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Die Mordaugen von Brüssel

Die Mordaugen von Brüssel

Titel: Die Mordaugen von Brüssel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gleichzeitig die irren und überlauten Schreie durch das breite Rohr hallen. Ein Schrei, wie er von einem Menschen kaum ausgestoßen werden konnte. Das Brüllen zerriß mir fast das Trommelfell. Ich schielte in den runden Tunnel hinein und sah die zweite Hälfte voller Licht. Blaues und weißes Licht mischten sich zu einem zuckenden Farbspektrum. Dazwischen sah ich die Gestalt Gabaons. Er taumelte noch immer, aber er verging bereits. Die magischen Entladungen waren stärker als die Kraft der Augen. Sie hatten ihn bereits zu einem zweidimensionalen Gegenstand werden lassen, zu einem Schatten.
    Und der wurde vor meinen Augen zerrissen, als hätte jemand ein Stück Kohlepapier zerfetzt.
    So trudelten die einzelnen Feile und Stücke durch die Luft, fingen plötzlich Feuer und brannten, ohne einen Rückstand zu hinterlassen, weg. Es gab keinen Gabaon mehr und auch keinen Radek. Aber es gab die Menschen, denen ich entgegenschritt, nachdem ich meinen Bumerang aufgehoben hatte.
    Sie hatten Furcht, sie wichen vor mir zurück. Ich schaute sie an, sah in ihre Augen und erkannte, daß sie den dämonischen und wilden Ausdruck verloren hatten.
    Durch den Tod ihres Meisters waren sie wieder normal geworden. »Am besten wird es sein, wenn Sie jetzt nach Hause gehen«, sagte ich ihnen, als ich den Lift holte, einstieg und in die oberste Kugel fuhr… Dort fand ich Bill und Maurice vor. Mein Freund hatte sich über eine am Boden liegende Frau gebeugt. Er richtete sich in dem Augenblick auf, als ich das Restaurant betrat.
    »Sie lebt noch.«
    Diese Worte galten nicht mir, sondern Maurice Reuven, der seine Tochter umklammert hielt, als wollte er sie nie mehr loslassen.
    »Aber wie…«
    »Sofort einen Arzt«, sagte Bill, sah mich plötzlich und bekam große Augen.
    Ich nickte ihm entgegen. »Es ist alles klar, Bill. Den Meister gibt es nicht mehr.«
    Mein Freund lachte. »Das habe ich mir gedacht, wenn ich mir die Leute hier anschaue. Sie waren plötzlich ganz anders.«
    Ich hob den Bumerang hoch. »Was man mit einer Banane doch alles anstellen kann, nicht wahr…?«
    Ich habe nichts gegen die Kollegen aus anderen Ländern, wirklich nicht, doch manchmal ist es besser, wenn man sie in gewisse Fälle nicht einweiht. Das hatten wir getan. Sollten Fragen nachkommen, würde Sir James, mein Chef, sie schon klären.
    Adrienne Braun lag im Krankenhaus. Die Ärzte hatten sich hoffnungsvoll gezeigt und waren davon überzeugt, daß sie durchkommen würde. So brauchte Maurice sich keine Vorwürfe mehr zu machen. Der Bann war gebrochen, die Mordaugen von Brüssel gehörten der Vergangenheit an, und die magische Zone, von Gabaon um das Atomium aufgebaut, existierte auch nicht mehr.
    Maurice hatte uns versprochen, uns etwas von Brüssel zu zeigen. Bill und ich sagten nicht nein. So saßen wir drei am nächsten lag auf dem berühmten Grande Place und badeten uns im Sonnenschein, der endlich einmal hinter den grauen Wolken hervorkroch. Ein buntes Bild beherrschte die Szene. Es war Markt, und der Platz quoll vor Farbenpracht über. Mit Mühe und Not hatten wir noch einen Platz bekommen, saßen auf einer kleinen Außenterrasse, die zu einem Lokal gehörte, und tranken belgisches Bier, das mir ziemlich gut schmeckte.
    »Was wäre denn passiert, wenn Radek gewonnen hätte?« fragte Maurice.
    Bill wußte es nicht, ich konnte ebenfalls nur mehr raten. »Er hat von dem letzten Siegel gesprochen, von der Deutung des Nostradamus. Was daran Tatsache ist und was dabei zu einer Tatsache werden kann, wage ich nicht zu denken. Jedenfalls hätte er seine Diener in die Welt geschickt, wo sie Höllenkreise aufgebaut hätten.«
    Reuven schüttelte sich. »Furchtbar«, flüsterte er, winkte nach dem Kellner und bestellte noch drei Bier.
    Wir bekamen sie.
    Bevor wir tranken, hob Maurice sein Glas an und sagte: »Jetzt weiß ich, worauf wir trinken werden.«
    »Und?« fragte der immer neugierige Bill.
    »Darauf, daß die Apokalypse nie stattfindet«, sagte Maurice mit ernst klingender Stimme. »Ich will leben, ihr wollt leben, die Welt soll leben. Cheers, sagt man doch bei euch, oder?«
    Ich nickte. »Ja, cheers, der Spruch ist gut.«
    Dann leerten wir die Gläser bis zum Grund…
    ENDE

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