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Die Morde des Herrn ABC

Die Morde des Herrn ABC

Titel: Die Morde des Herrn ABC Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Cust?»
    «Nein, nichts, Mrs. Marbury, nichts.»
    «Er denkt wahrscheinlich, dass er bei den Rennen die größte Chance haben wird. Es sollen ja Hunderte von Polizisten aufgeboten worden sein und ihn… Mr. Cust, Sie sehen wirklich miserabel aus. Möchten Sie vielleicht einen Schnaps? Im Ernst – Sie sollten heute nicht auf Tour gehen!»
    Mr. Cust riss sich zusammen.
    «Ich muss, Mrs. Marbury. Bis jetzt bin ich immer pünktlich meinen – Verpflichtungen nachgekommen. Man muss – die Leute müssen Vertrauen zu einem haben, verstehen Sie? Wenn ich eine Aufgabe übernommen habe, dann führe ich sie auch durch. Nur so kann man vorwärts kommen… mit seinen Geschäften vorwärts kommen.»
    «Schön, aber wenn Sie wirklich krank sind?»
    «Ich bin nicht krank, Mrs. Marbury. Ich mache mir nur Sorgen über – verschiedene ganz persönliche Dinge. Und außerdem habe ich schlecht geschlafen, das ist aber auch alles.»
    Sein Ton klang so bestimmt, dass Mrs. Marbury sich zögernd dazu entschloss, das Frühstückstablett zu nehmen und langsam aus dem Zimmer zu gehen.
    Mr. Cust zog einen Koffer unter dem Bett hervor und begann zu packen. Pyjama, Toilettennessessär, Reservekragen und Lederpantoffeln. Dann schloss er einen Wandkasten auf, entnahm ihm eine Reihe von flachen Schachteln und tat sie ebenfalls in den Koffer.
    Nachdem er den Fahrplan, der auf dem Tisch lag, konsultiert hatte, ergriff er den Koffer und verließ das Zimmer. Im Vorzimmer unten stellte er den Koffer wieder ab und schlüpfte in seinen Mantel. Während er den Hut aufsetzte, seufzte er tief auf, so tief, dass das junge Mädchen, das eben aus einer Tür trat, ihn besorgt ansah.
    «Ist etwas nicht in Ordnung, Mr. Cust?»
    «Nein, nein, Miss Lily.»
    «Sie haben so abgrundtief aufgeseufzt!»
    «Haben Sie jemals Vorahnungen, Miss Lily?», fragte Mr. Cust plötzlich.
    «Ich glaube nicht… nicht dass ich wüsste… Natürlich hat man Tage, wo man spürt, dass alles schief gehen wird, und andere, da weiß man, dass einem alles gelingt…»
    «Eben», sagte Mr. Cust und seufzte wieder.
    «Also denn, auf Wiedersehen, Miss Lily. Leben Sie wohl. Sie waren immer sehr, sehr nett zu mir… alle.»
    «Sie verabschieden sich ja so feierlich, als würden Sie nicht mehr zurückkommen», lachte Lily.
    «Nein, nein. Natürlich komme ich zurück.»
    «Also auf Wiedersehen am Freitag. Wohin fahren Sie diesmal? Wieder ans Meer irgendwohin?»
    «N-nein… nein, nach Cheltenham.»
    «Auch ganz hübsch. Aber doch nicht so schön wie die Badeorte Torquay zum Beispiel. Dort möchte ich in meinen nächsten Ferien einmal hin. Übrigens müssen Sie ja ganz in der Nähe des Mörders gewesen sein – dieses ABC. Das Verbrechen ist doch gerade damals passiert, als Sie dort waren, nicht wahr?»
    «J-ja, gewiss, aber Churston ist doch sechs, sieben Meilen entfernt.»
    «Trotzdem! Das ist ja direkt aufregend! Vielleicht sind Sie auf der Straße an dem Mörder vorbeigegangen! Vielleicht standen Sie dicht neben ihm!»
    «Ja, das könnte freilich sein», sagte Mr. Cust mit einem so verzerrten, geisterhaften Lächeln, dass Lily Marbury erschrak.
    «Mr. Cust, Sie sehen schlecht aus.»
    «Aber nein, ich fühle mich sehr wohl. Auf Wiedersehen, Miss Marbury.»
    Er zog umständlich seinen Hut vor ihr, ergriff dann wieder seinen Koffer und hastete auf die Tür zu.
    «Armer, alter Narr», murmelte Lily Marbury mitleidig. «Meiner Ansicht nach ist der Mann nicht mehr ganz richtig im Kopf.»
     
    Inspektor Crome befahl seinem Untergebenen: «Stellen Sie mir eine Liste von allen Strumpffabrikanten zusammen und lassen Sie sie zirkulieren. Ich brauche eine Aufstellung aller Verkäufer, Reisenden, Hausierer, die für diese Firmen auf Tour gehen.»
    «Für den ABC-Fall, Sir?»
    «Ja. Eine Idee von Hercule Poirot.» Das klang ziemlich abschätzig. «Wahrscheinlich wird nichts dabei herauskommen, aber wir dürfen keine Spur vernachlässigen, auch wenn sie noch so vage ist.»
    «Jawohl, Sir. Monsieur Poirot hat ja seinerzeit wirklich gut gearbeitet, aber jetzt vertrottelt er vermutlich ein bisschen.»
    «Er ist ein Scharlatan! Ein Poseur! Das imponiert gewissen Leuten. Mir ganz bestimmt nicht! Ja, wegen der Vorkehrungen in Doncaster…»
    Tom Hartigan sagte lachend zu Lily Marbury:
    «Ich habe euern alten Einspänner gesehen – heute Morgen.»
    «Wen? Mr. Cust?»
    «Jawohl, Cust. In Euston. Sah mal wieder aus wie ein verirrtes Huhn. Ich glaube, der Bursche ist nicht ganz normal. Man sollte ihn ein wenig

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