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Die Nachtmahr Wunschträume

Die Nachtmahr Wunschträume

Titel: Die Nachtmahr Wunschträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
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mich
beide
bedrängen würden? Gleichzeitig? Und es war keine Frage. Ich war entsetzt. David hatte es die ganze Zeit über gewusst!
    Mir fiel Klaus These ein. »Also
hast
du es extra gemacht?!«
    Jetzt war er es, der den Dummen markierte. »Was?«
    »Mich beleidigt, verletzt und fortgestoßen?« Ich schwieg einen Moment und verdeutlichte: »Um mich zur Verzweiflung zu treiben und mich in ihre Arme zu zwingen?«
    »Es war das Richtige!« David wirkte wie ein kleines Kind, das am liebsten mit dem Fuß auf den Boden aufgestampft hätte, weil sein Gegenüber einfach nicht begriff oder begreifen wollte, was es bezweckt hatte. Nämlich etwas Gutes.
    »Es war das Richtige?« Jetzt brüllte ich. Zumindest so laut ich mit meiner heiseren Stimme brüllen konnte. »Tickst du noch ganz richtig? Ich bin durch die Hölle gegangen, weil ich dachte, du würdest mich denunzieren – und weil ich dann zu den beiden hätte fliehen müssen.«
    »Wir beide wissen, dass ich nicht stark genug bin, nicht stark genug sein werde, jemals gegen einen Nachtmahr der Kategorie 3 anzukommen. Und so jemanden brauchst du. Oder wenigstens jemanden, der die Tagmahre von deiner Redlichkeit überzeugen kann.«
    »Und das konnte nicht ICH entscheiden?«
    David schüttelte den Kopf und wirkte betrübt. Ganz offensichtlich glaubte er den Blödsinn wirklich selbst.
    »Ich bin ein Tagmahr, werde es immer sein - und du bist ein Nachtmahr«, fasste er zusammen. »Das kämpfst auf der anderen Seite und das musst du akzeptieren, anders geht es nicht.«
    Für ihn mochte es eine große Sache gewesen sein, ein heldenhafter Verzicht auf meine Liebe – für mich war es nur eines: Feigheit.
    »Und was war das mit den Versuchen mich zu erpressen?«, erkundigte ich mich ein wenig freundlicher. Immerhin konnte ich seine Beweggründe verstehen, wenn auch nicht akzeptieren.
    »Mir lief die Zeit davon und du hattest dich immer noch nicht für einen der beiden oder für beide entschieden – oder für uns drei.«
    »Ha!« Jetzt war ich diejenige, die mit dem Fuß aufstampfte.
    »Weißt du eigentlich, wie schwer es war, zuzusehen? Zu wissen, dass ausgerechnet ich es bin, der dich zu ihnen und in ihre Arme treibt?« David sah mich an, als erwarte er einen Liebesschwur – oder mindestens einen Ritterschlag. »Ich liebe dich, habe dich immer geliebt – und die Eifersucht hat mich fast wahnsinnig gemacht.«
    »Du bist so ein Arschloch!«, meinte ich, obwohl die Eifersucht sein ambivalentes Verhalten – Rettung, Opfer und Erpressung auf der einen Seite, aber auf der anderen Liebe, Eifersucht und
wieder haben wollen
– erklärte, »Und du merkst es nicht einmal.«
    »Ich wollte dich retten!« Wieder fuhr er sich mit der Hand durch die Haare. Schien aber langsam zu merken, dass ich wohl komplett anderer Meinung war. Was aber auch daran liegen konnte, dass meine rechte Hand ohne mein eigentliches Zutun zugeschlagen hatte. Hart.
    »Und das Messer? Was wolltest du mit dem Messer?«, keifte ich. Ich hielt es ihm entgegen, doch er wirkte nicht einmal ansatzweise beunruhigt. Erst als ich mich mit einer schnellen Bewegung hinter ihm positionierte und es ihm an den Hals hielt, konnte ich sein erschrockenes Einatmen hören.
    »Glaub mir, ich werde nicht
zustechen«
, flüsterte ich drohend. »Wolltest du mich damit töten?«
    »Nein.« David schüttelte den Kopf, besann sich dann eines besseren und hielt lieber still.
    »Was dann?« Wieder brüllte ich ohne Rücksicht auf meinen kratzenden Hals. Das Schreien tat nicht gut und ich konnte fühlen, dass ich morgen sehr sehr heiser werden würde.
    »Es ist ein rituelles Messer. Ich hätte dich für immer an mich gebunden.«
    »Für immer?« Ich musste beinahe lachen, so kitschig war diese Vorstellung. Noch einen Hauch schlimmer als »Bis das der Tod euch scheidet.«
    »Aber der Tod würde uns nicht scheiden«, meinte David und machte deutlich, dass ich immer noch dazu neigte, Gedanken laut auszusprechen. »Wir würden gemeinsam sterben – oder gemeinsam leben, so gut wie alles überleben. Etwas dazwischen gibt es nicht. Eine Bindung für die Ewigkeit.«
    Das letzte Puzzleteilchen nahm seinen Platz ein und ich kam nicht einmal mehr zum Fluchen. Denn es gab jemanden, der überlebt hatte: Klaus! Er hatte es überlebt. Nadja nicht. Die ungläubige, nicht liebende Geliebte war gestorben, obwohl er sich an sie gebunden hatte. Und irgendwie hatte er überlebt. Mit seelischen Schäden und jahrelangem Dahinvegetieren, aber er hatte überlebt!

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