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Die Mutter des Erfolgs - Die Mutter des Erfolgs

Titel: Die Mutter des Erfolgs - Die Mutter des Erfolgs Kostenlos Bücher Online Lesen
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mit Lob überschütteten, wurde mir klar, dass chinesische den westlichen Eltern zweierlei voraushaben: 1. höherfliegende Träume für ihre Kinder und 2. mehr Achtung vor ihren Kindern insofern, als sie wissen, wie viel sie ihnen zutrauen können.
    Natürlich wollte ich Sophia auch von den besten Aspekten der amerikanischen Gesellschaft profitieren lassen. Natürlich sollte sie nicht als einer dieser verschrobenen asiatischenRoboter enden, die derart unter elterlichem Druck stehen, dass sie Selbstmord begehen, wenn sie in der staatlichen Beamtenprüfung als Zweite abschneiden. Sie sollte eine abgerundete Persönlichkeit werden und Hobbys und Freizeitaktivitäten pflegen. Nicht irgendein Hobby, das nirgendwohin führt, wie «Handarbeit» oder, noch schlimmer, Schlagzeug, das automatisch in Drogen mündet –, sondern eine sinnvolle und hochkomplexe Tätigkeit, die das Potential zu Perfektion und Meisterschaft birgt.
    So kamen wir auf das Klavier.
    1996, als sie drei war, traten zwei Neuerungen in Sophias Leben: Sie bekam ihre erste Klavierstunde und eine kleine Schwester.

3     Louisa
     
     
     
    Es gibt einen Country-Song, in dem es heißt: « She’s a wild one with an angel’s face ». Eine treffende Charakterisierung meiner jüngeren Tochter Lulu: Das ist sie wirklich, ein Wildfang mit Engelsgesicht. Bei ihr habe ich oft das Gefühl, ich müsste ein wildes Pferd zähmen. Schon vor ihrer Geburt trat sie mich so fest, dass Abdrücke in der Bauchdecke zu sehen waren. Lulu heißt eigentlich Louisa, was «berühmte Kriegerin» bedeutet. Woher wir das wohl so früh wussten …
    Lulus chinesischer Name lautet Si Shan , «Koralle»; darin schwingt die Vorstellung von Empfindsamkeit mit. Auch das passt zu Lulu. Heikel war sie vom Tag ihrer Geburt an. Die Formula-Milch, mit der ich sie fütterte, schmeckte ihr nicht, und die Sojamilch, die der Kinderarzt als Alternative vorschlug, empörte sie derart, dass sie in Hungerstreik trat. Aber anders als Mahatma Gandhi, der selbstlos und meditierendhungerte, hatte Lulu Koliken und schrie wild um sich schlagend mehrere Stunden pro Nacht. Jed und ich stopften uns die Ohren zu und rauften uns die Haare, bis zu unser aller Glück und Rettung unsere chinesische Kinderfrau Grace einschritt. Sie bereitete einen in leichtem Abalone und Shiitake-Soße geschmorten Seidentofu mit Koriandergarnierung zu, was Lulu schließlich recht gut schmeckte.
    Wie soll ich meine Beziehung zu Lulu beschreiben? «Totale atomare Kriegführung» trifft es nicht ganz. Die Ironie ist, dass Lulu und ich einander sehr ähnlich sind: Sie hat mein hitziges, scharfzüngiges, rasch verzeihendes Temperament geerbt.
    Apropos Temperament: Ich glaube nicht an die Astrologie – und ich denke, dass jemand, der daran glaubt, ein echtes Problem hat –, aber der chinesische Tierkreis beschreibt Sophia und Lulu perfekt . Sophia kam im Jahr des Affen zur Welt, und Affenmenschen sind neugierig, intellektuell und können «im Allgemeinen jede gestellte Aufgabe lösen. Sie schätzen Schwierigkeiten und Herausforderungen, die sie als anregend empfinden.» Demgegenüber sind Menschen, die im Jahr des Schweins geboren sind, «eigensinnig» und «hartnäckig» und häufig «aufbrausend», aber «hegen niemals Groll», denn sie sind grundsätzlich aufrichtig und warmherzig. Genau so ist Lulu.
    Ich bin im Jahr des Tigers geboren. Ich will jetzt nicht prahlen, aber Tigermenschen sind großzügig, furchtlos, selbstsicher, zuverlässig und anziehend. Außerdem sind sie angeblich Glückspilze. Beethoven und Sun Yat-Sen waren Tiger.
    Meine erste Konfrontation mit Lulu hatte ich, als sie drei war. Es war ein eiskalter Winternachmittag in New Haven, Connecticut, einer der kältesten Tage im Jahr. Jed war in derUni – er ist Professor an der juristischen Fakultät der Yale University – und Sophia in der Vorschule. Der Zeitpunkt erschien mir günstig, um Lulu mit dem Klavier bekannt zu machen. Voller Vorfreude auf die gemeinsame Arbeit – mit ihren braunen Locken, ihren runden Augen, ihrem Porzellanpuppengesicht war Lulu trügerisch niedlich – setzte ich sie mit ein paar bequemen Kissen auf den Klavierhocker. Dann zeigte ich ihr, wie man mit einem einzelnen Finger einen einzelnen Ton spielt, gleichmäßig, drei Mal, und forderte sie auf, es nachzumachen. Eine kleine Bitte, aber Lulu wollte nicht. Stattdessen hämmerte sie mit beiden Handflächen viele Töne gleichzeitig in die Tasten. Als ich sie aufforderte, das sein zu lassen,

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