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Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Titel: Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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war anzunehmen, daß er just an dem Abend mit dem Opiumpulver dahergekommen sein sollte, als ein Gericht bereitet wurde, das den Geschmack verbergen konnte. Das wäre ein ungeheuerlicher Zufall gewesen. Deshalb kam Simpson nicht in Frage, und unsere Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf Straker und seine Frau, die beiden einzigen Personen, die als Abendbrot Hammelragout mit Curry bestimmt haben dürften. Das Opium ist hineingetan worden, als die Schüssel für den Stallburschen schon beiseite gestellt war, denn die anderen haben das gleiche gegessen und keine üblen Folgen verspürt. Wer aber hatte Zugang zu der Schüssel, ohne daß es dem Dienstmädchen aufgefallen wäre?
      Ehe ich diese Frage entschied, hatte ich bereits erfaßt, warum der Hund still geblieben war, denn eine richtige Schlußfolgerung legt immer die folgende nahe. Der Hund wurde im Stall gehalten, und doch hat er, als jemand eindrang und ein Pferd herausholte, nicht laut genug gebellt, um die beiden Burschen in der Häckselkammer zu wecken. Offensichtlich war der mitternächtliche Besucher jemand, den der Hund gut kannte.
      Ich war überzeugt, oder fast überzeugt, daß John Straker mitten in der Nacht zu den Ställen gegangen ist und daß er es war, der Silver Blaze weggeführt hat. Zu welchem Zweck? Zu einem unredlichen, offenbar, weshalb sonst hätte er dem eigenen Stallburschen Gift beibringen sollen? Und doch wußte ich nicht, worum es ging. Es hat schon Fälle gegeben, wo Trainer zu viel Geld gekommen sind, indem sie über Mittelsmänner gegen ihre eigenen Pferde wetteten und die Pferde durch Manipulation hinderten, zu gewinnen. Manchmal hielt ein Jockey das Pferd zurück; es gibt auch sicherere und feinere Mittel. Was lag hier vor? Ich hoffte, daß die Sachen in seinen Taschen mir zu einem Schluß verhelfen würden.
      Und sie verhalfen mir dazu. Sie haben sicherlich dieses sonderbare Messer nicht vergessen, das man in der Hand des Toten gefunden hat, ein Messer, das sich ein normaler Mensch gewiß nicht als Waffe aussuchen würde. Es war, wie Dr. Watson uns sagte, eines jener Messer, die zu den heikelsten Operationen benutzt werden, welche die Chirurgen kennen. Und es sollte in dieser Nacht für eine heikle Operation benutzt werden. Sie, Colonel Ross, mit Ihren großen Erfahrungen in Angelegenheiten des Turf, müssen wissen, daß es möglich ist, einen leichten Einschnitt in die Sehnen des Hinterschenkels zu machen, ihn subkutan zu machen, ohne daß die geringste Spur zurückbleibt. Ein so behandeltes Pferd entwickelt dann ein leichtes Lahmen, das man auf eine Überanstrengung beim Training oder auf einen vorübergehenden rheumatischen Anfall zurückführen würde, aber niemals auf Betrug.«
      »Schurke! Lump!« schrie der Colonel.
      »Hiermit haben wir die Erklärung, warum John Straker das Pferd ins Moor führte. Ein so empfindliches Geschöpf würde sicherlich, wenn es den Stich des Messers verspürt hätte, den gesundesten Schläfer geweckt haben. Es war deshalb absolut notwendig, dies unter freiem Himmel zu tun.«
      »Ich war blind!« rief der Colonel. »Natürlich, das war es, warum er die Kerze brauchte und das Streichholz angerissen hat.«
      »Ganz ohne Zweifel. Aber beim Überprüfen seiner Habseligkeiten gelang es mir nicht nur, die Methode seines Verbrechens zu entdecken, ich fand auch das Motiv. Als Mann von Welt, Colonel, wissen Sie, daß niemand anderer Leute Rechnungen in seinen Taschen herumträgt. Man hat meist genug damit zu tun, die eigenen Rechnungen zu begleichen. Ich schloß sofort, daß Straker ein Doppelleben führte und ein Verhältnis unterhielt. Die Art der Rechnung zeigte mir, daß eine Frau im Spiel war, und zwar eine mit einem teuren Geschmack. Wenn Sie auch großzügig sind, so ist doch kaum zu erwarten, daß Ihre Leute für ihre Frauen Ausgehkleider kaufen können, die zwanzig Guineas kosten. Ich befragte Mrs. Straker über das Kleid, und sie wußte nichts davon, und nachdem ich mich vergewissert hatte, daß bei ihr das Kleid nie angekommen ist, notierte ich mir die Adresse des Modesalons und hatte das Gefühl, daß ich dort, wenn ich mit Strakers Fotografie vorspräche, leicht würde über den geheimnisvollen Darbyshire verfügen können.
      Von diesem Zeitpunkt an war alles klar. Straker hatte das Pferd in die Senke geführt, wo niemand sein Licht sehen würde. Simpson hatte auf der Flucht seine Krawatte verloren, und Straker hatte sie aufgehoben, vielleicht mit dem Gedanken, er könnte

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