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Die Nacht der Wölfe

Die Nacht der Wölfe

Titel: Die Nacht der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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Decken, um besser gegen den Wind geschützt zu sein, und bauten ein Lager aus Fichtenzweigen, auf die sie ihre Schlafsäcke legten.
    Ihre Vorräte waren beinahe aufgebracht, und sie begnügten sich mit etwas Trockenfleisch und heißem Tee, der nicht mehr so gut schmeckte wie in der Höhle, weil auch die Teedose so gut wie leer war. Lediglich die Hunde bekamen ihre volle Mahlzeit, für sie hatte Clarissa immer genug dabei. Von den Hunden hing in der Wildnis ihr Leben ab, und es wäre leichtsinnig, sie nachlässig zu behandeln. Charly ging es bereits besser, und er fraß beinahe mehr als Emmett und der kräftige Chilco, doch als Clarissa versuchte, ihn vor den Schlitten zu spannen, begann er heftig zu zittern, und ihr wurde klar, dass er niemals wieder einen Schlitten ziehen würde. »Schon gut, Charly! Es gefällt dir wohl auf dem Schlitten? Natürlich darfst du bei Dolly mitfahren.«
    Nach dem Essen warf Clarissa zwei weitere Äste ins Feuer und wartete, bis sich die Flammen in das trockene Holz gefressen hatten. Dolly steckte bereits in ihrem Schlafsack und seufzte müde. »Was ist? Willst du heute im Stehen schlafen?«, fragte sie, wie immer bemüht, die Freundin aufzuheitern.
    Clarissa antwortete nicht, sie entfernte sich zwei Schritte vom Feuer und blickte nach Nordwesten, als hätte sie am Waldrand etwas Ungewöhnliches bemerkt. Diesmal war es kein indianischer Singsang, der sie zu dem Felsen lockte, auf dem sie Matthew getroffen hatte: Das flackernde Nordlicht schien sie zu rufen. So kräftig und intensiv hatte sie es noch nie erlebt. Die Farben flossen schier vom Himmel und legten sich in bunten Schleiern auf die Baumwipfel, als wollten sie die Wildnis in ein buntes Paradies verwandeln, in dem es weder Kummer noch Sorgen gab. »Alex!«, flüsterte sie. »Bist du das, Alex?«
    Dolly blickte ebenfalls staunend zum Himmel. »Hey, das Nordlicht spielt aber mächtig verrückt heute Nacht. Wenn es nicht so verdammt kalt wäre, könnte ich mich glatt daran erwärmen.« Sie bemerkte, dass Clarissa weiter vom Feuer wegging. »Wo willst du denn hin? Etwas zu kalt zum Spazierengehen, meinst du nicht auch? Kriech in den Schlafsack und ruh dich aus!«
    »Ich bin noch nicht müde«, erwiderte sie. »Ich gehe noch mal zu dem Felsen, auf dem ich Matthew getroffen habe. Mach dir keine Sorgen, ich bin gleich wieder zurück. Ich will nur …« Sie wusste nicht, was sie sagen sollte.
    »Es ist wegen Alex, nicht wahr? Das Nordlicht …«
    »Ich bleibe nicht lange, Dolly.«
    Von dem flackernden Nordlicht auf magische Weise angezogen folgte Clarissa dem schmalen Jagdtrail durch den Wald. Die Schwarzfichten hoben sich wie Scherenschnitte gegen den Sternenhimmel ab. Sie zögerte keinen Augenblick, auch dann nicht, als die Felsen vor ihr auftauchten und noch höher und mächtiger als beim letzten Mal erschienen.
    Sie blieb einen Moment stehen, als erwartete sie, den indianischen Singsang zu hören, doch auf der Lichtung war nur das leise Heulen des Windes, der hier etwas kräftiger wehte und knisternd über den gefrorenen Schnee fuhr. Das Nordlicht wanderte in ständig wechselnden Mustern über den kalten Boden, die Bäume und die Felsen.
    Der Himmel brannte lichterloh.
    Clarissa vertraute ihrem Gefühl und ihrer inneren Stimme und stieg den steilen und gewundenen Pfad empor. Die Tücken des Weges hatten sich in ihr Gedächtnis eingeprägt, und sie kam schneller voran als beim ersten Mal. Das Nordlicht begleitete sie bis zu dem Plateau, auf dem sie Matthew getroffen hatte.
    Obwohl der Wind dort oben stärker und auch kälter blies, spürte sie ihn kaum. Eine unsichtbare Kraft schien ihn von ihr abzuhalten, ließ sie in dem warmen Nordlicht baden, das bis in ihre Seele vordrang und sie auf angenehme Weise wärmte. Lächelnd blickte sie zum Himmel empor, die Arme wie der Indianer erhoben, und in ihre Augen trat ein seltsames Glitzern, als sich die wechselnden Farben in ihnen spiegelten. »Alex!«, rief sie. »Lässt du das Nordlicht so stark leuchten? Bist du wirklich schon dort oben? Oder ist es Gott, der mir sagen will, dass es immer noch Hoffnung für uns beide gibt? Ich will die Wahrheit wissen, und wenn sie noch so schmerzhaft für mich ist!«
    Vom Himmel kam keine Antwort, doch das Nordlicht leuchtete unvermindert stark und schien bunte Sternschnuppen nach ihr zu schleudern.
    Der Wind sang leise dazu, als würde er gezwungen, eine sanfte Melodie anzustimmen.
    »Man hat mir gesagt, dass du freiwillig in den Tod gegangen sein

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