit Anbeginn der Lichtwelt gibt, in dieser oder jener Form.
    Wir waren schon immer jene, die das Gedankengut des Lichtboten hochgehalten haben, sein Vermächtnis hüteten und die Prophezeiung bewahrten, dass eines Tages der Sohn des Kometen kommen würde, wenn die Not am größten sei. Wir sind die Auserwählten, die die Geschicke der Welt zu lenken haben.
    Als dann in neuerer Zeit, vor zweihundertundfünfzig Jahren, die Dunkelmächte mit ihrer Belagerung von Logghard begannen, um die Ewige Stadt endgültig zu vernichten und die Lichtsäule ein für allemal zum Erlöschen zu bringen, da wussten wir, dass es Zeit für uns war, den Sohn des Kometen anzurufen.
    Damals begannen wir eine neue Zeitrechnung. Es war das Jahr 1 Logg. Und von diesem Tage an sahen wir es als unsere Bestimmung an, dafür zu sorgen, dass der Sohn des Kometen in Erscheinung trete und dem Licht endgültig zum Sieg verhelfe.
    In all den Jahren, seit fast auf den Tag genau zweihundertundfünfzig Jahren, suchten wir nach jenem Auserwählten, der der Lichtwelt zu dauerhaftem Bestand verhelfen sollte: nach dem Sohn des Kometen.
    Wir fanden viele, die geeignet schienen – o ja, das kannst du in den alten Schriften nachlesen. Jeder dieser Auserwählten vereinigte viele gute Eigenschaften in sich, wie man sie bei anderen nicht einmal in Ansätzen fand. Aber keiner von ihnen war vollkommen, das zeigte sich erst, als wir sie ausschickten, damit sie sich aus den anderen Fixpunkten des Lichtboten dessen Vermächtnis holten. Sie alle scheiterten an den strengen Prüfungen und den schier übermenschlichen Anforderungen, die der Lichtbote an den Sohn des Kometen stellte.
    Die Jahre vergingen. Logghard widerstand dem Ansturm der Dunkelmächte im ersten Jahrhundert und im zweiten. Von überall aus Gorgan kamen Wackere, um die Ewige Stadt zu verteidigen. Nur so war es möglich, Logghard vor dem Untergang zu bewahren. Doch wir wussten durch das Studium der alten Schriften, dass dies keine Lösung war und dass die endgültige Vernichtung Logghards auf diese Weise nur aufgeschoben werden konnte. Denn die Dämonen warfen immer stärkere Kräfte in den Kampf, und den Verteidigern waren natürliche Grenzen gesetzt. Je größer Logghard wurde, desto verwundbarer wurde die Stadt auch. Mit der Zahl der Bewohner stieg auch gleichzeitig die Zahl der Verluste, so dass es nötig wurde, immer mehr Pilger dazu zu bringen, sich als Verteidiger Logghards einzufinden. Du weißt, zu welchen Auswüchsen das geführt hat. Logghard hat längst die Grenzen seines Wachstums überschritten, das beweisen die Dunklen Bezirke, in denen sich Kreaturen wie die Mabaser eingenistet haben. Im Süden der Stadt gibt es zwischen dem fünften und sechsten Wall einen großen Krater, der sich allmählich ausbreitet und die Stadt zu verschlingen droht. Darum wird er Schlund genannt. Und nun steht der zweihundertundfünfzigste Jahrestag der Belagerung bevor, der die Entscheidung bringen soll.
    Wir, die Großen, haben diese Entwicklung schon lange vorausgesehen, darum suchten wir mit verstärkten Kräften nach dem Sohn des Kometen. Und wir glaubten, ihn nach generationenlanger vergeblicher Suche in dir gefunden zu haben. Du schienst uns alle Voraussetzungen zu haben, die ein Sohn des Kometen braucht. Sicher konnten wir freilich nicht sein, denn du warst ein

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