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Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Titel: Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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bereit, nach Tavistock zu fahren.«
      Wir bestiegen die Kutsche, einer der Stallburschen hielt die Tür für uns auf. Holmes hatte offenbar plötzlich einen Einfall, denn er beugte sich noch einmal aus dem Wagen und nahm den Burschen beim Ärmel.
      »Ihr habt ein paar Schafe auf der Koppel«, sagte er. »Wer kümmert sich um sie?«
      »Ich, Sir.«
      »Ist Ihnen in der letzten Zeit an ihnen etwas aufgefallen?«
      »Nun, nichts von Belang. Aber drei lahmen, Sir.«
      Ich sah, daß Holmes höchst zufrieden war, denn er kicherte und rieb sich die Hände.
      »Ein guter Schuß, Watson, ein sehr guter Schuß«, sagte er und kniff mich in den Arm. »Gregory, lassen Sie mich Ihrer Aufmerksamkeit diese einmalige Epidemie unter den Schafen empfehlen. Fahren Sie, Kutscher!«
      Auf dem Gesicht von Colonel Ross zeichnete sich noch immer die schlechte Meinung, die er sich von den Fähigkeiten meines Gefährten gebildet hatte; aber dem Inspektor sah ich an, daß seine Aufmerksamkeit geweckt worden war.
      »Das halten Sie für wichtig?« fragte er.
      »Für sehr wichtig.«
      »Gibt es noch einen anderen Punkt, auf den Sie meine Aufmerksamkeit lenken möchten?«
      »Auf den seltsamen Zwischenfall mit dem Hund in der Nacht.«
      »Der Hund hat nichts in der Nacht getan.«
      »Das ist der seltsame Zwischenfall«, bemerkte Sherlock Holmes.

    Vier Tage später saßen Holmes und ich wieder im Zug nach Winchester, wir wollten zum Rennen um den Wessex-Cup. Colonel Ross empfing uns, wie verabredet, am Bahnhof, und wir fuhren in seinem Drag zur Rennbahn am anderen Ende der Stadt. Sein Gesicht war ernst und sein Benehmen äußerst kühl.
      »Ich habe nichts von meinem Pferd gesehen«, sagte er.
      »Vermute ich richtig, daß Sie es erkennen würden, wenn Sie es sähen?« fragte Holmes.
      Der Colonel war sehr ärgerlich. »Ich bin schon seit zwanzig Jahren auf dem Turf, und man hat mir bisher nie solch eine Frage gestellt«, sagte er. »Jedes Kind würde Silver Blaze erkennen, mit seiner Blesse und der gesprenkelten Vorderhand.«
      »Wie wird er gewettet?«
      »Nun, das ist seltsam. Gestern hätten Sie ihn noch fünfzehn zu eins setzen können, aber die Quoten sind immer tiefer gesunken, so daß sie heute kaum noch drei zu eins stehen.«
      »Hm«, machte Holmes, »jemand weiß etwas, das ist klar!«
      Als der Drag an der Bahn nahe der Tribüne hielt, warf ich einen Blick auf die Tafel, um die Bekanntmachungen zu lesen. Sie lauteten:
      ›Wessex-Platz-Rennen. 50 Sovereigns Startgeld. Drei- und Vierjährige. Sieger: 1000 Pfund. Zweiter: 300 Pfund. Dritter: 200 Pfund. Neuer Kurs (1 3 / Meilen).
    1. De Negro, Besitzer: Mr. Heath Newton (rote Kappe, Zimtfarben)
    2. Pugilist, Besitzer: Colonel Wardlaw (rosa Kappe, Blau – Schwarz)
    3. Desborough, Besitzer: Lord Backwater (gelbe Kappe, Gelb)
    4. Silver Blaze, Besitzer: Colonel Ross (schwarze Kappe, Rot)
    5. Iris, Besitzer: Duke of Balmoral (Gelbschwarz-gestreift)
    6. Rasper, Besitzer: Lord Singleford (rote Kappe, Schwarz)‹
      »Wir haben unser zweites Pferd gestrichen und setzen alle Hoffnungen auf Ihr Wort. Aber was ist das? Silver Blaze ist Favorit?«
      »Fünf zu vier gegen Silver Blaze!« erscholl es am Ring. »Fünf zu vier gegen Silver Blaze!« – »Fünfzehn zu fünf gegen Desborough!« – »Fünf zu vier auf das Feld!«
      »Die Nummern sind gezogen!« rief ich. »Sie sind alle sechs da!«
      »Alle sechs da! Dann läuft mein Pferd!« rief der Colonel in großer Aufregung. »Aber ich sehe es nicht. Meine Farben sind noch nicht vorbeigekommen.«
      »Erst fünf sind vorbeigekommen. Das muß es sein!«
      Indem ich das sagte, galoppierte ein kräftiges braunes Pferd an uns vorüber; es trug auf dem Rücken den Reiter mit dem Schwarz und Rot des Colonel.
      »Das ist nicht mein Pferd!« rief der Colonel. »Das Tier hat kein einziges weißes Haar am Leib. Was haben Sie angestellt, Mr. Holmes?«
      »Nun, nun, wir wollen sehen, wie es sich macht«, sagte mein Freund, ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen. Einige Minuten starrte er durch meinen Feldstecher. »Famos! Ein exzellenter Start«, rief er plötzlich. »Da sind sie, in der Kurve!«
      Von unserem Drag aus hatten wir eine hervorragende Sicht, als sie die Gerade heraufkamen. Die sechs Pferde waren so nahe beieinander, daß sie unter einen Teppich gepaßt hätten, aber auf halbem Weg zeigte sich das Gelb des Stalls von Capleton in Front. Doch ehe sie bei

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