Die Mitternachtsprinzessin
wieder ansah, wusste er sehr genau, dass er sie in seinen Bann gezogen hatte. Der kobaltblaue Funke in seinen Augen verzauberte sie endgültig, und sie wandte sich ab, um das Zucken um ihre Mundwinkel zu verbergen.
„Diese Katzen“, flüsterte er. Sie fühlte seinen Blick auf ihrem Hals. „Sie bedrängen mich so.“
Sie schluckte schwer und versuchte die seidige Berührung seines Atems an ihrem Hals zu ignorieren. Und die Neugier, die sein großer, muskulöser Körper in ihr weckte. Diese Gefühle waren nicht wirklich unangenehm.
„Warum suchen Sie für diese Kätzchen kein neues Zuhause, wenn sie Ihnen so lästig sind“, schlug sie vor und vermied es, ihn anzusehen.
„Aber sie wurden hier geboren. Ich bin nur ein Pächter, wenn auch ein Gentleman.“
Gentleman? Das Wort erregte ihre Aufmerksamkeit, denn es sprach für seine ehrlichen Absichten. Vorsichtig sah Sophia ihn aus den Augenwinkeln an.
„Ich werde Sie loslassen, wenn Sie versprechen, mich nicht umzubringen“, bot er in spöttischem Ton an. „Ich gebe Ihnen mein Wort als Gentleman, dass Ihnen nichts passieren wird.“
Welche Wahl hatte sie da?
Sophia sagte nichts, sah ihn nur finster an, dann öffnete sie die Faust und ließ den Dolch als Geste des guten Willens auf die Bodenbretter fallen.
„Ah“, sagte ihr gut aussehender Gegner mit heiserer Stimme. „Etwas Neues. Eine vernünftige Frau.“
Sehr vorsichtig löste Gabriel den Griff um ihre zierlichen Handgelenke.
Die Hand loszulassen, in der sie das Messer hielt, war allerdings noch einfach verglichen mit der Selbstbeherrschung, die es erforderte, sich von ihrem warmen, schlanken, weichen und jungen Körper zu entfernen. Jeder männliche Teil seines Ichs schrie ihm zu, sich vorzubeugen und ihren reizenden Mund zu küssen.
Natürlich könnte er dafür erstochen werden. Selbst eine Hure wollte, dass ein Mann wartete, bis er aufgefordert wurde.
Mühsam wich Gabriel zurück von der schwarzhaarigen Verführerin. Sie tat dasselbe, bis schließlich beide auf dem Boden knieten, auf einer dünnen Schicht Heu.
Sie sah ihm ins Gesicht, und mit ihren wachsamen braunen Augen verfolgte sie jede seiner Bewegungen, als er sich langsam erhob, um sie nicht wieder zu erschrecken. Er sah nach den Kätzchen, sodass sie sich einen Moment lang von ihrem Zusammentreffen erholen konnte.
„Sie sind sehr schnell mit dem Dolch“, bemerkte er, als er nachsah, ob in der Schale noch Milch war.
„Übung“, erwiderte sie leise.
Temperament hatte sie.
„Ich nehme an, Derek hat Sie geschickt.“
„Derek?“
„Mein Bruder.“ Er hockte sich nieder und schob das schwarze und das grau getigerte Kätzchen beiseite, damit auch das kleine rote Fellknäuel etwas Milch trinken konnte.
„Ihr Bruder“, wiederholte sie.
„Der andere Major Knight, meine Liebe. Der Mann, der Sie engagierte, damit Sie hierherkommen und ... äh ... mir zu Diensten sind, wie ich vermute.“ Er ließ den Blick über ihren Körper gleiten. Wie es schien, konnte er nicht anders.
„Oh, ach so, Derek“, erwiderte sie und nickte vage. „Natürlich.“
„Er hält sich für originell.“ Gabriel senkte den Kopf und beobachtete die Kätzchen, um nicht ständig die wilde Schönheit anzustarren. „Unglücklicherweise wird das nicht gehen. Sie sind wirklich sehr reizvoll, aber Sie können nach London zurückkehren oder wo immer er Sie gefunden haben mag, denn ich ...“ Hier versagte ihm die Stimme, doch er nahm sich zusammen. „Ich brauche im Moment keine Bettgefährtin.“
Eine Bettgefährtin?
Sophia blickte ihn aus großen Augen an, vor Schreck wie erstarrt.
Glaubte er, sie wäre deswegen hier?
Himmel, hielt er sie für ein Flittchen?
Ihr königlicher Vater würde sich im Grabe herumdrehen - und falls Leon jemals zu hören bekam, wie der kühne Schurke so etwas andeutete, der alte Löwe würde ihn in den Boden treten!
Nun, zumindest würde er es versuchen. Selbst Leon würde mit diesem Mann hier nicht ohne Weiteres fertig werden, überlegte sie, als sie den Blick über seine ansehnliche Gestalt gleiten ließ. Dieser Pächter und Gentleman war ein muskulöser Hüne, mit einem Körper wie aus Stahl. Sie konnte kaum glauben, dass sie ihn angegriffen und das überlebt hatte.
Doch rasch erkannte sie, dass seine Erklärung für ihre Anwesenheit sicherer war als die Wahrheit - vor allem, da er behauptet hatte, dass er ihre Dienste im Moment nicht benötigte.
Wirklich, dachte sie, ein Mädchen könnte es als Beleidigung verstehen,
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