Die Mutter
wischte mit den Fingern darüber; sie waren klebrig und färbten seine Haut schmutzig braun. Er konnte nicht mit Sicherheit sagen, woher diese Flecken stammten, aber er nahm nicht an, dass es Rost oder Dreck war. Ihn beschlich ein komisches Gefühl. Ob das Blut ist?, fragte er sich still. Mittlerweile lief seine Fantasie auf Hochtouren. Diese Flecken konnten alles Mögliche sein: Farbe, Öl, Tomatensoße. Wenn es Blut war, dann altes; aber vielleicht waren die Flecken auch relativ frisch und in der Hitze nur schnell getrocknet. Ihm drehte sich der Magen um. Er ließ die Kette fallen, erhob
sich und setzte seine Sonnenbrille wieder auf. Er kickte die Kette mit dem Goldkreuz in einen ausgedörrten braunen Busch, wo sie liegen bleiben würde, bis ihr Besitzer sie wiederfand oder bis die ganze Gegend von Bulldozern platt gewalzt wurde, um einem Freeway Platz zu machen, sodass die Kette für immer unter dem Asphalt verloren war.
Als er zu seinem im Leerlauf wartenden Wagen zurücktrottete, bemerkte er etwas in der Ferne. Er war sich nicht sicher - die blendenden Sonnenstrahlen und die flirrende Hitze über der Straße verschmolzen zu einem beinahe undurchsichtigen Dunst aber es sah aus wie ein Mensch. Er konnte nicht erkennen, ob es ein Mann oder eine Frau war, aber die Person schien neben dem Highway zu stehen und den Arm zum Trampen auszustrecken.
Trampen - in Zeiten wie diesen? Bei dieser Hitze? Als er wieder im Wagen saß, überlegte er, ob er den Anhalter mitnehmen sollte. Normalerweise tat er so etwas nicht, aber er war der Ansicht, dass er an einem Tag wie diesem seine Regel brechen und eine Ausnahme machen sollte.
Er wandte den Blick für einen Moment von der Straße ab, während er den Gang einlegte und die Klimaanlage höher stellte. Als er wieder aufblickte, war der Anhalter verschwunden.
Hä?
Er war sich sicher, dass er etwa hundert Meter entfernt jemanden hatte stehen sehen, und er war sich sicher, dass diese Person vor ein paar Augenblicken noch da gewesen war.
Hatte der- oder diejenige schon ein Auto angehalten? Er hatte keines gesehen.
Vielleicht war es doch nur Einbildung gewesen. Oder das Hitzeflimmern.
Oder der Eigentümer der Halskette war zurückgekommen und hatte sich geholt, was ihm gehörte.
Schauder krochen wie tausend winzige Spinnen seine Wirbelsäule hoch und runter.
Er glaubte nicht an Geister, aber er wusste genau, dass er einen Anhalter gesehen hatte. Und jetzt war da gar nichts mehr.
Der Tod trieb sich oft auf diesem Highway herum - davon zeugten die unzähligen Blumen, die Bäume und Kreuze zierten, die man im Gedenken an verunglückte geliebte Menschen aufgestellt hatte. Es gab hier eine Menge ruheloser Seelen.
Vielleicht ist das doch kein so langweiliger Highway, dachte er, als er seinen Wagen wieder auf die Straße lenkte.
Als er an der Stelle vorbeikam, an der der Anhalter seiner Meinung nach gestanden hatte, hielt er seinen Kopf gerade und den Blick starr auf den langen, flachen Asphaltstreifen vor sich gerichtet.
An alle, die diesen Brief lesen:
Ich denke, ich sollte damit anfangen, dass ich, wenn Sie dies lesen, vermutlich tot bin - das muss aber nicht unbedingt sein. Ich weiß nicht, was mit mir passieren wird, vielleicht halte ich es nur einen Monat aus und komme schnell wieder nach Hause, aber ich bezweifle, dass das passieren wird. Es ist viel wahrscheinlicher, dass ich den Tod finde, und es ist in Ordnung. Ob das aber in einem oder in zwanzig Jahren passiert, kann ich nicht sagen. Ich könnte also durchaus noch am Leben sein, wenn Sie meine Worte lesen. was ich sagen kann, ist: Wer sie auch sind - suchen Sie nicht nach mir.
Während ich hier sitze und diesen Brief schreibe - obwohl ich noch unsicher bin, was überhaupt schreiben werde oder was ich damit zu erreichen hoffe, dass ich meine Gedanken zu Papier bringe -gießt es draußen in Strömen, und die Regentropfen prasseln wie Schrotkugeln gegen mein Schlafzimmerfenster. Es ist ein typischer, ungemütlicher Wintertag in Melbourne - das passende Wetter für den Beginn meiner Reise.
Wie ich hierher gekommen bin, ist eine lange und schmerzvolle Geschichte, aber ich denke, ich sollte sie Ihnen trotzdem erzählen, wenn Sie sich schon die Zeit nehmen, dies zu lesen.
Die Person, die ich einst war, und die, die mich jetzt aus dem Spiegel über der Kommode anschaut, sind zwei völlig verschiedene Menschen. Ich komme mir selbst fast wie eine Fremde vor. Ich weiß, wie dumm sich das anhört, aber es ist die
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