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Die Navigatorin (German Edition)

Die Navigatorin (German Edition)

Titel: Die Navigatorin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norma Banzi
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könnte Sie vergewaltigen", grollte er ungehalten.
"So etwas würde mir nie in den Sinn kommen", log Kyrell. Sie nahm Mucar das Saftglas ab. "Auf den Erfolg unseres Projektes", prostete er ihr zu. Sie tranken. Danach setzte sich Mucar neben sie auf die Couch, demonstrativ einen weiten Abstand von ihr wahrend.
"Der Akar-Saft schmeckt nicht schlecht", lobte Kyrell.
"Vielleicht haben Sie einmal Gelegenheit, Akar-Wein zu probieren."
"Weshalb würde Patarin Karst sein Gesicht verlieren?", erkundigte sich Kyrell.
"Eine Passage durch das Minengebiet zu errichten, galt bei uns als unmöglich, weil die Minen nicht nur getarnt sind, sondern untereinander in Verbindung stehen und sich mittels Nano-Technologie selbst reproduzieren, sobald eine von ihnen ausfällt. Mehrere Patarine meines Volkes haben sich an dem Projekt versucht und sind dabei umgekommen oder mussten aufgeben. Aber Karst wollte es noch einmal wissen. Zwanzig Jahre arbeitete er an der Vorbereitung des Projekts. Er blätterte in alten Dateien und Dokumenten, immer auf der Suche nach den verloren gegangenen Zugangscodes. Und er fand etwas. Mit der Hilfe des von ihm aufgespürten Codes ist es möglich, den verbliebenen Minen vorzugaukeln, die geräumten Minen seien noch vorhanden. Eine Reproduktion findet nicht mehr statt. Unser Anführer Wyler wollte nichts von dem Plan wissen. Erst, als Karst mit ihm wettete, ließ sich Wyler auf die Sache ein. Wyler kann einer Wette nur schwer widerstehen."
"Dann ist Wyler an einem guten Abschluss der Sache nicht interessiert?"
"Oh doch! Wyler würde Karst nur ungern verlieren."
"Weil er ein guter Patarin ist?"
"Weil Wyler und Karst Zwillingsbrüder sind", entgegnete Mucar.
"Brüder können miteinander zerstritten sein", wandte Kyrell ein.
"Wyler und Karst sind einander sehr zugetan. Außerdem gibt es noch einen weiteren Familienangehörigen von Wyler auf diesem Schiff."
"Wen?", fragte Kyrell neugierig.
"Wylers Sohn dient auf der Gorasul."
"Kenne ich ihn? Ist es jemand, der auf der Brücke dient?", wollte Kyrell gespannt wissen.
"Ich bin Wylers Sohn."
"Deshalb hatte Patarin Karst so große Geduld mit Ihnen", entfuhr es Kyrell.
"Was meinen Sie damit?", fragte Mucar.
"Als Patarin Karst mich für die Navigation einteilte, haben Sie ihm heftig widersprochen. Ich habe gelesen, dass ul'chanische Patarine jeden Untergebenen töten, der ihre Anweisungen nicht sofort befolgt."
Mucar lachte. "Sie haben eine völlig falsche Vorstellung von uns. Natürlich kann es vorkommen, dass man einen Untergebenen wegen einer Verfehlung töten muss. Doch weshalb sollte es verboten sein, konstruktive Einwände vorzubringen? Ein Patarin, der seinen Darmon nicht anhört, würde sich unklug verhalten und die Sicherheit des Schiffes gefährden."
"Ich fand Ihre Einwände wenig konstruktiv."
"Stellen Sie meine militärische Kompetenz in Frage?", grollte Mucar mit zusammengezogenen Augenbrauen.
"Ich bin Zivilistin und habe wenig Ahnung von militärischen Dingen. Doch schließlich hatte man mich für die Navigation engagiert."
"Sie sind ein Bürger einen feindlichen Macht. Dies musste ich meinem Patarin vor Augen führen."
"Und Ihre Einwände hatten nichts damit zu tun, dass ich eine Frau bin?", stichelte Kyrell.
"Unterstellen Sie mir Vorurteile?", knurrte Mucar. "Ihr Onkel hat uns glauben lassen, Sie seien ein Mann. Auch, wenn Ihr Geschlecht nicht im Kontrakt erwähnt war, sind wir aufgrund Ihres Namens davon ausgegangen, der Navigator sei männlich."
"Es war Ihr Fehler, nicht der meines Onkels. Woher sollte mein Onkel wissen, dass die Ul'cha Kyrell für einen Männernamen halten?"
"Das ist Haarspalterei, Frau. Ich bin es müde zu diskutieren. Meine Geduld ist erschöpft", knurrte Mucar.
Kyrell erhob sich. "Ich bin auch müde. Ist besser, ich haue mich in die Koje."

xxx

Das Frühstück in der Offiziersmesse war für Kyrell weniger unangenehm, als sie befürchtet hatte. Nachdem sie sich daran gewöhnt hatte, dass die Ch'tarr bereits zum Frühstück große Mengen Fleisch in den verschiedensten Zubereitungsweisen zu sich nahmen, fühlte sie sich sogar wohl. Kyrell saß am Tisch des Patarins zwischen Mucar und einer jungen Frau namens Yres, die, wie sich herausstellte, eine Nebenfrau Patarin Karsts war. Yres diente als Ingenieurin im Rang eines Nentas im Maschinenraum der Gorasul und war deshalb nur selten auf der Brücke.
"Nehmen Sie von den Haskats, Navigatorin, Sie sind viel zu dünn", forderte Yres und hielt Kyrell eine Schüssel mit lebenden Würmern hin.

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