Die Nachtwächter
tun, Herr Mumm. Verstehst du? Nein. Lass es mich so ausdrücken. Es gibt eine Vergangenheit und eine Zukunft. Aber es gibt zwei Gegenwarte. In einer bist du erschienen und dein unheilvoller Freund Carcer. In der anderen nicht. Einige Tage lang können wir diese doppelte Gegenwart nebeneinander existieren lassen. Dazu ist viel Laufzeit erforderlich, aber das schaffen wir schon. Doch nach dieser Frist verschmelzen beide miteinander und bilden eine Gegenwart. Die zukünftige Zukunft hängt von dir ab. Wir möchten die Zukunft, in der Mumm ein guter Polizist ist, nicht die andere.«
Der kleine Mönch stand auf. »Ich lasse dich darüber nachdenken«, sagte er.
Mumm nickte und blickte auf den Kies des Gartens.
Lu-Tze ging leise fort und kehrte in den Tempel zurück. Er schritt zur anderen Seite des Büros, nahm einen seltsam geformten Schlüssel von seinem Hals und schob ihn ins Schloss einer kleinen Tür. Die Tür öffnete sich. Heller Sonnenschein flutete ihm entgegen.
Er ging weiter, und seine Sandalen ließen kalte Fliesen zurück. Über fest getretenen Boden wanderte er im hellen, heißen Tageslicht.
So weit in der Vergangenheit hatte der Fluss natürlich einen anderen Verlauf, und es hätte die Bewohner von Ankh-Morpork bestimmt erstaunt zu sehen, wie lieblich er einst gewesen war, vor etwa siebenhunderttausend Jahren. Nilpferde lagen mitten im Fluss auf einer Sandbank. Qu hatte darauf hingewiesen, dass sie in letzter Zeit lästig wurden, und deshalb errichtete er nachts einen temporalen Zaun um das Lager. Nilpferde, die zwischen die Zelte zu stapfen versuchten, fanden sich mit Kopfschmerzen im Wasser wieder.
Qu stand in einem mit Seilen abgesperrten Bereich, auf dem Kopf einen Strohhut, der ihn vor der Sonne schützte. Er beaufsichtigte seine Assistenten, und Lu-Tze seufzte, als er sich näherte.
Bestimmt erwarteten ihn Explosionen.
Es war nicht etwa so, dass er Qu, den technischen Entwickler des Ordens, nicht leiden konnte. Auf seine eigene Art ähnelte er dem Abt. Der Abt hatte Jahrtausende alte Ideen auf neue Weise durch seinen Geist ziehen lassen, mit dem Ergebnis, dass sich das Multiversum wie eine Blume für ihn öffnete. Qu hingegen hatte die alte Technik der Zauderer verwendet, mit der sich Zeit speichern und wiederherstellen ließ, und sie benutzt, um praktische Dinge für den alltäglichen Gebrauch herzustellen, die zum Beispiel dazu dienten, die Köpfe irgendwelcher Leute explodieren zu lassen. Lu-Tze versuchte, so etwas zu vermeiden. Mit den Köpfen von Leuten ließ sich Besseres anstellen.
Als Lu-Tze näher kam, tanzten einige fröhliche Mönche durch die Bambusnachbildung einer Straße, ließen Kracher knallen und schlugen Gongs gegeneinander. Sie erreichten eine Ecke, wo der letzte Mönch sich umdrehte und eine kleine Trommel in die ausgestreckten Arme einer Strohpuppe warf.
Die Luft schimmerte, und die Puppe verschwand mit einem dumpfen Donnerschlag.
»Schön zu sehen, dass mal kein Kopf explodiert«, sagte Lu-Tze und lehnte sich an das Seil.
» Oh, hallo Kehrer«, erwiderte Qu. »Ja. Ich frage mich, was schief gegangen ist. Weißt du, der Körper hätte sich um eine Mikrosekunde in der Zeit nach vorn bewegen und den Kopf zurücklassen sollen.« Er griff nach einem Sprachrohr. »Danke, das gilt für alle! Auf einen neuen Durchgang vorbereiten! Soto, bitte übernimm du!«
Er drehte sich zu Lu-Tze um. »Nun?«
»Er denkt darüber nach«, sagte Kehrer.
»Um Himmels willen, Lu-Tze! Dazu sind wir überhaupt nicht befugt! Wir sollen wuchernde Geschichtsschleifen beseitigen und nicht große Mengen Zeit aufwenden, um sie aufrechtzuerhalten!«
»Diese Sache ist wichtig. Wir schulden es dem Mann. Es war nicht seine Schuld, dass es gerade in dem Augenblick zu der großen temporalen Störung kam, als er durch das Dach der Bibliothek stürzte.«
»Zwei Zeitlinien nebeneinander«, stöhnte Qu. »Das ist völlig inakzeptabel. Ich bin gezwungen, unerprobte Techniken einzusetzen.«
»Es dauert doch höchstens einige Tage.«
»Und Mumm? Ist er stark genug? Keine Ausbildung hat ihn auf so etwas vorbereitet.«
»Er folgt der Grundeinstellung des Polizisten. Ein Polizist ist ein Polizist, ganz gleich, wo er sich aufhält.«
»Ich weiß überhaupt nicht, warum ich dir zuhöre, Lu-Tze, nein, das weiß ich wirklich nicht«, sagte Qu. Er blickte zum Testgelände und hob rasch das Sprachrohr an die Lippen. »Halt es nicht so nach oben! Du sollst es nicht so nach…«
Es donnerte. Lu-Tze sah nicht einmal
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