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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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mit irgendeinem Manager.
    Sie wandte sich wieder Cesare zu und hob ihr Glas an die Lippen. Cesare Graf Cardinali, der seinen Stammbaum sechshundert Jahre, bis in die Epoche der Borgias, zurückverfolgen konnte; der sich überall in der Welt an Autorennen beteiligte; dessen Name man fast jeden Tag in den Klatschspalten lesen konnte.
    »Sind Sie morgen vormittag bestimmt reisefertig?« fragte er lächelnd.
    Sie erwiderte sein Lächeln. »Meine Koffer sind schon gepackt«, sagte sie.
    »Fein.« Er nickte und hob sein Glas. »Auf Ihr Wohl.«
    »Auf unsere Ferien!« Sie lächelte. Nachdenklich nippte sie an ihrem Champagner. So wie heute war es nicht immer gewesen. Es war noch nicht allzulange her, daß sie nur ein schäumendes Getränk gekannt hatte, nämlich Bier. Ihr schien, als sei es gestern gewesen, daß die Mannequinschule, die sie in den Abendstunden in Buffalo besucht hatte, an ihrem Arbeitsplatz angerufen hatte. Sie boten ihr einen Job bei einer Werbekampagne für einen Film an, der dort uraufgeführt werden sollte.
    Sie hatte sich am Nachmittag freigenommen und war in das Hotel gegangen, um sich vorzustellen. Ihr war kribbelig zumute, als sie auf dem Korridor vor der größten Suite des Hotels stand. Durch die Tür drang rauhes Gelächter. Bevor die Nerven mit ihr durchgingen, drückte sie hastig den Klingelknopf. Die Tür öffnete sich, und ein großer junger Mann stand vor ihr.
    Sie holte tief Luft und rasselte ihren Text herunter. »Ich bin Barbara Lang«, sagte sie. »Die Agentur hat mich geschickt. Man hat mir gesagt, sie brauchen ein Mädchen für die Werbung.«
    Der junge Mann blieb einen Augenblick stehen und sah sie an. Dann lächelte er. Es war ein angenehmes Lächeln, das sein blasses Gesicht sympathisch wirken ließ. Er trat einen Schritt zurück und machte die Tür weit auf. »Ich bin Jed Goliath«, sagte er. »Ich mache die Werbung. Kommen Sie rein. Ich stelle Sie den anderen vor.«
    Sie ging hinein und hoffte, man würde ihr die Nervosität nicht anmerken. Sie spürte Feuchtigkeit auf der Oberlippe, immer brach ihr der Schweiß aus in solchen Situationen; sie fluchte in sich hinein. Drei Männer saßen in diesem Zimmer der Suite, und in der Ecke stand ein Tisch mit Cocktailgeschirr.
    Goliath führte sie zuerst zu dem Mann im Sessel am offenen Fenster. Er lächelte, aber es gelang ihm nur mühsam; sein Gesicht behielt einen sorgenvollen, fast gequälten Ausdruck. Dies war Mendel Bayliss, Autor und Produzent des Films, und das kummervolle Gesicht machte er, weil er sein eigenes Geld hineingesteckt hatte. »Hallo«, sagte er. »Heiß heute. Was zu trinken?«
    Den zweiten Mann erkannte sie gleich. Er spielte immer die zweite Komikerrolle in einer wöchentlich ausgestrahlten Fernsehwerbesendung. Schwatzdrossel nannten sie ihn. Er war nur auf einen Sprung vorbeigekommen und wollte den Produzenten besuchen. Die beiden hatten vor Jahren zusammen eine nicht besonders erfolgreiche Fernsehshow gemacht.
    Der dritte Mann war Johnny Gleason, Manager der hier ansässigen Filmgesellschaft. Er war groß, hatte ein gerötetes Gesicht und war sehr betrunken. Als er aufstand und sich zur Begrüßung verbeugen wollte, wäre er beinah über den Couchtisch gefallen.
    Jed drängte den Manager mit sanfter Gewalt auf die sichere Couch zurück und lächelte Barbara aufmunternd zu. »Wir trinken schon seit acht Uhr früh«, sagte er.
    Ihr gelang ein Lächeln, mit dem sie Jed glauben machen wollte, daß ihr solche Sachen jeden Tag passierten. »Auf der Agentur hat man mir gesagt, Sie wollten Werbung machen für einen Film«, sagte sie, um an den Grund ihres Besuchs zu erinnern.
    »Stimmt«, meinte Jed. »Wir brauchen ein Never-Never-Mädchen.«
    »Ein - was?« fragte sie und machte große Augen.
    »Ein Never-Never-Mädchen«, wiederholte er. »So heißt unser Film. >Never-Never<.«
    »Sie sind ziemlich groß«, sagte Bayliss.
    »Einszweiundsiebzig«, sagte sie.
    »Ziehen Sie die Schuhe aus«, befahl er und erhob sich.
    Sie zog ihre Schuhe aus, hielt sie in der Hand, und er ging auf sie zu und blieb neben ihr stehen.
    »Ich bin einssiebenundsiebzig«, sagte er stolz. »Wir können keine Fotos in die Zeitungen bringen mit einem Mädchen, das größer ist als ich. Sie werden also flache Schuhe tragen.«
    »Ja, Sir«, sagte sie.
    Er setzte sich wieder in seinen Sessel, betrachtete sie von oben bis unten und nickte anerkennend. »Haben Sie einen Badeanzug mit?« fragte er.
    Sie hatte einen Badeanzug. Er gehörte zur

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