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Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Titel: Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adaobi Tricia Nwaubani
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nur einen Malariaanfall und habe deswegen beschlossen, mich zu schonen. Ich hoffe, ihr habt mir meinen Platz in der Bibliothek nicht weggenommen.«
    Ich gluckste und versicherte ihr, dass »ihr Platz« noch frei sei. Dann wusste ich nicht weiter und grinste stumm wie ein Porträt, während ich mich mit beiden Armen an meinem Ringbuch festhielt. Es ist wirklich wahr, was jemand mal behauptet hat, nämlich dass niemand auf der Welt es schwerer hat als schüchterne Männer und hässliche Frauen.
    Schließlich erbarmte sie sich.
    »Danke, dass du gefragt hast, eh. Dann also bis bald.«
    Das war mein Stichwort zum Abgang. Niedergeschlagen entfernte ich mich und hatte noch lange das Geräusch unterdrückten Kicherns in den Ohren. Zum ersten Mal im Leben fühlte ich mich wie ein absoluter Vollidiot.
    Am folgenden Tag hatte ich mein Gesicht in meine Bücher vergraben, als ich die krächzende Stimme des Mannes mit den Colaflaschengläsern vernahm.
    »Hallo«, sagte er.
    Ich blickte auf. Vier-Fuß und Einheitshose taten es ihm nach. Ola erwiderte ihren Gruß. Als sich unsere Blicke trafen, lächelte sie.
    »Wie geht es dir?«, fragte sie, als sie in meine Nähe kam. Dann legte sie ihren Bücherstapel auf genau denselben Tisch wie meinen und setzte sich neben mich. Am nächsten Tag geschah es genauso. Und am nächsten und übernächsten und am überübernächsten auch. Und bald kam es zwischen uns zu liebevollen Blicken und spontanen Kicheranfällen und den vielen anderen kleinen Dingen, die der Generalvereinigung zweier Herzen vorausgehen.
    Ola war für Labortechnik eingeschrieben, und ihre Familie wohnte wie meine in Umuahia. Sie war zwei Jahre jünger als ich, eine begeisterte Studentin und wusste genau, was sie im Leben erreichen wollte. Ihre Finger- und Fußnägel waren stets makellos sauber. Ihr Haar stank nie, nicht einmal wenn sie über zwei Wochen lang Zöpfe trug. Ihr Makeup war immer leicht und natürlich, und von ihren Augenbrauen waren noch ein paar Härchen übrig.
    In Olas Gegenwart war ich ein anderer Mensch. Gedanken und Gefühle, denen ich früher nie Beachtung geschenkt hatte, fanden plötzlich ihren Weg von meinem Großhirn zu den Lippen. Sie war der einzige Mensch, der mir sagte, dass ich zum Totlachen war. Sie redete nicht viel, aber sie hörte immer aufmerksam zu, wenn ich sprach. Und ich hatte endlich etwas außer meiner Familie und meinen Büchern im Kopf. Zeitweilig hatte ich sogar Sorgen, ich könnte vielleicht überschnappen. Bis zum Ende meines Studiums loderten die Flammen unserer Liebe ungebrochen weiter. Jetzt war sie in ihrem letzten Studienjahr, während mein Examen schon zwei Jahre zurücklag.
    Ola war eins a Brautmaterial. Wir hatten bereits Zukunftspläne geschmiedet. Sie wollte, dass ihre vier Schwestern und sechs ihrer Cousinen die Schleppe trugen; ich wollte drei Söhne und zwei Töchter, wenn möglich die Söhne zuerst.
    Natürlich wollte ich Arbeit finden, um meine Pflichten als Opara zu erfüllen und meine Familie zu unterstützen, aber ebenso sehr Olas wegen. Eine junge Igbo zu heiraten verlangte weit mehr als Märchenromantik und guten Willen. Die Liste der Dinge, die ein Bräutigam als Voraussetzung für die traditionelle Hochzeitszeremonie abzuarbeiten hatte, war so lang, dass dabei auch gestandene Männer ins Schwitzen gerieten. Und wenn man damit durch war, kamen Geschenke für die Mitglieder ihrer Familie, die Kleidung für die Braut und ihre Mutter sowie das Fest an sich. Man wusste von Paaren zu berichten, die für die Ausrichtung ihrer Hochzeit nach und nach alles, was sie an Geld besaßen, zusammenlegten. Hinterher mochten sie in ihrem neuen Heim sitzen und langsam zu Gerippen verfallen.
    Wenigstens waren sie dann verheiratet und konnten, wenn auch vollkommen blank, so doch glücklich umschlungen sterben.
    Noch in diese Gedanken versunken, bekam ich auf dem Rückweg nicht mit, dass plötzlich einer der tamburinschlagenden Eiferer neben mir herlief und mir seinen Flyer hinhielt.
    »Guten Morgen, mein Bruder«, sagte er zur Begrüßung. Der Mann klang, als hätte er auf Rosen geschlafen und am Morgen, aus fabelhaften Träumen erwachend, den Fuß gleich auf Wolke sieben gesetzt.
    »Ich möchte dich zu unserem Beisammensein am Sonntag einladen«, fuhr er fort. »Es verspricht, ganz toll zu werden. Komm und lass dich segnen, denn mit Gott ist nichts unmöglich.«
    An jedem anderen Tag hätte ich den Mann kurz beschimpft und dann stehenlassen. Doch wie ein gutgeölter Roboter

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