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Porträt eines Starters

Porträt eines Starters

Titel: Porträt eines Starters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lissa Price
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Die Spore, in einem ungenannten Pazifischen Staat, irgendwann in der Zukunft.
    Die winzige Spore findet ihren Weg ins Sein. Und das Erste, was sie spürt, ist … Gewissheit.
    Ein überwältigendes Gefühl der Sinnhaftigkeit brennt in ihr. Eine starke Flamme, die nichts zum Erlöschen bringen kann.
    Sie weiß nicht, worin ihr Lebenszweck besteht; sie spürt ihn nur, und Sehnsucht erfasst sie.
    Die Antwort muss da draußen liegen. Irgendwo.
    Das alles ist verwirrend. Ein komplizierter Zustand, so ganz und gar nichts zu wissen.
    Das muss man sich mal vorstellen. Erfüllt von Zielstrebigkeit, ohne das Ziel zu kennen.
Barbara Woodland, daheim in Los Angeles, an einem Sommer-Dienstag, 09:00 Uhr
    Die Morgensonne scheint golden durch mein Küchenfenster, als wüsste sie nicht, wie sehr sich die Welt verändert hat. Der Kaffee duftet wie immer. Er verheißt Behaglichkeit, aber das ist eine grausame Lüge. Mich erinnert er nur daran, wie sehr wir uns an das Gewohnte klammern.
    Ich gieße den Kaffee in zwei Becher, einen für mich, einen für Ray. Einer der beiden ist mit einem Familienfoto von unserem letzten Strandurlaub vor dem Krieg bedruckt, Tyler war damals fünf, Callie vierzehn. Alle strahlen. Noch ahnten wir nicht, welch düstere Schatten in Kürze unser überschaubares Leben verdunkeln würden.
    Ich nehme den unverzierten Becher und gehe ins Wohnzimmer.
    Wo sind die Kinder?
    Ich schaue aus dem Fenster, vorbei an den roten Kletterrosen, die sich um unseren weißen Zaun ranken, und sehe Heather in ihrem SUV mit Darren auf der Rückbank. Sie warten auf Tyler. Ich winke, und sie winken zurück. Heathers Lächeln wirkt angespannt.
    »Tyler!«, rufe ich. »Darren ist da. Beeil dich!«
    Hektische Geräusche dringen aus Tylers Zimmer, doch es ist Ray, der zuerst aus dem Flur auftaucht. Er spielt mit seinem Schlüsselbund.
    »Dein Kaffee ist in der Küche.« Ich sage das so beiläufig wie möglich, aber meine Stimme klingt brüchig.
    Ray wirft einen Blick aus dem Fenster und entdeckt Heathers SUV. »Macht Tyler einen Ausflug?« Er sieht mich bohrend an.
    »Das war seit Wochen geplant.« Ich nehme einen Schluck Kaffee. »Sie wollen ins Naturkundemuseum.«
    »Haben die noch geöffnet?«
    Ich nicke. »Freiwillige.«
    Seine Sorge ist unverkennbar. Er senkt die Stimme. »Hast du schon das Neueste gehört?«
    »Natürlich«, flüstere ich. »Die Nachricht kam per Handy.«
    »Warum in aller Welt lässt du ihn dann mitfahren?«
    »Weil er eine Beschäftigung braucht. Und Heather hat sich bereit erklärt, die beiden hinzubringen. Außerdem halten sie sich nicht im Freien auf.«
    Er schüttelt den Kopf. »Ich muss jetzt los. Ich bin zu spät dran.«
    Er beugt sich zu mir herunter und küsst mich. Ich schmecke die Angst auf seinen Lippen.
    Als er sich wieder aufrichtet, fragt er: »Was machst du heute?« Sein Versuch, lässig zu klingen, scheitert kläglich.
    »Einkaufen. Ich muss unsere Lebensmittel aufstocken.« Ich zucke die Achseln. »Brauchst du etwas?«
    »Denk an Tylers Inhalier-Spray. Und wenn sie noch Erdnussbutter haben, besorg ein paar Extrapakete für ihn – auch wenn sie überteuert sind. Nimmst du Callie mit?«
    Ich nicke. »Das ist besser, als sie allein daheim zu lassen.«
    »Seid vorsichtig.« Seine Stimme ist rau wie ein aufgeschürftes Knie.
    Ich sehe ein Flackern in seinem Blick und ein Zögern. Er würde mich gerne noch einmal küssen, aber er will den Abschied nicht zu dramatisch gestalten. Also wendet er sich widerstrebend ab und geht zur Hintertür.
    »Tyler!«, rufe ich noch einmal.
    Callie kommt mit ihrem Bruder angetrabt. Sie versucht ihm im Laufen den Rucksack über die Schultern zu streifen.
    Tyler hustet.
    »Hast du deinen Inhalator?«, frage ich. Er zieht ihn aus der Tasche und hält ihn kurz hoch.
    »Sehr gut.«
    Er hustet wieder. Bitte nicht schon wieder eine Erkältung! Das wäre der ungünstigste Zeitpunkt.
    »Hand vor den Mund«, ermahne ich ihn und streiche ihm über das Haar.
    Callie öffnet die Tür. Bevor Tyler ins Freie rennen kann, packe ich ihn und drücke ihn an mich. Am liebsten würde ich ihn für immer festhalten.
    »Mom, es ist spät«, sagt Callie.
    Ich zwinge mich, ihn loszulassen, und er läuft zum Auto. Callie schaut mich an, als hätte ich den Verstand verloren. Wir stehen am Eingang und sehen zu, wie Tyler zu Darren auf die Rückbank klettert. Tyler holt eine Schleimfigur aus der Tasche und lässt sie vor Darren auf und ab tanzen. Beide Jungs lachen. Ich hasse dieses Ding, aber im

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