Die Nacht der Uebergaenge
Vater ins Spiel brachte. Sie hielt den Atem an, weil das ein
Geheimnis war, das niemand zu kennen schien. Cat war der Ansicht, es wäre ein
Immaculate gewesen, der nicht über die Konsequenzen seines Tuns nachgedacht
hatte.
Ihr Mund klappte auf, doch kein Ton kam über ihre Lippen, nachdem der Warrior
hinter erklärt hatte, dass er Catalinas Vater wäre.
Ein Warrior! Der Anführer der europäischen Krieger! Kein Wunder steckte in
Cat so viel Potential!
So wie in ihr, nur von der völlig falschen Seite.
Für ihre noch menschlichen Augen drehte sich Catalina sehr schnell um. Und noch
viel schneller wurde sie von den Bildern angefallen, die sie schon ein Mal
gesehen hatte. Nico wollte sie irgendwie aufhalten, doch mehr als ein leises
„Nicht!“ kam nicht über ihre Lippen, dann war es auch schon zu spät.
Nico konnte nicht einmal mehr zur Seite springen, nicht einmal die anwesenden
Immaculates hatten genug Zeit, sie aufzuhalten, weil sie es ja nicht wissen
konnten. Und sie hatte es nicht sagen dürfen, das Orakel hatte es ihr verboten.
Mit einem stummen Schrei, den vermutlich nur sie in ihrem Kopf hören konnte,
fiel Nico auf die kalten Steinstufen vor dem Altar, weil sie an der Schulter
gestreift worden war. Zuerst war es wie ein Streicheln gewesen, dann traf sie
der Hieb völlig unerwartet und schwer, so dass sie mit ihrem geringen Gewicht
dem nichts entgegen zu setzen gehabt hatte. Die Kanten der Treppe schienen sich
in ihren Rücken bohren zu wollen, ihr Kopf schlug gegen den harten Granit, dann
wurde ihr kurz schwarz vor Augen.
Nico blinzelte dagegen an, weil sie sich um Catalina Sorgen machte.
Sie hätte es ihr doch sagen müssen!
Oder wenigstens Nathan… Dann wäre das jetzt vielleicht nicht passiert. Sie
presste die Augen fest zusammen, als sie das beängstigende Brüllen vernahm, das
in ihren Ohren dröhnte.
Probatio?! Nathan runzelte die Stirn genauso verblüfft wie alle anderen der
amerikanischen Krieger, als der Europäer Raziel vortrat, auf die Knie ging und
sein Anliegen vortrug. Als es ihm im nächsten Moment allerdings dämmerte, dass es
um Cat ging, noch bevor Raziel das wirklich ausgesprochen hatte, wäre er fast
von seinem Platz aus dem Spalier ausgebrochen. Doch ein fester Blick in die
Augen seiner Brüder, die ihn notfalls in Schach halten würden, genügte, um ihn
dort zu halten, wo er war.
Wenn Raziel eine Prüfung verlangte, musste man ihm stattgeben. Egal, wie schwer
Nathan es fiel, diese offenkundige Beleidigung hinzunehmen. Man zweifelte an
der Echtheit seines Bundes zu Cat und er durfte in diesem Moment nichts anderes
tun, als zuzuhören, wie man diesen Zweifel in aller Frechheit zur Sprache
brachte und im Gegenzug unter den Augen ihres... Vaters... Manasses?! ...
Nathans Augen verengten sich zu kleinen Schlitzen und es war Damon, der an
seiner Statt einen Fluch ausstieß, der ihm auf der Zunge lag, dank seiner
Selbstbeherrschung allerdings nicht ausgesprochen wurde... einen Antrag machte,
der eigentlich nur der Devena selbst zugestanden hätte.
Jagannatha war so zornig wie Catalina. Sogar mehr, denn ihm
waren die Hände zu ihrer Hilfe gebunden. Der Mund war ihm indirekt verboten
worden und alles in ihm drängte danach, ein einziges Mal gegen die Regeln zu
verstoßen und diesen dreckigen Hunden aus Europa gleichfalls eine Lektion zu
erteilen, die es in sich hatte. Vor Bestrafung hatte er keine Angst. Er hatte
in seinem Leben schon mehr aushalten müssen, als die Bande um Manasses
zusammen. Bruderschaft und Bündnisse hin oder her. Wenn es um eine Frau ging,
noch dazu um eine, die ganz eindeutig gebunden war und ganz sicher nicht
geprüft werden musste, hörte jede Freundschaft auf.
Alles in ihm schrie danach, an Ort und Stelle ein Massaker
anzurichten, das zweifellos seinen Tod mit sich gebracht hätte, um ihn in
seiner Raserei aufzuhalten. Seine grünen Augen glühten tiefrot und die
Fangzähne punktierten bereits das weiche Fleisch seiner Lippen, die er fest
aufeinander pressen musste, um sich daran zu hindern, Manasses den Mund zu
verbieten. Catalina war seine Tochter, aber er hatte sich nie um sie gekümmert,
obwohl er ganz genau wusste, wer sie war, wo sie sich befand und was er mit
seinem Tun, ausgerechnet die Frau ihres größten Feindes zu schwängern,
angerichtet hatte. Manasses hätte Catalina vor ihrer Umwandlung sehen müssen.
Mit all den Narben auf ihrer Haut. Dem Spiegel ihrer verwundeten Seele. Er
hätte sie sehen und darüber nachdenken müssen, was er ihr angetan
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