Die Nachtwächter
dichter beisammen, und – meine Güte – wie sehr die Frauen darauf achteten. Auf ihre eigene Art und Weise waren sie so hochmütig wie Herzoginnen. Man hatte nicht viel, aber an einem
gewissen
Niveau hielt man fest. So billig und alt die Kleidung auch sein mochte: Man konnte sie wenigstens schrubben. Hinter der Eingangstür gab es nichts Stehlenswertes, aber
vor
der Tür war es sauber genug, um dort zu Abend zu essen, wenn man sich ein Abendessen leisten konnte. Und nie kaufte jemand seine Sachen beim Pfandleiher. Wer sich dazu hinreißen ließ, fiel von der untersten Sprosse. Nein, man kaufte sie bei Herrn Sonnenschein, und man fragte nie, woher er sie bekam.
»Ich habe Sachen aus dem Gebrauchtwarenladen getragen, als ich zu meiner ersten richtigen Arbeit ging«, sagte Mumm. »Scheint Jahrhunderte her zu sein.«
»Nein«, sagte Kehrer. »Es geschah erst letzte Woche.«
Stille dehnte sich aus. Das einzige Geräusch war das Brummen der Zylinder im Zimmer.
Dann fügte Kehrer hinzu: »Du musst doch daran gedacht haben.«
»Warum? Den größten Teil meiner Zeit in dieser Zeit habe ich damit verbracht, zusammengeschlagen zu werden, bewusstlos zu sein oder zu versuchen, nach Hause zurückzukehren! Du meinst, ich bin irgendwo dort draußen?«
»Oh, ja. Gestern Abend hast du die Situation für deine Gruppe gerettet und deine Armbrust auf einen gefährlichen Schurken gerichtet, der den Feldwebel angriff.«
Die Stille dehnte sich noch weiter und füllte das Universum.
Schließlich sagte Mumm: »Nein. Ausgeschlossen. So etwas ist nie geschehen. Ich würde mich daran erinnern. Und ich erinnere mich an viele Dinge aus den ersten Wochen meines Dienstes.«
»Interessant«, erwiderte Kehrer. »Aber steht nicht geschrieben ›Es geschieht viel, von dem wir nichts erfahren‹? Herr Mumm, du brauchst jetzt ein wenig Erbauung im Garten der Innenstadtruhe.«
Es war tatsächlich ein Garten, und er ähnelte den Gärten, die man in Gegenden wie der Tonstraße vorfand. Der graue Boden bestand zum größten Teil aus dem Staub alter Ziegel, älterem Katzendreck und halb verfaultem Unrat. Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich ein Abort mit drei Löchern. Er war dicht neben dem Tor zur Gasse installiert, sodass die Abholer des Abtrittsdüngers nicht weit zu gehen brauchten.
Daneben stand ein kleiner Steinzylinder und drehte sich langsam.
Der Garten bekam nur wenig Licht. Solche Gärten bekamen nie genug davon. Sie erhielten nur Licht aus zweiter Hand, Licht, das zuerst den reicheren Leuten in den höheren Gebäuden diente. Manchmal wurden in den Gärten Tauben, Kaninchen oder Schweine gehalten. Gelegentlich versuchte sogar jemand, Gemüse anzupflanzen, obwohl er es eigentlich besser wissen sollte. In solchen Gärten konnten nur magische Bohnen den echten Sonnenschein erreichen.
In diesem hatte sich trotzdem jemand Mühe gegeben. Kies unterschiedlicher Größe bedeckte den größten Teil des Bodens und war zu Wirbeln und Bögen geharkt worden. Hier und dort lag ein einzelner größerer Stein, hinter dessen Positionierung vermutlich tiefsinnige Gedanken standen.
Mumm blickte über den Steingarten hinweg und suchte verzweifelt nach etwas, das seine Aufmerksamkeit verdiente.
Er glaubte zu wissen, was der Gestalter beabsichtigt hatte, doch unglücklicherweise blieb es bei den guten Absichten. Immerhin war dies Ankh-Morpork. Der Müll erreichte jeden Ort. Man wurde ihn vor allem dadurch los, dass man ihn über eine Mauer warf. Früher oder später würde ihn jemand weiterverkaufen oder sogar essen.
Ein junger Mönch harkte den Kies mit großer Sorgfalt. Er verneigte sich respektvoll, als Kehrer näher trat.
Der kahlköpfige Alte nahm auf einer steinernen Bank Platz.
»Sei so gut und hol uns zwei Tassen Tee, Junge«, sagte er. »Einer grün mit Jak-Butter. Orange für Herrn Mumm, in einer kleinen Kanne gekocht, mit zwei Würfeln Zucker und der Milch von gestern, nicht wahr?«
»So mag ich ihn am liebsten«, murmelte Mumm und setzte sich.
Kehrer atmete tief durch. »Und ich lege gern Gärten an«, sagte er. »Das Leben sollte ein Garten sein.«
Mumms Blick glitt erneut über den Kies. »Na schön«, brummte er. »Kies und Steine, ja, das sehe ich. Das mit dem Müll ist ein Jammer. Er taucht überall auf, was?«
»Ja«, sagte Lu-Tze. »Er gehört zum Muster.«
»Was? Die alte Zigarettenpackung?«
»Natürlich«, sagte Kehrer. »Sie verkörpert das Element der Luft.«
»Und der Katzendreck?«
»Er erinnert uns
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