Die Morgengabe
Leben. Aber
vielleicht war dieses Wunder wirklich geschehen. Der Chauffeur aus
Northumberland war es, der jetzt das Thema von Ziller übernahm, doch während
die wunderbare, klare Musik das Zimmer erfüllte, war es Ruth, als sähe sie
eine rundliche, kraushaarige Gestalt, die sich vom Himmel herabneigte und
grüßend den Bogen ihrer Amati hob – und lächelte.
Als sie durch die Küche wieder ins
Café zurückging, blieb sie wie angewurzelt auf der Türschwelle stehen.
Unwillkürlich griff sie sich ans Herz. Er kam. Er war nicht sicher gewesen, ob
er weg konnte, aber hier kam er mit großen Schritten über den Platz, und sie
wußte, daß es kein größeres Glück auf der Welt für sie gab, als ihn so auf sich
zukommen zu sehen.
Aber auch andere hatten die Ankunft
Commander Somervilles bemerkt. Katy rutschte vom Schoß ihrer Großmutter und
lief zu ihrer Mutter; sogar die anderen Kinder wurden still. Ruth hatte es
nicht für nötig gehalten, die Heldentaten ihres Mannes für sich zu behalten.
Alle wußten, was die goldenen Tressen an seinem Ärmel zu bedeuten hatten.
Zweimal war sein Schiff von Torpedos getroffen worden; zwölf Juden und ein
Versuchsschaf hatte er in Bowmont aufgenommen und hatte für seine Verdienste
um das Vaterland hohe Auszeichnungen bekommen.
So ein Held mußte gebührend
empfangen werden, und Mrs. Weiss war gegen die tränenreichen Umarmungen, die
sie kommen sah. Mit einer Handbewegung gebot sie Ruth, sich zurückzuhalten,
stemmte sich mühsam in die Höhe, und als Quin eintrat, richtete sie ihren
Spazierstock mit der Gummispitze auf ihn:
«Darf ich Sie zu einem Stück Kuchen
einladen?»
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