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Die Mutter des Erfolgs - Die Mutter des Erfolgs

Titel: Die Mutter des Erfolgs - Die Mutter des Erfolgs Kostenlos Bücher Online Lesen
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ist, 3. ihre Kinder in Mathe den Mitschülern immer um zwei Jahre voraus sein müssen, 4. man die Kinder nie öffentlich loben darf, 5. man im Fall einer Meinungsverschiedenheit zwischen dem eigenen Kind und einem Lehrer oder Trainer immer die Partei des Lehrers oder Trainers ergreifen muss, 6. die einzigen Freizeitbeschäftigungen, die man den Kindern erlauben sollte, solche sind, die ihnen am Ende eine Medaille eintragen, und 7. diese Medaille aus Gold sein muss.

2     Sophia
     
     
     
    Sophia ist meine Erstgeborene. Mein Mann Jed ist Jude, ich bin Chinesin, unsere Töchter sind also chinesisch-jüdische Amerikanerinnen, eine ethnische Gruppe, die vielleicht exotisch klingt, in manchen Kreisen aber, und besonders in Hochschulstädten, sogar eine Mehrheit ausmacht.
    Sophias Name bedeutet «Weisheit», genauso wie Si Hui , der chinesische Name, den sie von meiner Mutter bekam. Vom Augenblick ihrer Geburt an zeigte Sophia ein rationales Temperament und eine außerordentliche Konzentrationsfähigkeit. Diese Eigenschaften hat sie von ihrem Vater. Als Säugling schlief sie nachts sehr schnell durch und schrie nur, wenn sie dadurch etwas erreichte. Ich quälte mich zu der Zeit mit einer juristischen Abhandlung – ich war auf Mutterschaftsurlaub und strebte eine Stelle an der Uni an, damit ich nicht in die Anwaltskanzlei an der Wall Street zurückmusste,in der ich gearbeitet hatte –, und die zwei Monate alte Sophia hatte dafür volles Verständnis. Bis sie ein Jahr alt war, lebte sie ruhig und beschaulich dahin und tat im Wesentlichen nichts anderes als zu schlafen, zu essen und mich bei meiner Schreibblockade zu beobachten.
    Sophia war geistig frühreif und beherrschte mit achtzehn Monaten das Alphabet. Unser Kinderarzt war der Meinung, das sei neurologisch unmöglich, und behauptete steif und fest, sie ahme lediglich Laute nach. Zum Beweis zog er eine große Tafel mit einem komplizierten Schaubild hervor, auf dem die Buchstaben in Form von Schlangen und Einhörnern dargestellt waren. Der Arzt blickte auf die Tafel, dann auf Sophia, dann wieder auf die Tafel. Listig deutete er auf eine Kröte mit Nachthemd und Mütze.
    «Q», piepste Sophia.
    Der Arzt knurrte und drehte sich zu mir um. «Nicht einsagen», befahl er.
    Ich war erleichtert, als wir beim letzten Buchstaben angelangt waren: einer von zahlreichen roten Zungen umflatterten Hydra, die Sophia korrekt als «I» identifizierte.
    In der Vorschule war Sophia mit Abstand die Beste ihrer Gruppe, vor allem in Mathematik. Während die anderen Kinder auf die kreative amerikanische Art mit Stäben, Kugeln und Kegeln bis zehn zählen lernten, brachte ich ihr Addition, Subtraktion, Multiplikation, Division, Bruchrechnen und Dezimalzahlen nach der auf Auswendiglernen und Einüben beruhenden chinesischen Art bei. Schwierig war dann nur, die korrekten Antworten anhand der Stäbe, Kugeln und Kegel darzustellen.
    Als wir heirateten, trafen Jed und ich die Vereinbarung, dass unsere Kinder Mandarin-, also Hochchinesisch sprechen und jüdisch aufwachsen sollten. (Ich bin katholisch aufgewachsen,aber ich hänge nicht daran: Der Katholizismus ist in meiner Familie nicht sehr verwurzelt; doch davon später.) Im Nachhinein betrachtet, kommt mir unsere Abmachung komisch vor, denn ich selbst spreche gar nicht Mandarin – meine Muttersprache ist der Hokkien-Dialekt –, und Jed ist kein bisschen religiös. Aber irgendwie klappte es. Ich stellte eine chinesische Kinderfrau ein, die mit Sophia ausschließlich Mandarin sprach, und wir feierten unser erstes Chanukka, als Sophia zwei Monate alt war.
    Als sie älter wurde, sah es so aus, als bekäme sie das Beste von beiden Kulturen. Von der jüdischen Seite hatte sie ihren unerschöpflichen Wissensdrang. Und von meiner, der chinesischen Seite, bekam sie Fertigkeiten mit – jede Menge Fertigkeiten. Damit meine ich keine angeborenen Talente, sondern die auf fleißige, disziplinierte, das Selbstvertrauen stärkende chinesische Art erworbene Leistungsfähigkeit. Mit drei Jahren las Sophia Sartre in englischer Übersetzung, löste einfache Aufgaben der Mengenlehre und konnte einhundert chinesische Schriftzeichen. (Was Jed so übersetzt: Sie erkannte die Wörter «No exit» , konnte zwei einander überschneidende Kreise zeichnen und – okay, hundert chinesische Schriftzeichen mag stimmen.) Als ich sah, wie amerikanische Eltern ihre Kinder für die geringste Leistung –für einen hingekritzelten Schnörkel, ein Wedeln mit einem Stock –

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