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Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Titel: Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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sie gebrauchen, um das Bein des Pferdes festzubinden. In der Senke trat er dann hinter das Pferd und zündete das Licht an, aber das Tier, erschreckt von dem plötzlichen Schein und mit dem seltsamen Instinkt der Kreatur ausgestattet, daß irgendein Übel beabsichtigt sei, schlug aus, und das Hufeisen traf Straker voll an der Stirn. Straker hatte schon trotz des Regens, um die heikle Aufgabe zu erfüllen, den Mantel ausgezogen, und so drang ihm das Messer, als er fiel, in den Schenkel. Habe ich alles verständlich gemacht?«
      »Wundervoll«, rief der Colonel. »Wundervoll. Als wären Sie dabeigewesen.«
      »Meinen letzten Schuß, gestehe ich, habe ich aus sehr großer Entfernung abgegeben. Es wollte mir nicht in den Kopf, daß ein so schlauer Mann wie Straker eine so gewagte Operation wie das Anschneiden der Sehnen ohne ein bißchen Praxis unternommen haben sollte. Woran konnte er geübt haben? Meine Blicke fielen auf die Schafe, und ich stellte eine Frage, wodurch sich, eher zu meiner Überraschung, erwies, daß meine Annahme richtig war.«
      »Sie haben alles völlig klar dargelegt, Mr. Holmes.«
      »Als ich nach London zurückkehrte, ging ich zu dem Modesalon, wo man Straker sofort als einen ausgezeichneten Kunden mit Namen Darbyshire erkannte, der eine sehr auffallende Gattin mit ausgesprochener Vorliebe für teure Kleider besaß. Ich zweifelte nicht daran, daß die Frau ihn bis über die Ohren in Schulden gestürzt und dadurch auf den elenden Plan gebracht hat.«
      »Alles haben Sie erklärt, bis auf eines«, rief der Colonel. »Wo steckte das Pferd?«
      »Ach, es war ausgerissen, und ein Nachbar hat es versorgt. In dieser Hinsicht müssen wir, glaube ich, Gnade walten lassen. Wir halten jetzt bei Clapham Junction, wenn ich nicht irre, und in weniger als zehn Minuten werden wir Victoria-Station erreicht haben. Wenn Sie in unserer Wohnung noch eine Zigarre rauchen wollen, Colonel, werde ich mich glücklich schätzen, Ihnen jede weitere Einzelheit mitzuteilen, die Sie interessiert.«

Das gelbe Gesicht

    Es ist nur natürlich, wenn ich mich bei der Veröffentlichung dieser Skizzen, die auf zahlreichen Fällen fußen, mit denen mein Gefährte mich durch sein ungewöhnliches erzählerisches Talent bekannt gemacht hat und in denen ich manchmal Mitspieler war, eher auf die Erfolge als auf die Mißerfolge konzentriere. Das geschieht nicht so sehr wegen des guten Rufs meines Freundes – gerade wenn er an das Ende seiner Weisheit gelangt war, entfaltete er seine ganze Tatkraft und Vielseitigkeit –, sondern es geschieht, weil die ungelösten Geschichten keinen Abschluß haben; denn da, wo er scheiterte, sind meist auch andere ohne Erfolg geblieben. Dennoch ergab es sich hin und wieder, daß nach seinem Versagen die Wahrheit ans Licht kam. Ich besitze Aufzeichnungen von ungefähr einem halben Dutzend solcher Fälle, und unter ihnen sind die Affäre mit dem zweiten Blutfleck und die Sache, von der ich hier berichten will, diejenigen, die auf das stärkste Interesse rechnen können.
      Sherlock Holmes betrieb körperliche Übungen kaum einmal um ihrer selbst willen. Nur wenige übertrafen ihn an Muskelkraft, und er war zweifellos einer der besten Boxer in seiner Gewichtsklasse, die ich je gesehen habe; aber ziellose körperliche Anstrengungen suchte er zu vermeiden; er betrachtete sie als Kraftvergeudung und nahm sie nur auf sich, wenn es der Lösung einer beruflichen Aufgabe dienlich schien. Dann war er unermüdlich und unverdrossen. Daß er unter diesen Umständen im Training blieb, war beachtlich; er ernährte sich gemeinhin äußerst karg, seine Lebensweise war einfach, fast schon enthaltsam zu nennen. Außer dem gelegentlichen Genuß von Kokain hatte er keine Laster, und er griff auch nur zur Droge als Protest gegen die Eintönigkeit des Daseins, wenn die Fälle rar und die Zeitungen unergiebig waren.
      Eines Tages im Vorfrühling war er soweit entspannt, daß er mit mir im Park spazierenging; auf den Ulmen sproß das erste blasse Grün, und die klebrigen Kastanienknospen fingen an, sich zu ihren fünffingrigen Blättern zu entfalten. Zwei Stunden lang streiften wir umher, vorwiegend schweigend, wie es zwei Männern geziemt, die einander sehr vertraut sind. Es war schon fast fünf, als wir in die Baker Street zurückkamen.
      »Verzeihung, Sir«, sagte unser junger Diener, der die Tür öffnete, »ein Gentleman hat nach Ihnen gefragt, Sir.«
      Holmes sah mich vorwurfsvoll an. »Das hat

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