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Die Nacht der Uebergaenge

Die Nacht der Uebergaenge

Titel: Die Nacht der Uebergaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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nach Eichenmoos wahr, den sie bisher einfach
übersehen hatte und hielt kurz den Atem an, weil ihr klar wurde, dass das
irgendwie ein „Paarungsritus“ sein musste, der ihr noch etwas schleierhaft war.
Und gleichzeitig wurde ihr klar, dass sie den Duft nach Muskatnuss viel
anziehender fand als alles, was sie sich sonst vorstellen konnte. Sie sah in die
Richtung, wo Rys stehen musste, ohne ihn genau sehen zu können und dachte, dass
sie anscheinend in ziemlichen Schwierigkeiten steckte, weil er eine unheimliche
Anziehungskraft auf sie auszuüben schien, ohne es selbst zu wollen. Und
genau da lag der Hund begraben.
     
    Nico stand in völliger Stille mit dem Rücken zum Orakel, die
Hände vor ihrem Bauch übereinander gelegt, während sich der Raum langsam
leerte. Man hörte nur das Rascheln der Abendkleider der anwesenden Damen, die
schon für das Fest angekleidet waren, das bestimmt bis zum Sonnenaufgang
gefeiert werden würde.
Sie hatte sich noch niemals so einsam in einem Raum voller Menschen gefühlt.
Die Geister hatten sich mit einem leisen Summen verabschiedet. In ihrem
Unterbewusstsein dachte sie darüber nach, warum sie durch die Feuerwand hatte
gehen müssen. Sie fühlte sich immer noch schwach und ausgelaugt von der
Beschwörung, als wäre sie über Stunden und nicht über wenige Augenblicke
gegangen. Es war ihr vorgekommen, als hätte ihre Seele eine Reise angetreten,
die sie nicht verstand, weil sie nicht begreifen konnte, was mit ihr geschah.
     
    Ihr graute vor der späteren Gesellschaft, am liebsten hätte
sie ihre Schwäche vorgeschoben, um sich zu entschuldigen. Catalina würde sie
nicht brauchen, weil sie nun an von dem großen Krieger Jagannatha beschützt
werden würde. Außerdem hatte jeder Immaculate im Raum gesehen, dass sie den Transitus gemeistert hatte. Sie war nun eine Königin unter den ihren.
Nico blinzelte, um den Tränenschleier zu vertreiben, den sie darauf schob, dass
sie einfach erschöpft war. Es hatte nichts damit zu tun, dass sie sich verraten
fühlte. Nein, nicht verraten, er hatte ihr nichts vorgemacht, den Vorwurf
durfte sie ihm nicht machen.
Sie stand einfach wie eine unbedarfte Idiotin da. Und er hatte wohl Recht, weil
sie anders niemals seine Hilfe angenommen hätte. Er hatte sie so behandelt, wie
es ihr Fall erforderte. Sie selbst hätte nicht anders gehandelt, wenn sie auf
jemanden getroffen wäre, der ihr verloren vorkam. Sie war nichts weiter als
eine weitere Aufgabe, deren Erledigung er nun abhaken konnte.
     
    Hinter ihr hörte sie leise Schritte, die Sophoras* verließen
nun ebenfalls den großen Saal, um sich für später umzuziehen. Sie waren
sozusagen die Priesterinnen des Orakels. Eine jede von ihnen ein Orakel in sich
selbst. Sie standen den Kriegern und Devenas gleich, auch wenn sie ihnen zum
Schutz unterstellt sein mochten. Jedes mächtige Haus besaß eine eigene Sophora.
Nur das Haus der Harpyja nicht, da das Orakel selbst von ihnen abstammte.
(*Sophora: Kleines Orakel, das der Patrona eines Hauses dient. Es handelt sich
meist um Immaculate mit seherischen Fähigkeiten, die die Patrona in ihrer
Entscheidungsfindung unterstützen. Natürlich können auch Breeds in dieses Amt
berufen werden.)
     
    Nico wappnete sich für ihren eigenen Abgang, bei dem sie die
Reihen der Krieger würde abschreiten müssen. An ihm vorbei . Kurz bevor
sie losgehen konnte, trat einer der Krieger aus der Reihe aus, wandte sich mit
gesenktem Haupt in Richtung Altar und beugte dann das Knie.
     
    „Ehrenwertes Orakel! Ich, Raziel, Krieger des Hauses Vulpinus
erbitte Probatio! “, tönte die tiefe Stimme eines Mannes, die den Raum
bis zur hohen Decke zu erfüllen schien.
     
    Nico blinzelte und wusste einen Moment nicht, was der Mann
damit bezweckte. Neben ihr tauchte Mélusina auf, die so hell leuchtete, dass es
beinahe in den Augen wehtat.
    - Dieser Halunke! -, schimpfte ihre Beschützerin
ungehalten.
    - Was ist los? Was meint er damit? Welche Prüfung? -
Nico dachte, es ginge um ein Kriegerritual, doch warum sollte sich ihr
Schutzgeist dann aufregen? Dieser Mann war ihr völlig fremd, es hatte sicher
nichts mit ihr zu tun, oder? Der Gedanke machte ihr Angst, sie hatte doch
gerade erst eine Prüfung abgelegt, sie wusste nicht, ob sie noch genug Kraft
für eine neue hatte.
     
    „Über wen soll ich diese Prüfung verhängen, Raziel natus* Vulpinus?“, wisperte eine Stimme, die gar nicht mehr wie die freundliche Dame
klang, die Nico bisher kennengelernt hatte. Sie war eisig und

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