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Die Mutter

Die Mutter

Titel: Die Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett Mcbean
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komisch dabei vor, auf die Frage zu antworten. »Nun, ich denke, quälender Schmerz trifft es ganz gut.«
    Es folgte eine lange Stille. Ein schwarzer BMW raste an ihrem VW-Bus vorbei. Gavin bemerkte, dass die mächtigen Eukalyptusbäume und das buschige Grasland zu beiden Seiten des Freeways von flachem grünem Farmland abgelöst worden waren.
    »Du hast recht«, sagte Julia schließlich. »Ich trage sehr viel Schmerz in mir. Ich schätze, einige Menschen möchten nicht, dass andere das über sie wissen.«
    Gavin war mit dieser Tatsache nur allzu vertraut. Sein Dad war abgehauen, als Gavin fünf Jahre alt war, und seine Mutter, die für ihn und seine beiden jüngeren Brüder sorgen musste, war gezwungen gewesen, sehr viel zu arbeiten. Es war keine spaßige Kindheit gewesen. Bevor er mit siebzehn auszog, verbrachte er die meisten Weihnachtsfeste damit, schlechte Cartoonserien und Ist das Leben nicht schön? anzuschauen (er erinnerte sich gut daran, wie bescheuert er den Titel immer schon fand) und darauf zu warten, dass seine Mutter nach Hause kam, um auf zwei unglückliche, hungrige Kinder aufzupassen. Der einzige, wenigstens annähernd festliche Gegenstand im ganzen Haus war ein Weihnachtsbaum aus Plastik, der wie das Innere eines alten Schuhs roch - und genauso leer war. Jahre später, als er Kunst am College studierte, erfand er alle möglichen Geschichten über sein schönes Leben zu Hause, um die Tatsache zu verschleiern, dass es alles andere als glücklich und schmerzfrei gewesen war. Aber die Wahrheit offenbarte sich in seinen Bildern. Damals malte er oft seine persönliche Version
    der Hölle, der Todes, der Welt nach einer Zombie-Seuche. Aber das war, bevor er seine wahre Berufung gefunden und sein Talent für »innere Porträts« (wie er seine Kunst selbst nannte) entdeckt hatte. Von da an steckte er all seine Wut und seine Traurigkeit in die inneren Qualen anderer Menschen; es war die ultimative Therapie, besser als jeder Seelenklempner.
    »Weißt du, es würde helfen, wenn du darüber sprichst«, fand Gavin. »Nicht nur dir persönlich, sondern auch meiner Kunst. Ich würde gerne in deine Gedanken eindringen.«
    »Ich erzähle dir alles, was du über mich wissen willst, wenn du mir von einem deiner Bilder erzählst. Fairer Deal?«
    »Mehr als fair. Welches Gemälde interessiert dich?«
    »Da war eins von einer jungen Frau dabei: blondes Haar, grüne Augen, sehr hübsch, aber sie sah verängstigt und sehr traurig aus.«
    Gavin nickte. Er hatte bei diesem Gemälde viele Blau- und Grüntöne und hier und da ein paar Spritzer Rot verwendet. Nicht sein bestes Werk, aber ein Lieblingsbild von sentimentalem Wert.
    »Ich weiß, welches du meinst. Was ist damit?«
    »Wer war sie?«
    »Ihr Name war Stacey. Ich hab sie am College kennengelernt. Sie nahm Drogen und hat sich durch alle Betten geschlafen, um ihre Selbstverachtung zu verstecken. Ihr Vater hatte sie misshandelt und sie war bei Pflegeeltern aufgewachsen - sie hatte schon einiges erlebt.« Gavin sah zu Julia hinüber. »Möchtest du es kaufen?«
    »Nein. Sie erinnert mich an jemanden, den ich mal kannte, das ist alles.«
    »Oh, das klingt interessant. Erzähl mir mehr.«
    »Nur eine Freundin. Sie ist tot. Erzähl du mal - wo findest du Inspiration?«
    »Bei Menschen wie dir.«
    »Nein, ich meine, dass du die Menschen auf diese Art malen kannst, unheimlich düster, sogar gewalttätig - das musst du doch irgendwo hernehmen.«
    Gavin kurbelte das Fenster herunter. Es war ein milder Frühlingsmorgen, aber mit einem Mal fühlte sich der Bus sehr
    stickig an. »Ich bringe nur an die Oberfläche, wodurch sich das Gesicht eines Menschen zu seinem aktuellen Aussehen geformt hat, das ist alles. In deinem sehe ich zum Beispiel Leid und Schmerz, aber das reicht nicht aus, um ein authentisches inneres Porträt von dir zu malen. Erinnerst du dich an den Film Das Bildnis des Dorian Gray? Als das Bild anfing, zu altern und Dorians Sünden widerzuspiegeln? Da gab es eine tolle Aufnahme des Gemäldes in Farbe, es war abstoßend, aber authentisch. Es zeigte Dorians wahres Wesen. Und genau das möchte auch ich einfangen.«
    Ein leeres Lächeln huschte über Julias Gesicht. »Ich finde deine Arbeiten einfach so ... faszinierend. Wendest du manchmal, ich weiß nicht, auch Schmerzen an, um zu bekommen, wonach du suchst?«
    »Meinst du, ob ich Leuten wehtue?«
    »Ja, ich denke schon.«
    Gavin wand sich in seinem Sitz. »Wieso denkst du das?«
    »Alle Künstler müssen doch

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