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Die Nacht von Sinos

Die Nacht von Sinos

Titel: Die Nacht von Sinos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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»Aleko - Dimitri Aleko. Sie sind ein tapferer Mann, Mr. Savage. Einmal allein zu tauchen, ist schon schlimm genug, aber zweimal ... allen Respekt.«
    Er meinte das wirklich todernst. Ich wuchtete die Aqualunge zu Morgan hinauf. »Ich bin Ihnen beiden einen Drink schuldig. Wenn Sie mein Angebot annehmen, bin ich heute abend in Saunders Bar.«
    »Abgemacht, mein Freund.« Sein Name klang griechisch, aber sein Akzent rein amerikanisch.
    Ich kletterte über die Reling, und als ich mich umdrehte, fuhr das Boot schon in voller Fahrt davon. Das Mädchen winkte nicht einmal zurück. Sie saß im Bug, zündete sich eine Zigarette an und sah nur nach vorn.
    »Wie kann man nur ein solcher Narr sein?« fuhr mich Morgan erbittert und zornig an. »Ich hab' dir doch gesagt, du sollst nicht 'runtertauchen.«
    Ich überhörte den Vorwurf und fragte Hakim: »Ist das der Reeder Aleko?«
    »Unter anderem ist er auch Reeder. Seine Firma hat erst kürzlich zehn Millionen Dollar in eine neue Ölraffinerie bei Alexandria investiert. Er ist ein guter Freund Ägyptens. Heute morgen kam er mit seiner Yacht ›Firebird‹ von Kreta herüber. Vermutlich zu einem kurzen Urlaub.«
    »Und das Mädchen?«
    »Seine Schwägerin, Lady Sarah Hamilton. Seine Frau kam voriges Jahr bei einem Autounfall bei Antibes um. Sie ist Engländerin«, fügte er überflüssigerweise hinzu.
    »Einfach schamlos«, sagte Major Ibrahim mit bebender Stimme. »Sich vor den Augen fremder Männer so zu entblößen.«
    »Sie gefällt Ihnen also auch, wie?« fragte ich.
    Im ersten Augenblick glaubte ich, daß er zuschlagen würde. Aber irgendwie überlegte er es sich dann doch anders, weil er wahrscheinlich wußte, daß seine Zeit noch kommen würde. Er machte kehrt und kletterte wieder hinüber auf das Motorboot.
    »Entschuldigen Sie«, raunte mir Hakim zu, »aber unterschätzen sie ihn nicht. Er verfügt über große Macht.«
    Ich zuckte die Achseln und sah zu dem Piloten hinüber. Zwei Matrosen hatten ihn auf eine Bahre gebettet.
    »Er sieht noch sehr jung aus.«
    »Er wird nach den Regeln seiner Religion mit allen militärischen Ehren beigesetzt, Mr. Savage«, sagte Hakim als Antwort auf meine unausgesprochene Frage. »Wir sind schließlich keine Wilden.«
    Wir gaben uns die Hand. Freundlich lächelnd folgte er den beiden Trägern hinüber auf das Motorboot. Es schoß mit einem Satz davon.
    Morgan brachte mir ein Handtuch und zog wieder seine halbe Flasche Whisky aus der Tasche.
    Ich nahm einen Schluck. »Mir gefällt das nicht, Jack«, sagte er.
    »Was gefällt dir nicht?«
    »Dieser Ibrahim, und wie er dauernd auf Guyon kommt. Das bringt Ärger.«
    »Du machst dir zuviel Sorgen.« Ich gab ihm die Flasche zurück. »Trink noch einen Schluck und bring uns dann in den Hafen.«
    Vielleicht wäre vieles ganz anders verlaufen, wenn ich auf ihn gehört und darüber nachgedacht hätte. Aber ich roch nochimmer ihr Parfüm, hörte noch immer deutlich ihre Stimme, und ihre Augen standen vor mir, grau wie der Dunst an einem Morgen in Irland. Sie hatte mich beim Wickel, und ich konnte mich von ihr nicht mehr losreißen. Ich wollte es auch nicht.

    2

    Trotz aller Revolutionen und Veränderungen gab es hier immer noch ein Hotel mit dem Namen ›Saunder‹. Es war eigentlich ein Anachronismus, ein Überbleibsel aus den großen Tagen der Königin Viktoria, das sich beharrlich weigerte, mit der Zeit zu gehen. Im Hotel ›Saunder‹ gab es keine Klimaanlage. In jedem Zimmer drehten sich gewaltige Ventilatoren, falls nicht gerade wieder einmal die Stromversorgung zusammengebrochen war, was recht häufig geschah.
    Das Hotel gehörte einem Griechen namens Yanni Kytros, der aber praktischerweise eine ägyptische Mutter hatte. Er besaß noch ein zweites Hotel auf Kyros in der Ägäis, nördlich von Kreta, an der Meerenge von Kasos. Anscheinend betreute er beide Häuser gleichzeitig.
    Er gehörte zu den Leuten, die überall ihre Finger drin haben: Frauen, Waffen, Zigaretten. Was immer man sich denken konnte - er beschaffte es. Nur etwas rührte er nie an: Rauschgift. Das hatte mit seiner heroinsüchtigen Schwester zu tun, die vor ein paar Jahren auf recht unangenehme Weise gestorben war. An einem denkwürdigen Abend mit Frauen erzählte er mir davon, als wir beide schon nicht mehr ganz nüchtern waren. Seitdem hatte er nie wieder darüber gesprochen.
    Er war ungefähr fünfzig Jahre alt. Ein bärtiger, freundlicher, viel zu dicker, ständig lächelnder Mann, einer der witzigsten, die ich je

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