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Die Morde des Herrn ABC

Die Morde des Herrn ABC

Titel: Die Morde des Herrn ABC Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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hysterischen Ausbrüche! Das führt zu nichts. Wenn Sie diesen Menschen zu Gesicht bekämen, würden Sie ihn wieder erkennen!»
    «Wieso glauben Sie das?»
    «Oh, aus vielen Gründen. Einmal, weil auf Schwarz immer Rot folgen muss.»
    «Was soll das heißen, Poirot?», fragte ich.
    «Spielerjargon! Beim Roulett kann lange Zeit dauernd Schwarz kommen, aber schließlich muss die Kugel bei Rot stehen bleiben. Das mathematische Gesetz des Glücksspiels.»
    «Sie glauben also, das Glück werde nun wechseln?»
    «Richtig, Hastings. Und an diesem Punkt mangelt es dem Spieler – (und unserem Mörder, der ja schließlich auch eine Art Glücksspiel betreibt, bei dem er nicht sein Geld, sondern sein Leben einsetzt) – meistens an Intelligenz und Weitsicht. Weil er gewonnen hat, bildet er sich ein, er werde fortfahren zu gewinnen! Er verlässt den Tisch nicht zur rechten Zeit, solange seine Taschen voll sind. Im Falle unserer Verbrechen: Ein Mörder, der so lange erfolgreich vorging, kann sich gar nicht vorstellen, dass er plötzlich Misserfolg haben könnte! Er schreibt sein fehlerloses Vorgehen ausschließlich sich selbst zu, aber ich sage euch, meine Freunde, dass kein Verbrechen, und sei es noch so bis ins kleinste überlegt, erfolgreich, das heißt unentdeckt durchgeführt werden kann, wenn nicht das Glück auf Seiten des Täters steht.»
    «Ist das nicht etwas weit hergeholt?», wandte Franklin Clarke ein.
    Poirot fuhr aufgeregt mit den Händen durch die Luft.
    «Nein! Zugegeben: Die Chancen stehen fünfzig zu fünfzig, aber die Sache muss zu unseren Gunsten ausgehen! Überlegen Sie doch: Es hätte sein können, dass jemand das Geschäft von Mrs. Ascher in dem Augenblick betreten wollte, als der Mörder herauskam. Diese Person hätte hinter den Ladentisch blicken und die tote Frau entdecken können. Daraufhin hätte er – oder sie – den Mörder entweder auf der Stelle packen oder aber in der Lage sein können, der Polizei eine genaue Personenbeschreibung des Täters zu geben, auf Grund welcher er verhaftet worden wäre.»
    «Gewiss, das wäre möglich gewesen», musste Clarke einräumen, «aber mit solchen Möglichkeiten muss ein Mörder immer rechnen.»
    «Richtig. Ein Mörder ist immer ein Spieler. Und wie so viele Spieler, weiß auch ein Mörder nie, wann er aufhören muss. Mit jedem Verbrechen steigt sein Selbstbewusstsein. Er verliert das Maß. Er sagt sich nie: ‹Ich war schlau und habe Glück gehabt!› O nein! Er sagt sich nur: ‹Ich war schlau!› Und das gibt seiner Meinung von sich selber neuen Auftrieb… bis – meine Freunde – die Kugel wieder kreiselt und die Farbserie abbricht dann fällt sie auf eine neue Nummer, und der Croupier ruft: ‹Rouge!›»
    «Und das, glauben Sie, wird in unserem Fall jetzt eintreten?»
    Megan Barnard dachte mit gerunzelter Stirn über Poirots Worte nach.
    «Es muss früher oder später eintreten! Bis dahin war das Glück mit dem Verbrecher – früher oder später muss es sich auf unsere Seite schlagen. Ich glaube, dass es das bereits getan hat. Die Sache mit den Strümpfen bedeutet einen Anfang. Anstatt dass ihm alles gut ausgeht, werden sich die Dinge nun gegen ihn stellen. Er wird Fehler begehen und…»
    «Sie machen einem wirklich wieder Mut!», fiel Clarke ihm ins Wort. «Das haben wir alle nötig gehabt! Ich jedenfalls hatte ein lähmendes Gefühl der Hilflosigkeit seit heute früh.»
    «Ich finde es noch immer äußerst fraglich, ob wir tatsächlich etwas erreichen können», warf Donald Fraser ein.
    «Sei doch kein solcher Pessimist, Donald!», zischte Megan ihn an.
    Mary Drower meldete sich, errötend, ebenfalls zu Wort.
    «Man kann nie wissen, finde ich. Dieser schreckliche Kerl ist hier, und wir sind auch hier – und außerdem trifft man manchmal ganz komisch mit Leuten zusammen.»
    Ich schäumte innerlich.
    «Wenn wir nur wüssten, was wir eigentlich tun sollten!»
    «Vergessen Sie nicht, Hastings, dass die Polizei alles nur Mögliche tut. Es wurden Spezialagenten aufgeboten. Der gute Inspektor Crome mag manchmal eine aufreizende Art haben, aber er ist ein sehr fähiger Beamter, und Colonel Anderson, der Polizeichef, ist ungemein tatkräftig. Die beiden Herren haben alle erdenklichen Maßnahmen ergriffen, damit Stadt und Rennplatz bis ins Kleinste bewacht werden. Die Polizeikräfte werden überall sein. Ferner hatte bestimmt auch die Pressekampagne eine große Wirkung. Das Publikum ist gewarnt.»
    Donald Fraser schüttelte den Kopf.
    «Wahrscheinlich

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