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Die Meisterin der schwarzen Kunst

Die Meisterin der schwarzen Kunst

Titel: Die Meisterin der schwarzen Kunst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Dieckmann
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ihrer Einbildung. Vermutlich hatte ihre Mutter sie dorthin mitgenommen und ihr seine Schönheit gezeigt. Hatte sie ihr dort auch das Lied beigebracht, nachdem sie bemerkt hatte, welche Gabe in ihrem Kind schlummerte? Möglich war das schon. Die Bauern in den Dörfern munkelten nicht von ungefähr, dass manche Kinder, die von Bluttöchtern geboren wurden, über sonderbare Kräfte verfügten. Offensichtlich besaßen die Legenden einen wahren Kern.
    Nach einer Weile wandte sich Henrika wieder ihrem Onkel zu. «Ich glaube nicht, dass Anna und Laurenz es nur auf dieses Landgut abgesehen haben. Es mag meiner Mutter am Herz gelegen haben, aber ein Vermögen ist es nicht wert.» Sie hob die Augenbrauen. «Ihr verschweigt mir doch etwas, Onkel!»
    Der Verdürenmacher seufzte. «Dir kann man nichts vormachen, du bist genauso hartnäckig wie deine Mutter. Wenn sie auf etwas beharrte, gab man besser klein bei. Ich wollte dich eigentlich mit dem Rest der Geschichte verschonen, aber …»
    «Erzählt mir, warum sie sterben und ich bei fremden Leuten aufwachsen musste!»
    «Wie du meinst. Bevor Maria mit dir aus Flandern floh, nahm sie die Kriegskasse der Bluttöchter an sich und brachte sie an einen geheimen Ort. Sie war der Ansicht, dass das Abschlachten endlich ein Ende finden und keine weiteren Provokationen den Zorn der Besatzungsmacht entfachen sollten. Außerdem war sie enttäuscht und fühlte sich von Annas Mutter wegen des Landguts hintergangen. Sie nahm das Gold nicht mit ins Ausland, und im Goedmeesterhuis ließ sie es auch nicht zurück. Daher vermute ich, dass Maria es irgendwo hier auf dem Besitz versteckte.»
    «Und danach ging sie mit mir nach Heidelberg, weil sie mit Barthels Hilfe rechnete. Was geschah dort? Begegnete sie ihrer früheren Kommandantin wieder?»
    «Es war nur eine Frage der Zeit, wann sich die beiden Frauen über den Weg laufen würden. Als deine Mutter aber erkannte, in welcher Gefahr ihr beide schwebtet, war es bereits zu spät.»
    «Ich nehme an, Annas Mutter fürchtete, schließlich doch noch entlarvt zu werden?» Henrika konnte sich vorstellen, wie erschrocken beide Frauen gewesen sein mussten, als sie einander wieder gegenüberstanden. Aber die ehemalige Anführerin der Bluttöchter war zu einer Edeldame aufgestiegen, die am Hof des Kurfürsten in Saus und Braus lebte, während ihre Mutter in Heidelberg weder über Geld noch über nennenswerten Einfluss verfügte.
    «Barthel, unser Freund aus Jugendtagen, half ihr, aber er stand noch am Anfang seiner Karriere und konnte nicht viel ausrichten», fuhr der Verdürenmacher fort. «Als die Gräfin von Neufeld sah, wie viel sie zu verlieren hatte, trat sie die Flucht nach vorne an. Sie verlangte sowohl die Auslieferung der Kriegskasse als auch ein Schweige- und Treuegelübde von Maria. Außerdem befahl sie ihr, nach Flandern zurückzukehren. Sie wollte sie aus dem Weg haben. Andernfalls drohte sie damit, Maria wegen Hexerei oder Teufelsanbetung anzuklagen.»
    «Aber hätte sie sich damit nicht selbst ans Messer geliefert?»
    Quinten Marx schüttelte betrübt den Kopf. «Die flandrischen Bluttöchter trugen ein Erkennungszeichen auf dem Schulterblatt, kaum größer als ein Muttermal. Es zeigte das Haupt einer Frau. Sie nannten es das Bildnis der Judith oder so ähnlich und waren stolz darauf, dabei hätten sie doch wissen müssen, dass es sie ins Verderben reißen konnte, falls sie der Inquisition in die Hände fielen. Die Einzige, die das Bildnis der Judith nicht trug, war die dulle Griet. Frag mich nicht, warum.»
    «Dann hätte dieses merkwürdige Zeichen meine Mutter jederzeit verraten können», sagte Henrika grimmig. «Annas Mutter hatte sie in der Hand.»
    «Maria ging aber nicht auf ihre Forderungen ein. Sie schrieb mir und bat mich, nach Heidelberg zu kommen. Dort traf ich auf Barthel, den Grafen Otto zu Solms und auf ihren Freund Emanuel Zorn aus Straßburg. Zorn war der Vater des jungen Ratsherrn, den du kennengelernt hast. Wir beratschlagten, wie wir Maria und dir helfen könnten, ohne uns mit den Männern des Kurfürsten, rachedürstenden Bluttöchtern oder gar der spanischen Inquisition anzulegen. Maria nahm uns die Entscheidung ab, indem sie …»
    Henrika schloss die Augen und hätte sie am liebsten nie mehr geöffnet. Sie hörte ihren Onkel weiterreden, aber was er noch zu sagen hatte, erreichte sie nicht mehr. Sie wusste plötzlich, wie sich die Geschichte abgespielt hatte, als sei sie selbst dabei gewesen. Vermutlich war sie das

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