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Die Mondspielerin: Roman (German Edition)

Die Mondspielerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Mondspielerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina George
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über die Vergleiche gelacht und waren mit Marianne nach draußen gegangen, um die Aufzüge und Tanzwolken am Himmel zu finden.
    Ihrem Knie tat die Wärme gut. Auch das Brennen in den Schienbeinen ließ nach. Marianne schlüpfte aus ihren Schuhen und ging barfuß über das weiche, zart feuchte Gras.
    Als sie nach einer Stunde spürte, dass sie hier tatsächlich für immer bleiben, Wolken und Grashalme zählen könnte, zog Marianne seufzend ihre Schuhe wieder an.
    Sie drang tiefer in den üppigen, duftenden Garten vor, bis sie den kleinen, mit weißen Mauern umfriedeten Friedhof entdeckte.
    Weißer perliger Sand bedeckte alles, die Wege und Gräber, wie ein weißes glitzerndes Laken. Die Grabhügel sahen aus wie aufgeklopfte Daunendecken. Auf jedem der weißen Sandbetten blühte ein roter, duftender Rosenstock.
    Wie liebevoll dieser Friedhof hergerichtet war. Als ob die Nonnen ihre Schwestern zu Bett gebracht hätten. Sie schliefen nur. Sie träumten, und ihre Träume waren so zart wie die Rosenblätter.
    Marianne setzte sich auf eine verwitterte Steinbank.
    Wo wäre mein Platz zum Träumen gewesen?
    Welche Lücke wäre meine gewesen, welche hätte nur ich ausfüllen können?
    All die Kinder, die ich nicht geboren habe, weil ich nicht an meinem Platz war. All die Liebe, die es nicht gab.
    All das Lachen, das fehlte.
    Ich habe zu vieles nicht gemacht. Und jetzt ist es zu spät.
    Als sie aufblickte, sah sie Clara am Friedhofstor stehen. Die junge Schwester kam langsam näher.
    »Darf ich?«, fragte Clara und wartete ab, bis Marianne nickte, um sich neben sie zu setzen. Sie legte die Hände in den Schoß und betrachtete wie Marianne die weißen Sandgräber.
    »Deine Reise ist schwer.« Das war keine Frage, sondern eine Feststellung.
    Marianne starrte auf ihre Fingernägel.
    »Glauben Sie, mit dem Tod ist alles vorbei, Marie-Ann?«
    »Ich hoffe doch«, flüsterte Marianne.
    »Hier an der bretonischen Küste glaubt man etwas anderes. Der Tod ist nichts, was kommt. Sondern etwas, was da ist. Hier.« Clara zeigte in die Luft. »Dort.« Eine Bewegung in Richtung der Bäume. Dann beugte sie sich vor und nahm etwas weißen Sand in ihre Hände. »Der Tod ist so«, begann sie und ließ Sand von der linken Hand in die rechte rieseln. »Ein Leben geht hinein. Macht in Tod eine Pause.« Jetzt ließ sie Sand aus der rechten Hand auf den Boden strömen. »Ein anderes – geht hinaus. Es macht eine Reise, oui? Wie … Wasser reist. Wasser in einem … moulin. Einer Mühle. Der Tod ist die kurze Pause.«
    »Das habe ich in der Kirche aber anders gehört«, gab Marianne zu bedenken.
    »Die Bretagne ist älter als Kirche. Hier ist Armorika! Hier endet das Land am Meer, es ist das Ende aller Welt. Es ist so alt wie der Tod.«
    Marianne sah in den Himmel hinauf. »Es gibt also keine Hölle? Kein Paradies, da oben irgendwo?«
    »Wir haben hier viele Begriffe für Angst, für Leben, für Sterben. Manchmal auch dasselbe Wort. Manchmal sind Himmel und Erde dasselbe. Und Hölle und Paradies ebenfalls. Wir lesen das Land, und wir sehen darin: Alles ist gleich, der Tod, das Leben. Wir machen nur unsere Reise dazwischen.«
    »Und kann man aus dem Land auch lesen, wohin die Reise führt? Wie in einem Reiseführer?«
    Clara lachte nicht. »Tiens. Du musst zuhören, wenn das Land zu dir spricht. Die Steine erzählen von Seelen, die geweint haben, als sie vorübergingen. Das Gras flüstert von den Menschen, die über es gegangen sind. Der Wind trägt die Namen jener zu dir, die du geliebt hast. Und das Meer kennt die Namen aller Toten.«
    Marianne fragte sich, ob dieser Sand unter ihren Füßen eines Tages von ihr erzählen würde: Hier war Marianne, und bald starb sie.
    »Ich habe Angst vor dem Tod«, flüsterte sie.
    »Keine Angst«, sagte Clara voller Mitgefühl. »Keine Angst! L’autre monde   … Die andere Welt, oui, ist wie diese Welt. Sie ist inmitten unserer Welt, sieht genauso aus – nur sehen wir nicht, wer in autre monde umhergeht. Es gibt Feen in der Anderswelt und Zauberer. Göttinnen. Götter. Dämonen. Korrigans, die Trolle. Und die Toten, die nicht mehr bei uns sind. Und doch sind sie da … hier, neben uns auf der Bank, vielleicht. Alle unsere Schwestern …«, Clara deutete auf die Grabhügel, »alle Schwestern sind hier und sehen uns. Nur wir sehen sie nicht. Keine Angst. Bitte.«
    Marianne hob den Blick. Keine Geister, nur Rosen.
    »Ich muss weiter. Ich muss … meine Reise beenden«, brach es aus Marianne heraus. Sie

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